, 15. September – Lukas, der Lokomotivführer,
heißt Josep Manzano, und Mallorca hat sich klammheimlich in die
Insel Lummerland verwandelt. Zumindest fühlt man sich mit dem
"Mallorca Wine Express" in die bekannte Geschichte von Jim Knopf
& Co. versetzt.
Der neue Touristenzug hat pünktlich zur Weinlese seinen Betrieb
aufgenommen und startet von Santa Maria aus täglich außer sonntags
zu Touren durch die Weinanbauregion in der Inselmitte.
In Zusammenarbeit mit der Bodega Macià Batle hat Landwirt und
Urlaubsanbieter Julián Panadés vom Finca-Hotel Es Molí de Son Maiol
Ende August den Service ins Leben gerufen, den man bisher nur aus
Küstenorten wie der Playa de Palma oder Cala Millor kannte.
Zum Preis von 25 Euro für Erwachsene kann man an der
zweistündigen Tour mit anschließender Führung und Weinprobe bei
Macià Batle teilnehmen und renommierte Weinbaubetriebe
kennenlernen. Die Reben von acht Winzern liegen an der Strecke des
Zugs, einen Eindruck bekommt man je nach Route mindestens von fünf
verschiedenen Anbauflächen.
Historische Einblicke in den Weinbau und das Landleben auf
Mallorca gibt es vor allem auf der Finca Sa Torre de Santa Eugènia
aus dem 16. Jahrhundert, wo die Familie López-Pinto heute ein edles
Landrestaurant mit schattigem Park betreibt. Vor alten Weinpressen
und Werkzeugen erzählt Reiseführerin Sabine von der traditionellen
Arbeitsweise sowie von der Haus- und Familiengeschichte.
Aus Zeitgründen führt die Tour zwar durch die Reben von Ribas,
Ramanyà, Sebastià Pastor oder Vins Nadal, nicht aber direkt zu den
Bodegas. Lohnend ist es trotzdem, denn der zur Lokomotive umgebaute
Traktor mit den liebevoll in der Optik des Sóller-Zugs nachgebauten
Waggons tuckert über holprige und verschlungene Seitenwege, auf die
man sich mit dem Auto niemals wagen würde.
Blicke ergeben sich nicht nur auf die Rebenlandschaft und das
Tramuntana-Gebirge, sondern auch auf Finca-Baustellen und
idyllische Feldhäuschen. Über-aus sehenswert sind auch die Gassen
und Plätze im Weinbaudorf Biniali.
Richtig zur Sache geht es dann bei Macià Batle, wo die Weinlese
in vollem Gange ist. "So viel Zucker wie dieses Jahr haben wir
selten gemessen. Beim Chardonnay sind es 13 Grad Baumé (100
Oechsle), beim Syrah sogar bis zu 15 Grad Baumé" (etwa 115 Oechsle,
Anm. d. Red.), sagt Ernteleiter Tolo Mayrata Sastre. Nach seinen
Worten erfolgt die Weinlese in diesem Jahr relativ früh.
Lediglich die späten Sorten wie Mantonegro, Cabernet-Sauvignon
oder Prensal hängen noch am Rebstock und werden in diesen Tagen
eingebracht. Mayrata Sastre ist sich sicher, dass die Ernte dieses
Jahr nicht wie sonst bis Anfang Oktober dauern wird, sondern
bereits einige Tage vor dem Monatsende vorbei ist.
Bis man den Jahrgang 2011 zu kosten bekommt, wird es aber
dauern, denn ein guter Wein muss reifen - ein Crianza zum Beispiel
zehn Monate im Stahltank und noch einmal dieselbe Zeit im
Eichenholzfass. Bei dem Reserva sind es sogar 18 Monate im
Barrique, während ein Gran Reserva nach insgesamt drei Jahren auf
den Markt kommt.
Bessere Karten hat man da schon mit dem Weißwein, der
normalerweise pünktlich zur warmen Jahreszeit präsentiert wird.
Oder man probiert im November einen jungen Roten (añada), um sich
einen Eindruck zu verschaffen.
Internet: www.mallorcawinetours.com
Telefon: Tel. 653-528659
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