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Die am Dienstag festgenommenen Österreicher J.H. und seine spanische Ehefrau B.D. sind am frühen Donnerstagmorgen in Untersuchungshaft gekommen. Das hat der Anwalt des Paares auf MM-Nachfrage bestätigt. 

Der Haftprüfungstermin ist für kommenden Mittwoch vorgesehen. Ihnen droht eine Haftstrafe von acht Jahren. Der Österreicher habe nach Aussagen seines Anwalts aber keine Vollmacht für die Geschäfte gehabt, die seien auf seine spanische Ehefrau gelaufen.

Beiden wird Betrug in mehr als hundert Fällen vorgeworfen. Sie hatten über mehrere Jahre Kredite vergmittelt und Geld für Kunden zu einem hohen Zinssatz angelegt. Nachdem einige Zinszahlungen ausblieben haben sechs Anleger aus Sorge um ihr Geld Anzeige erstattet. Sie beschuldigen das Paar, ein Schneeballsystem aufgesetzt zu haben. Beide sind in der internationalen Gesellschaft Mallorcas gut bekannt.

Den Gesamtschaden gibt die Polizei mit neun Millionen Euro an. Das Büro der Gesellschaft in Palma wurde durchsucht, dabei stellten Beamten diverse Unterlagen sicher.

MM liegen seit Wochen Informationen eines Betroffenen vor, dem nach eigenen Angaben bislang ein Schaden von 260.000 Euro entstanden ist, zuzüglich entgangener Zinsen für eine geplatzte Kreditbürgschaft. „Für die 260.000 Euro liegt meinem Anwalt eine persönliche Schuldanerkenntnis von Frau B. vor", sagt Klaus S. (Name geändert). S. hat unter anderem Kredite finanziert, die mit Immobilien gedeckt wurden.

Das funktionierte laut S. so: Wenn ein Kunde 100.000 Euro brauchte und zum Beispiel eine Immobilie hatte, musste er 500.000 Euro mit einer Laufzeit von zwölf Monaten aufnehmen, die von einem privaten Investor wie S. kamen. Mit der Differenz, erklärt S., hätten B.D. und J.H. dem Kunden versprochen, wollte man eine Rendite für den Investoren erwirtschaften. Der Kunde bekomme das Darlehen dafür zinsfrei.

Er als Investor habe von dem zusätzlichen Deal des Paares mit dem Kunden nichts gewusst, so S.. Er habe die Immobilie als Sicherheit erhalten sowie die Zusage, in einem Jahr 15 Prozent Rendite zu bekommen. Einmal habe das auch geklappt. Das Problem: „Viele Gutachten waren gefälscht", sagt S. Platzte ein Kredit, war die Immobilie das Geld nicht wert. Er sitze jetzt auf Titeln im Wert von drei Millionen Euro.

Der tatsächliche Wert der als Sicherheit hinterlegten Immobilien sei fraglich. Die Versteigerungen stünden noch aus, er hoffe, zumindest sein geliehenes Geld wiederzubekommen, meint S.. Die Zielgruppe seien häufig ältere Menschen mit Immobilienbesitz gewesen, die von hiesigen Banken keine Kredite bekommen hätten, weil sie keine regelmäßigen Einkünfte nachweisen könnten.

J.H. habe aber darüber hinaus auch Bargeld angenommen, um es direkt zu investieren. Mit dem Geld der verschiedenen Anleger hätten die Renditen zunächst gezahlt werden können. Später seien dann die Zahlungen ausgeblieben. Insgesamt seien die beiden zehn Jahre aktiv gewesen. Laut S. handelt es sich bei vielen Privatdarlehen um Schwarzgeld. Deshalb habe lange niemand Anzeige gestellt.

Bei S. liegt der Fall anders, er hat Anzeige wegen Betrugs und Urkundenfälschung erstattet. Er könne alles belegen. Insgesamt habe er sieben Kredite finanziert. „Alle sind geplatzt", stellt S. fest. Er unterstellt dem Paar kriminelle Energie. Ihm persönlich seien allein zwölf Fälle bekannt, von überwiegend älteren Menschen, deren Vermögen weg sind.

Der Anwalt des Paares, Arno Meuser aus Palma, verweist hingegen auf ein Konkursverfahren, das im Dezember eingeleitet wurde. Man versuche jetzt, ein Umschuldungsverfahren einzuleiten um die Forderungen zu befriedigen. Die finanziellen Probleme seien auch durch die Wirtschaftskrise entstanden.

Zum weiteren Stand könne er keine Angaben machen. Es komme aber häufiger vor, dass Gläubiger, die mit einer zivilrechtlichen Forderung keine Einigung mit dem Schuldner erzielen, auf eine strafrechtliche Forderung übergingen.