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Herbst, Winter, Frühjahr - immer dann, wenn es nicht zu heiß ist, sind sie auf Mallorca anzutreffen: Wanderer, die in trittsicheren Bergstiefeln die Serra de Tramuntana erkunden. Der bis zu 1445 Meter hohe Gebirgsriegel ist ein stiller Magnet, der im Jahr 120.000 Naturfreunde zum Wandern auf die Inseln lockt. Jetzt, wo die Kulturorganisation der Vereinten Nation (Unesco) die Tramuntana und ihre Kulturlandschaft zum Welterbe der Menschheit erklärte, dürfte die Zahl der Wanderer noch zunehmen - schon allein aufgrund des positiven Werbeeffekts.

Nicht jeder sieht das ausschließlich positiv, Hoffnungen und Befürchtungen halten sich die Waagschale. Umweltaktivisten haben Angst vor einem Ansturm an Menschenmassen, die womöglich auch die lauschigsten Winkel der Berg- und Waldregion niedertrampeln werden. Ladenbesitzer und Geschäftsinhaber wiederum hoffen selbst in abgelegenen Bergdörfern auf höhere Umsätze.

Eine wichtige Interessengruppe sind zudem die Eigentümer der Berge. Über 90 Prozent der Tramuntana befinden sich in Privatbesitz, der Streit um öffentliche Wanderwege auf privatem Grund ist in den Bergen ein Dauerthema, auch wenn die Haltung der Eigentümer nicht einheitlich ist.

In Sóller wiederum, dem touristischen Kernort der Tramuntana, hat man Gesprächsbedarf festgestellt und eine internationale Tagung organisiert, auf der die Chancen und Risiken des Bergtourismus bewertet werden sollten. Veranstaltet wurde der Kongress vom örtlichen Hotelverband, dem Rathaus und dem balearischen Berg- und Wanderverein.

Ein großes Potenzial für Wandertourismus sieht Axel Hübner, Produktmanager beim deutschen Reiseveranstalter Thomas Cook (Neckermann). In Deutschland seien die Wanderer auf dem Vormarsch, die Nachfrage nach Urlaub samt Wanderstiefeln, Rucksack, Stock und Hut wachse. "Wandern wird zunehmend schicker."

Das hänge auch mit der demographischen Entwicklung zusammen, der Anteil der Älteren an der Gesellschaft steigt. Das Profil der Wanderurlauber umfasse die Generationen von 50 oder 60 Jahren aufwärts. Es sind Menschen, die sich mit dem Wandersport fit und beweglich halten möchten. Hinzu komme, dass sie meist über viel Zeit und Kaufkraft verfügten. Diese Gäste legten Wert auf intakte Natur und hochwertige Hotels mit Wellness, Spas und ausgewiesener lokaler Gastronomie samt biologischen Produkten.

Fazit: "Der Wandertourismus hat für mich ein riesiges Wachstumspotenzial für Mallorca in der Nebensaison." Allerdings müsste ein touristisches Wanderzentrum wie Sóller auch etwas dafür tun. Die Hotels sollten am besten das ganze Jahr aufbleiben und modernisiert werden. "Deutsche Wanderurlauber wollen hochqualifizierte Wanderwege und abends im Hotel Komfort."

Von den rund 2000 Betten, die die 17 Hotels in Sóller anbieten, sind im Schnitt 60 Prozent mit Wanderern belegt, sagt Verbandspräsident Lluís Rullan. Doch die Hoteliers in Sóller setzen nicht auf ungebändigtes Wachstum. "Unser Ziel ist nicht: mehr Besucher", betont Rullan. Vielmehr wolle man die Qualität der Dienstleistung anheben, um so mehr Einnahmen samt einer höheren Rendite zu erlangen. "Wenn schon mehr Gäste, dann zumindest in den schwächeren Monaten November und Januar", sagt Rullan.

Deutliche Position auf der Tagung, wenn auch nicht als Gastredner, bezog Carlos de Zayas. Er ist als Präsident der "Amics de la terra" nicht nur einer der engagiertesten Umweltaktivisten Mallorcas, sondern auch Eigentümer des größten Landgutes der Insel, Son Torella, auf dem sich auch Mallorcas höchster Berg, der Puig Major, befindet. "Ich habe nichts dagegen, wenn Wanderer über die Finca laufen. Aber wir halten die Wege und die Landschaft instand - ohne Gegenleistung. Es muss eine Kompensation dafür geben, wenn wir die Wege öffnen", sagte Zayas.

Auch der Sicherheitsaspekt sei zu klären. Denn die riesigen Landgüter erzielten derzeit lediglich Einnahmen aus der Jagd. "Jäger und Wanderer, das geht nicht gut zusammen." Wenn also die Eigentümer vor allem auf Wanderer setzten, müsste eine Ausfallentschädigung her.

Die Hoteliers, so Vize-Präsident Jos Kuiper, stehen den Forderungen der Landbesitzer weitgehend aufgeschlossen gegenüber. "Das ist klar, dass wir da zu einer Einigung finden sollten."