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Wie die Osterurlauber fliegen sie im April in großer Zahl nach Mallorca, allerdings nicht durch die Luft, sondern durch das Meer. Zumindest sieht es so aus, wenn Rochen graziös durch das Wasser gleiten. Sie haben einen flachen Körper, und ihre Brustflossen sind mit Kopf und Rumpf vollständig verwachsen. Das ermöglicht ihren einzigartigen Schwimmstil, ein kraftvolles wellenartiges Schwingen, das an Fliegen erinnert.

Die maritimen Osterbesucher gehören zur Gattung der Dasyatis pastinaca oder Gewöhnlichen Stechrochen, erklärt der Meeresbiologe Biel Morey. "Sie kommen von Großbritannien bis Südafrika vor, aber trotzdem ist sehr wenig über sie bekannt." Ein Forschungsprojekt, das Morey koordiniert, soll das jetzt ändern. Das Projekt wird von der mallorquinischen Umweltschutzorganisation Ondine unter Leitung von Brad Robertson ausgeführt und von der Balearen-Regierung unterstützt.

"Von Mitte April bis Juni schwimmen Stechrochen zu Tausenden an die balearischen Küsten, um sich zu paaren und zu reproduzieren", erklärt Morey. Sie sammeln sich in Buchten mit sandigem Meeresboden, wobei ein besonders beliebter Treffpunkt direkt vor Arenal liegt. Wer mit einem Boot langsam unterwegs ist, kann die eleganten Fische mit bloßem Auge im Wasser sehen - schon wenige Hundert Meter vor der Küste. Weibchen werden über einen Meter breit, Männchen etwas kleiner.

"Pastinacas sind nicht gefährlich", betont Morey. "Sie greifen nicht an, wenn man im Wasser taucht oder schwimmt und sie vorbeiziehen." Allerdings leben Rochen am Meeresboden und verbuddeln sich im Sand, um getarnt auf ihre Beute zu lauern. Nur ihre Augen lugen heraus. Ein ungewollter Tritt auf einen Stechrochen tut ungemein weh und muss sofort ärztlich behandelt werden. Der Stachel enthält Gift. Er dient dem Rochen zur Verteidigung. "Es gibt aber nur sehr wenige Unfälle", beruhigt Morey.

Ungewöhnlich ist die Fortpflanzung der Stechrochen: "Jungtiere werden lebend geboren", erzählt der Meeresbiologe. Mutterfische haben eine Gebärmutter, in der eine Art Milch die Embryonen ernährt. Nach einer Tragezeit von vier Monaten kommen vier bis zehn kleine Stechrochen auf die Welt. Nur 20 Zentimeter messen sie, aber die Kleinen sind sofort selbstständig und fressen wie die Großen Fische, Krusten- und Weichtiere.

Stechrochen werden etwa zehn Jahre alt, aber erst im Alter von vier oder fünf Jahren geschlechtsreif.

Ab August verlassen die erwachsenen Pastinacas die balearischen Gewässer. Nur die Jungtiere bleiben hier. Pastinacas sind eine von 35 Rochenarten, die im Mittelmeer leben. Mit den "Rayas" auf Mallorcas Speisekarten sind sie nicht verwandt. "Sie haben keinen gastronomischen Wert", erklärt Morey. Fischer mieden die Buchten, in denen sie sich sammelten. Dennoch blieben ihre zackigen Stachel oft in Fischernetzen hängen. Normalerweise schnitten ihnen die Fischer dann den Stachel ab und würfen sie wieder ins Meer. "Für die Fischer wäre es zu aufwendig und gefährlich, die Pastinacas samt Stachel aus dem Netz zu entfernen", erläutert Morey. So schwimmen nicht selten stachellose Stechrochen im Meer vor Mallorca.

Der Dasyatis pastinaca ist vom Internationalen Umweltschutzverband IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) als im Bestand gefährdet eingestuft. Ihr langsames Wachstum, die niedrige Zahl an Jungtieren, die späte Geschlechtsreife und die Überfischung machten sie verwundbar, meint Morey.

Das Forschungsprojekt will am Beispiel der Stechrochen für einen besseren Schutz des Mittelmeers insgesamt plädieren. Die erste Phase des Projekts ist bereits abgeschlossen. Es war eine erstmalige Bestandsaufnahme der Stechrochen vor Mallorca. Jetzt sollen die Migrationsströme und das Paarungsverhalten genauer untersucht werden.

"Der Zustand des Mittelmeers ist besorgniserregend. Hoffentlich können wir durch dieses Forschungsprojekt mehr Bewusstsein dafür schaffen. Die Pastinacas sind leicht zu beobachten und faszinieren jeden, der sie im Wasser sieht", sagt Morey.