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Die Demonstration verzweifelter Eltern vor dem Rathaus in Calvià am Montag kam zu spät, trotz emotionaler Parolen und Gesänge („Esperanza, mach unsere Schule auf"). Seit dieser Woche ist es offiziell: Die deutschsprachige Viva-Schule in Santa Ponça wird ihre Pforten auf absehbare Zeit nicht mehr öffnen, zumindest nicht im derzeitigen Gebäude.

Die stellvertretende Bürgermeisterin und Bildungsstadträtin von Calvià, Esperanza Català, hatte den Eltern am Dienstag auf einer Sonderversammlung im Tennisclub von Costa de la Calma angeboten, ihre Kinder auf umliegenden Schulen anzumelden, obwohl die Frist abgelaufen sei. „Das ist ein nettes Angebot", sagt Sven Vavrik, einer der Elternsprecher. Für viele Kinder käme eine spanische Schule, öffentlich oder privat, aber nicht in Frage. Sie seien erst kurz auf der Insel und sprächen nicht ausreichend Spanisch, geschweige denn Katalanisch.

Unterdessen arbeitet Schulbetreiber Gerhard Kollmann an einer Lösung. „Wir sind mit einem halben Dutzend Experten unterwegs, um neue Räume zu finden, es gibt bereits mehrere Angebote, mich rufen sogar Bürgermeister aus Nachbargemeinden an", sagte er gegenüber MM. Gleichzeitig arbeite man an Plänen für das bisherige Schulgebäude. „Wir wollen die Zulassung und die Gemeinde hat uns ihren Willen signalisiert, das schnell zu bearbeiten. Das wird aber mindestens drei Monate dauern", so Kollmann.

Català hatte den Eltern erklärt, dass weder alle Sicherheitsauflagen erfüllt seien noch das Gebäude in der Calle del Riu Sil in Santa Ponça für den Schulbetrieb zugelassen sei. „50 Prozent des Gebäudes sind als Geschäftsräume deklariert", sagte sie.

Zwischen ihr und Kollmann scheint alles gesagt. Sie wollte in den vergangenen Tagen nur noch mit den Eltern direkt sprechen. Während der Demonstration am Montag musste der Schulbetreiber ausdrücklich draußen bleiben, wurde sogar von der Ortspolizei am Zutritt gehindert. „Der Herr war oft genug hier, wir haben ihm das Problem hinlänglich erklärt", erklärte Català vielsagend. Schon vor sieben oder acht Monaten habe man ihm die Lage erklärt, geschehen sei erst vor einigen Wochen etwas und das nicht in ausreichendem Maße. Zuständig sind zwei Behörden:Die Gemeinde für die Gebäudeabnahme und stätdebauliche Fragen, der Inselrat für die Zulassung als Schule.

Die deutsche Konsulin Regina Lochner sagte auf MM-Anfrage, dass beim zuständigen Inselrat überhaupt kein Antrag auf Zulassung gestellt worden sei, sie deswegen nicht handeln könne. „Es ist nicht unsere Aufgabe, so etwas in Gang zu setzen."Etwas anderes sei es, wenn ein Antrag hängen würde, dann könne man Druck bei den Behörden machen. Ihr tue das leid für die Kinder. Eine Lösung könnte der Wechsel auf eine andere internationale Schule sein.

Kollmann bestätigte gegenüber MM, dass die Betriebsgenehmigung des Inselrats für die Viva-Schule fehlt. Das liege wiederum daran, dass Gemeindetechniker ihr Okay für das Gebäude verweigern. „Mir fehlt aber eine Mängelliste, die man abarbeiten könnte", sagt er. Zwar habe er im Mai ein Schreiben bekommen, dass das Projekt, das 2009 von seinen Vorgängern eingereicht wurde, abgelehnt werde. Die Dringlichkeit war ihm aber nicht bewusst. „Es standen Prüfungen an, anschließend die Sommerferien."

Die Dringlichkeit bekamen dann die Eltern zu spüren, als sie zum Schulbeginn eine versiegelte Schule vorfanden, die von Polizisten bewacht wurde. „Was haben wir ausgefressen? Die Schule sah aus wie der Tatort eines Verbrechens", erregt sich Isabella Hübl, deren Zwillinge Leon und Meriln in die 6. Klasse gehen. Die Kinder seien zutiefst verstört gewesen. So viel sei renoviert worden, die Mutter sieht nicht ein, warum der Unterricht nicht stattfinden könne, „solange keine Gefährdung der Kinder besteht." Vielleicht könne man mit den Klassen und dem Lehrpersonal bestimmte Räume nutzen oder einige der Container mitnehmen, sagte eine Mutter. Dieser Hoffnung hat Català bereits eine Absage erteilt. Warten auf ein Viva II oder die Kinder auf anderen Schulen unterbringen? Guter Rat ist für die Eltern der Viva-Kinder derzeit teuer, ebenso wie für die Lehrer. Die bangen um ihre Arbeitsplätze.