Wir durften regelmäßig Urlauberrekorde vermelden, und alles war
gut. Die Inselbewohner hatten ihr Auskommen, mehr noch: Sie
erreichten einen Wohlstand, der in Spanien seinesgleichen suchte.
Das Pro-Kopf-Einkommen auf den Inseln war immer in der oberen
Tabellenregion.
Sie haben es bemerkt, wir schreiben in der Vergangenheit.. Auf
Mallorca ist nichts mehr, wie es war. Doch: Die Tourismusrekorde
gibt es auch in diesem Jahr wieder. Aber keiner mag wirklich
jubeln. Weder die Hoteliers noch die Gastronomen und
Geschäftsleute. Dabei sollen doch die durchschnittlichen Ausgaben
der Urlauber gestiegen sein. Sicher ist nur: Das Urlaubsbusiness
ist undurchschaubarer geworden. Masse kann nicht mehr automatisch
gleichgesetzt werden mit Kasse.
Und doch muss man zufrieden sein. Der Tourismus funktioniert
wenigstens. Das ist Gold wert in einem Land, das sich jetzt schon
im dritten Jahr einer existenziellen Krise befindet. Solange andere
Branchen darniederliegen – da ist in erster Linie die Bauwirtschaft
zu nennen –, müssen es eben die Feriengäste richten. Dass das
allein nicht reicht für Höhenflüge, ist nur logisch. Hinzu kommt,
dass die Menschen, selbst wenn sie ihren Job sichern konnten, kein
Vertrauen mehr in die Wirtschaft haben. Die Folge: Der Konsum
bleibt auf Minimalniveau.
Mag sein, dass die gute Saison noch ein positives Nachspiel hat,
dass trotz niedrigerer Renditen Investitionen angeschoben werden
und die Beschäftigten im Tourismus wieder etwas mehr Geld ausgeben
können. Aber leider ist noch längst nicht ausgemacht, ob der Boom
von Dauer ist, zumal die Krise Nordafrikas zusätzliche Gäste auf
die Balearen gespült hat.
Die Marschrichtung ist klar: Mallorca braucht einen klaren Kurs
in Sachen Tourismus. Neue Konzepte, neue Ideen, neue Formen der
Vermarktung. Und vor allem: Die Gäste, die sich für Mallorca
entschieden haben, müssen sich hier wohlfühlen. Denn ihr Urteil
wird über den Wohlstand dieser Insel in den kommenden Jahren
entscheiden.
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