4. August – So wie Star-Fotografin Annie
Leibovitz kürzlich Oscar-Preisträgerin Penélope Cruz mit ihrem
Kollegen Jeff Bridges für ein Disney-Shooting abgelichtet hat, wird
dieser Tage das "Kuss-Foto" von Letizia mit "ihrem Prinzen" im Club
Náutico von Palma gehandelt: Fast wie im Märchen ...
Das Foto, das durch die spanische wie internationale Presse
ging, beweist einmal mehr, wie potent der Werbeeffekt ist, den der
alljährliche Mallorca-Urlaub der Königsfamilie nach wie vor für die
Insel habt. Dabei waren gerade in diesem Sommer vorab Stimmen in
der Presse laut geworden, ob die "royale Mallorca-Front" womöglich
am Bröckeln sei.
Zuerst wurde der Besuch des Königs – aufgrund vermeintlicher
gesundheitlicher Probleme nach zwei Operationen – fast in Zweifel
gezogen, dann fragte man: Wo bleibt Letizia, als sie am Wochenende
vor der Copa del Rey noch nicht im Marivent-Palast eingetroffen
war. Jetzt ist sie da, und wie das Kuss-Foto mit Felipe zeigt:
hautnah.
Fast ostentativ hat sie ihre Inselpräsenz bestätigt - überhaupt
war die spanische Königsfamilie lange nicht so komplett auf
Mallorca vertreten - als wollten sie alle gemeinsam jedweden
Spekulationen um Krisen oder Unstimmigkeiten Paroli bieten: Seht
her, wir halten zusammen.
Eine Botschaft, die sich eigentlich wie ein roter Faden durch
die nunmehr fast 40-jährige Inselgeschichte der Royals zieht, seit
dem Königspaar 1973 der Marivent-Palast als festes Feriendomizil
offiziell übergeben wurde.
Neben dem Familien- zusammenhalt demonstrieren die Royals hier
vor allem noch eines: Volksnähe. Wo sonst kann man sich so leicht
mit Königin Sofía in der Schlange an einer Kasse im Corte Inglés
oder in der Jaume III. wiederfinden?
Wo die Enkelkinder so unverkrampft beim Segeln lernen, König
Juan Carlos navigieren sehen – oder in einem seiner bevorzugten
Restaurants in Portals Nous beim Essen treffen? Viele dieser
Rituale wiederholen sich natürlich von Jahr zu Jahr. Bereits 1996
brachte es das Mallorca Magazin (Nummer 14) in einer
Headline auf den Punkt: "König arbeitet, Königin kauft ein, Kinder
gehen segeln."
Daran hat sich bis heute nicht viel geändert – schon 1996 war
der Marivent-Palast in Calamajor seit 23 Jahren der Sommersitz der
Royals. Mit einem Lieferwagen Marke Seat, die Kinder hinten im
Schneidersitz auf der Ladefläche, sollen Juan Carlos und Sofía anno
1973 zum ersten Mal in ihre neue Mallorca-Residenz gefahren sein,
am 4. August genau.
Mallorca damals eine "aufblühende" Insel, Palma eine schnell
wachsende Stadt (und MM war gerade zwei Jahre alt). Um sie
an die Insel zu binden und aus Sicherheitsgründen, hatte die
Balearen-Regierung damals ein angemessenes Domizil für die
Königsfamilie einrichten wollen - der Marivent-Palast schien dafür
wie geschaffen.
Die Villa war in den 1920er Jahren im Auftrag des griechischen
Künstlers Saridakis vom mallorquinischen Architekten Guillem
Fortaleza erbaut worden. Saridakis hatte dort bis zu seinem Tod
1963 gelebt, seine Familie stiftete das Haus später, mit der
Auflage, es als Kunstmuseum oder Residenz für Staatsgäste zu
verwenden. Beginn einer königlichen Urlaubsloge.
