Würde sich mehr Kooperation zwischen deutschen Unternehmen und der Universität wünschen: Gloria Bosch.

TW
1

Gloria Bosch ist Doktorin für deutsche Literatur und lehrt an der Tourismus-Fakultät der Balearen-Uni UIB Deutsch. Zehn Jahre hat sie in der westfälischen Universitätsstadt Bielefeld gelebt und dort perfekt Deutsch gelernt.

Ihre Studenten sind zum Großteil Mallorquiner und bei denen stellt sie vor allem eins fest: "Trotz der relativ hohen Zahl deutscher Residenten auf Mallorca haben sie nicht viel Kontakt zu ihnen." Das Image "des Deutschen" beziehe sich vor allem auf Touristen. Innerhalb dieses Stereotyps gebe es zwei Pole, sagt Bosch: schäbig und besoffen oder versnobt und mit hohen Ansprüchen. Der Ballermann-Tourist, auch wenn sie ihn nicht so nennen, da sie das Wort "Ballermann" nicht kennen, sei für sie dem englischen Urlauber sehr ähnlich.

Auf der anderen Seite stehe der Fünf-Sterne-Tourist mit viel Geld. "Der normale Deutsche existiert im Grunde nicht in der Wahrnehmung", sagt sie. Wenn es einen engeren Kontakt zu Deutschen gebe, also wenn sie in einem Hotel mit Deutschen arbeiten oder mit Erasmus in Deutschland waren, fingen sie an, die Stereotypen abzuschwächen. Zum Beispiel stellten sie häufig fest, dass Deutsche gut erzogen sind.

Die Studenten seien meistens unpolitisch, das Interesse am Deutschen als Sprache sei vor allem zweckgebunden, sagt Bosch. Zu Themen wie Merkel oder dem jüngsten Volkswagen-Skandal gebe es ein paar Phrasen aus den Medien, "Merkel regiert Europa" oder ähnliches. Es werde aber wenig differenziert. "Die Sprache dient als Instrument, um einen besseren Job zu bekommen. An der deutschen Kultur gibt es wenig Interesse.

Die Uni hat allerdings auch nicht viel dafür getan, das zu ändern. Deutsche Literatur gibt es hier nicht. Dabei ist Deutsch auf Mallorca eine fundamentale Sprache, um im Tourismus zu arbeiten", sagt Bosch.

Sie selbst habe in Deutschland viele positive Erfahrungen mit Deutschen gehabt - im Gegensatz zu Mallorca. "Hier gab es viel Konkurrenzdenken unter den Mallorca-Deutschen. Aber auch das ist nicht repräsentativ", räumt sie ein.

Was schon ein bisschen "typisch deutsch sei", so Bosch, sei das "so wird das gemacht", ein Sich-Durchsetzen durch Fachwissen. "Als ich in den 90er Jahren in Deutschland war, herrschte dort ein bisschen Rebellion wie in den 70ern, davon ist heute nichts mehr übrig. Heute dominiert dort die Selbstzufriedenheit", sagt sie. Das schöne Leben der Deutschen werde auch auf Mallorca wahrgenommen und ist für viele ein Anreiz für ihr eigenes Leben. "Auch hier sehen wir viel ,la deutsche Vita'", sagt Bosch.

Dauerhaft nach Deutschland zurückkehren will Bosch aber nicht. "Ich glaube, dort zu arbeiten, ist härter und man hat mehr Druck. Ich habe Freunde, die dort sehr viel arbeiten und keine Zeit für anderes haben. Das gute Gehalt kompensiert vielleicht den Aufwand, aber das ist für mich kein Anreiz."

Für Mallorca wünscht sie sich einen besseren Kontakt zwischen deutschen Unternehmern und den Studenten der Universität. "Damit die Unternehmen ihnen Jobs geben, anstatt Deutsche auf die Insel zu bringen. Das passiert momentan gar nicht", sagt sie. (zap)