Das Schuljahr 2011/12 hat auf den Balearen begonnen. Insgesamt sind 150.000 Schüler in ihre Klassenräume zurückgekehrt oder haben ihre Schulkarriere begonnen - davon 130.000 an den öffentlichen oder halbstaatlichen Schulen, 20.000 an den Privatschulen. Die Anmeldefristen laufen bis Ende der Woche.
Die Regierung hat auf den Balearen sechs neue Schulen eröffnet, unter anderem zwei in Sóller, eine in Llucmajor und eine in Manacor. Das Personal wurde um 35 Lehrer auf 11.366 erhöht, vor allem durch die Rückbeorderung von Lehrern, die andere Tätigkeiten ausübten. Man will die Schülerdichte von 18 Schülern pro Lehrer senken.
Die ausländischen Residenten auf den Balearen nutzen überwiegend das öffentliche Schulsystem. Im vergangenen Schuljahr waren das 81 Prozent. Fast 15 Prozent ausländischer Eltern bringen ihre Kinder auf die halbstaatlichen Schulen, 4'4 Prozent auf eine Privatschule.
Rund 1600 deutsche Schülerinnen und Schüler sind nach Angaben des Kultusministerium auf öffentlichen und halbstaatlichen Schulen eingeschrieben. Zahlen zu den Privatschulen gibt es nicht.
Generell ist der Anteil ausländischer Schüler auf den Inseln relativ hoch. Im vergangenen Schuljahr war die Quote ausländischer Schüler mit 15'6 Prozent spanienweit der zweithöchste (Durchschnitt: 9'5 Prozent), nur in der Weinregion La Rioja lernen noch mehr ausländische Schüler an den colegios. Ob da ein Zusammenhang mit der zweithöchsten Schulabbrecherquote (36'7 Prozent) im Lande besteht, ist unklar. Immerhin konnte die Zahl der Schulabbrecher in den vergangenen Jahren um mehr als fünf Prozentpunkte gesenkt werden.
Das hiesige Schulsystem wirft gerade für ausländische Residenten Fragen auf: Kann mein Kind nach einer eventuellen Rückkehr in die Heimat problemlos seine Schulkarriere fortsetzen? Werden die hier erworbenen Abschlüsse anerkannt, wenn es ans Studieren geht?
Internationale Schulen reagieren auf die Nachfrage und garantieren die Kompatibilität mit dem deutschen oder englischen Schulsystem, wie etwa die Eurocampus- Schule in Palmas Viertel El Terreno, die beim balearischen Kultusministerium gelistet ist und eine Kooperation mit der Deutschen Schule in Barcelona hat.
Momentan könne man nur die Mittlere Reife anbieten, man arbeite daran, dass die Kinder auch das Abitur machen können, sagt Schulleiterin Gabriele Fritsch. Dort findet im Schulgebäude in der Calle Infanta am Freitag, 16. September, von 16 bis 18 Uhr ein Tag der offenen Tür statt.
Außerhalb des balearischen Schulsystems bewegt sich die Viva-Schule in Santa Ponça. Die 100 Schüler lernen dort nach deutschem Lehrplan, können ihren Realschulabschluss in Thüringen machen und ihr Abitur an einem bayerischen Gymnasium. "Wir stehen für dieses Jahr in Verhandlungen mit einer deutschen Schule auf dem spanischen Festland", sagt Schulleiter Thomas Scholz.
Momentan hat er aber mit hiesigen Behörden zu kämpfen. Die ließen das Schulgebäude wegen Baumängeln einen Tag vor Schulbeginn schließen, der Schulanfang fand in Ausweichgebäuden statt. "Wir haben alles behoben, jetzt sollten wir binnen weniger Tage zurückkehren können", sagte Scholz gegenüber MM. Die Eltern hätten größtenteils Verständnis gezeigt, dennoch habe es fünf Abmeldungen gegeben, die schmerzten.
Andere Eltern setzen aus Prinzip auf das regionale Schulsystem, zumindest für die Grundschulzeit. So wollen sie verhindern, dass ihr Kind im Wohnviertel zum Außenseiter wird. Schließlich ist auch das Geld ausschlaggebend. Monatsbeiträge zwischen 300 und 800 Euro, auf englischen Colleges teilweise mehr, kann sich nicht jeder leisten.
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