Das Segeln, die Yachten, die "Fortuna" – auch darum ranken sich
Legenden wie auch wahre, teils umstrittene Geschichten. Allgemein
bekannt ist des Königs Segelleidenschaft und -können: Schon 1972
gehörte er bei den Olympischen Spielen in Kiel zum spanischen
Nationalteam.
Die erste königliche Yacht "Fortuna" war ein Geschenk des
saudischen Monarchen Fahd an seinen "jungen Kollegen" in den 1970er
Jahren. Ausgerechnet mit Prinz Charles und Prinzessin Diana an
Bord, kam es im August 1988 zu einem Motorschaden, der die
"Fortuna" komplett stilllegte.
Das Nachfolgemodell kam 1999 auf Initiative balearischer
Unternehmer - als "Dank für die unersetzliche Werbung", die der
König mit seiner Inseltreue für Mallorca machte.
Einen Skandal gab es auch schon damals: Der damalige
Ministerpräsident Jaume Matas hatte erklärt, er wolle einen
"symbolischen Beitrag" von einer Million Peseten (knapp 12.000 DM)
aus Steuergeldern dazuschießen - nach dem Regierungswechsel kam
heraus, dass sich die öffentliche Balearenkasse mit knapp 500
Millionen an der neuen Yacht beteiligt hatte.
Jedes Jahr weitere, teils freudige, teils erwartungsvolle
Schlagzeilen zu den "Royals auf Mallorca": "1000-facher Jubel", als
das Königspaar 1994 auch den Nachbarinseln Ibiza und Formentera
seinen ersten offiziellen Besuch abstattet. Die immerwährende Frage
vor der Prinzen-Hochzeit 2004: Wann findet Felipe "endlich" eine
Braut? Vor allem: Wer wird sie sein? Und dann kam "Leti".
Wieder ein heiß ersehntes Ereignis: Der erste Mallorca-Besuch
von Letizia Ortega, vormals TV-Moderatorin, nun bald Ehefrau des
künftigen Königs von Spanien. Wie später die Insel-Premiere ihrer
Erstgeborenen Leonor, der künftigen Königin Spaniens (2006).
"Historische" Einschnitte – stets mit Spannung erwartet, mit
Spannung verfolgt. Und über die Jahre – wie sollte es anders sein -
teils auch zur gewissen Gewohnheit erstarrt.
In zwei Jahren nun jährt sich die royale Mallorca-Liaison durch
Einzug in den Marivent-Palast zum 40. Mal. Nicht wirklich
überraschend also, wenn sie sich heute an manchen Stellen zu ändern
beginnt - vielleicht eher ein Wunder, dass sie solange gehalten
hat.
"Volksnähe heißt Arbeit" konstatierte auch Adelsexperte Rolf
Seelmann-Eggebert vor einiger Zeit in einem Interview mit dem
Mallorca Magazin. Dass die hochkarätigen Regatta-Schiffe der
Königsfamilie von privaten Eignern angeheuert werden, empfindet er
als "normal": "Das spanische Volk würde solche Luxusgüter wohl kaum
aus eigenen Mitteln finanzieren."
Der Wert, so Seelmann-Eggebert, den die regelmäßigen Besuche der
Royals auf Mallorca haben, lasse sich nicht auf einen "PR-Faktor"
reduzieren. Allerdings: Von den Monarchen werde "heute deutlich
mehr verlangt als früher", meint er: "Den Thron musst du dir Tag
für Tag aufs Neue verdienen. Wenn das Volk gegen dich ist, kannst
du einpacken."
Kein Wunder, dass Juan Carlos den Mallorca-Urlaub Jahr für Jahr
auch dafür nutzt, "Volksnähe" zu demonstrieren – bis dato eine für
beide Seiten sehr fruchtbare Beziehung. In diesem Sommer segelte
bislang nur Felipe, der König wurde - vermutlich aus
Gesundheitsgründen – noch nicht an Bord gesichtet. Felipe steht
bereit, das Ruder auch im Königshaus zu übernehmen. Kurs auf
Mallorca hat er schon lange genommen.
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