Wir haben nachgezählt: Die meistgebrauchten Schlagworte in der
Antrittsrede des neuen Ministerpräsidenten der Balearen waren
Bildung, Tourismus und Arbeit. Wenn José Ramón Bauzá wirklich die
Bildungs- und Wirtschaftspolitik in den Mittelpunkt seiner
Regierungsarbeit stellen sollte, hat er gute Chancen, ein großer
„Landesvater” zu werden. Denn das ist die Politik, die die Inseln
jetzt benötigen.
Die Rede des Neuen war kurz, extrem kurz für einen Politiker. In
nur einer halben Stunde skizzierte der Apotheker aus Marratxí sein
Zukunftsmodell für die Balearen. Bauzá ist ein Pragmatiker, das
ideologische Schwadronieren ist nicht sein Ding. Das macht ihn
nicht unsympathischer. Von Charisma reden wir aber lieber noch
nicht, dafür muss mehr kommen als ein „historischer” Wahlsieg und
das vorab gezeigte Durchsetzungsvermögen in der eigenen Partei.
Abwarten.
Die politischen Beobachter auf Mallorca heißen die Visionen des
Herrn Bauzá gut. Mit einer Einschränkung: Sie fragen sich, wie er
seine ehrgeizigen Pläne finanzieren will. Etwa die freie Schulwahl
und freie Wahl der Unterrichtssprache – Castellano oder Catalán.
Oder die angekündigte Verbesserung des Gesundheitswesens. Das alles
ist teuer, und die öffentlichen Kassen sind leer. Dieser
Widerspruch könnte den neuen Hoffnungsträger schneller entzaubern,
als uns allen lieb ist.
Auszuhalten ist hingegen der Ärger, der ihm ins Haus steht, wenn
er tatsächlich Bauprojekte wiederbeleben sollte, die seine
Vorgänger aus ökologischen Gründen beerdigt haben. Mit einer
absoluten Mehrheit im Rücken kann er es sich leisten, Teile der
Bevölkerung gegen sich aufzubringen.
Bedeutender wird sein, ob es Bauzá gelingt, seine Partei sauber
zu halten. Bisher hat er durchaus den Eindruck vermittelt, dass er
den Kampf gegen die Korruption sehr ernst nimmt. Auch das ist
wichtiger Bestandteil seines gelungenen Einstiegs ins Amt.
Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie, sagte Ludwig Erhard.
Wenn das stimmt, dürfen wir die nächsten Monate optimistisch
angehen.
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