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Mallorca Magazin: Herr Muñoz, wie wird der Waldbrand von Ihrer Naturschutzorganisation Grup Ornitològic de Balears (GOB) bewertet?

Toni Muñoz: Das war der gravierendste und größte Waldbrand in der Geschichte der Balearen. 2000 Hektar! 1992 standen bei Artà zwar noch mehr Hektar in Flammen, aber es war kein ausgewachsenen Wald, sondern weitgehend Buschland.

MM: Welchen Anteil stellt der jetzt verbrannte Wald im Tramuntana -Gebirge?

Muñoz: Als geschützte Naturlandschaft umfasst die Tramuntana mehr als 60.000 Hektar. Es ist also nur ein kleiner Teil verbrannt. In der zerstörten Zone ist der Brand dennoch eine ökologische Katastrophe, ganz abgesehen vom Verlust des reizvollen Landschaftsbildes. Jetzt besteht die Gefahr der Desertifikation, also der dauerhafte Verlust der Vegetation in dem Gebiet.

MM: Inwiefern?

Muñoz: Die Pflanzendecke ist komplett verbrannt. Das Erdreich liegt ungeschützt da. Mit den ersten heftigen Regenfällen kann das Erdreich abgetragen werden. Zurück bleibt nackter Fels, auf dem nichts mehr wachsen kann. Hinzu kommt, dass es sich um teils sehr abschüssiges Gelände handelt, wo die Niederschläge den Humus leicht fortwaschen.

MM: Was kann man gegen die drohende Erosion tun?

Muñoz: Es gibt Methoden, das Erdreich zu stabilisieren. Etwa, indem man die verkohlten Baumstämme der Kiefern fällt und diese im rechten Winkel zum Abhang befestigt. So schafft man Barrieren, die das Regenwasser und das Erdreich aufhalten. Diese Vorgehensweise hatte sich bereits auf dem Gelände von Sa Trapa bewährt.

MM: Das ehemalige Trappistenkloster bei S'Arraco ist 1980 vom GOB mit Hilfe von vielen freiwilligen Helfern und Spendern gekauft und so vor der Bebauung bewahrt worden. Nach dem Waldbrand von 1994 begann die Wiederaufforstung. Zuletzt war der Erfolg - die gewachsenen Bäume - sichtbar. Jetzt liegt das Gemeinschaftswerk in Schutt und Asche.

Muñoz: Fast 20 Jahre Arbeit wurden auf einen Schlag ausgelöscht. Wir stehen wieder am Nullpunkt. Aber wir geben nicht auf und werden wieder aufforsten. Sa Trapa ist für die Naturschutzbewegung von hoher symbolischer Bedeutung. Es gibt keinen Platz für Pessimismus.

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MM: Wie lässt sich die "verbrannte Erde" am sinnvollsten aufforsten?

Muñoz: Am besten ist es, man unterstützt das natürliche Nachwachsen des Waldes. Politische Hau-Ruck-Kampagnen wie etwa "Wir pflanzen eine Million Bäume" machen sich in den Medien zwar gut, zeigen aber langfristig nur wenig Erfolg. Die Natur erholt sich von alleine, wenn man die Erosion verhindert und an jene Stellen Jungbäume pflanzt, wo es ratsam ist.

MM: Zarte junge Pflanzentriebe sind ein Leckerbissen für Ziegen und Kaninchen. Wo diese nagen, kann sich Jungwald nicht alleine entfalten ...

Muñoz: Das ist richtig und gerade die Jungtriebe sind für den künftigen Wald besonders wichtig. Man muss das Gebiet massiv vor Wildverbiss schützen, auch wenn Tierfreunde das nicht gerne sehen.

MM: Wie entsteht Naturwald nach einem Brand?

Muñoz: Bei vielen Pflanzenarten wie Wildoliven, Zwergpalmen und Mastixsträuchern überleben die Wurzeln. Bei den Kiefern sind es die Samen der verbrannten Zapfen. Sie keimen nach Regen auf.

MM: Wie lange dauert es, bis eine Kiefer zwei Meter hoch ist?

Muñoz: Zwölf bis 15 Jahre. Aber bis dieser Baum selbst Samen produziert, vergehen bis zu 50 Jahre. Darum ist es sinnvoll, Kiefern an Stellen anzupflanzen, wo sie es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, etwa weil die Erdschicht bereits zu dünn ist.

MM: Das klingt nach sehr viel Handarbeit, Kosten und Wartezeit.

Muñoz: Einen brennenden Wald zu löschen und wieder aufzuforsten kommt viel teurer als vernünftige Waldpflege und Brandvorsorge. Aber auch bei Letzterem sind höhere Ausgaben als bisher sinnvoll. Der Bergwald ist eine landschaftliche und damit auch touristische Attraktion. Doch die Tourismusbranche trägt kaum zu den Unterhaltskosten bei.

Mit Toni Muñoz sprach Alexander Sepasgosarian