1. September – Wer ungestört sein will, der
fährt nicht an die Playa de Palma – sollte man meinen. Dennoch geht
das Treiben an Mallorcas wichtigster Urlaubermeile manchem
Touristen zu weit. Hütchenspieler, fliegende Händler, Prostituierte
und dann auch noch die „Ticketeros” – zu bestimmten Zeiten ist es
schier unmöglich, auch nur 20 Meter zurückzulegen, ohne mehrfach
angesprochen zu werden.
Von der Diskothek übers Restaurant bis hin zum Anbieter von
Bootstouren – viele Unternehmer in Mallorcas Touristenhochburgen
wollen nicht auf die Möglichkeit der sogenannten „dynamischen
Werbung” verzichten. Im Gegensatz zu anderen Gestalten, die rund um
die Uhr die Straßen etwa an der Playa de Palma bevölkern, handelt
es sich bei den „Ticketeros” um eine legale Spezies im
mallorquinischen Urlauberdschungel, die obendrein noch einiges an
Kunstfertigkeit mitbringt: Den Urlauber um den Finger zu wickeln
und dazu zu bewegen, auf ein Angebot einzugehen, ist nicht immer
einfach (siehe Interview auf der folgenden Seite).
Neben den Vertretern dieser Zunft, die es beim Kundenfang subtil
angehen lassen, gibt es aber auch solche, deren Penetranz durchaus
an Nötigung grenzt. In der Gemeinde Calvià ist es den Unternehmern
seit einigen Jahren sogar verboten, menschliche Werbeträger auf die
Touristen loszulassen, nachdem es immer wieder Probleme gegeben
hatte. Andere große Inselgemeinden haben das Treiben der
„Ticketeros” zumindest durch Verordnungen klar geregelt.
Laut den Vorschriften beschränkt sich die Aufgabe dieser fast
ausschließlich in der Hochsaison auf Mallorca anzutreffenden
Berufsgruppe auf die Werbung. Mit dem Verkaufen von Tickets, wie
die Bezeichnung „Ticketero” vermuten lassen könnte, haben diese
Leute nichts zu tun. In Palma etwa ist ihnen „der ambulante Verkauf
von Tickets, Eintrittskarten und Ähnlichem” ausdrücklich verboten.
Das steht so in der entsprechenden Verordnung und auch die
Lokalpolizei bestätigt das auf Anfrage.
Genehmigt ist dagegen das Verteilen von Infoblättern – in diesem
Fall hat der Arbeitgeber des „Ticketero” eine städtische Lizenz zu
beantragen, die der Angestellte wiederum gut sichtbar bei sich
tragen muss. Erlaubt ist zum anderen „Mundpropaganda” – hierfür ist
keine Genehmigung nötig. Hier geht es darum, potenzielle Kunden
anzusprechen und vom beworbenen Angebot zu überzeugen. Dies ist die
mit Abstand am weitesten verbreitete Aktivität, Vertreter dieser
Gruppierung werden meist als „PR-Mitarbeiter” und nur
fälschlicherweise als „Ticketeros” bezeichnet.
Wie viele „PR-Mitarbeiter” und „Ticketeros” an der Playa de
Palma unterwegs sind, ist nicht zu beziffern. Auf sieben
Angestellte eines Unternehmens darf in Palma maximal ein
Mitarbeiter kommen, der Werbeflyer verteilt. Allein der „Megapark”
an der Playa de Palma beschäftigt in der Hochsaison 35 Personen,
die auf den Straßen Werbung für den Partytempel machen.
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