, 9. Juni – Andere Länder, andere Sitten, heißt
es ja so schön: Dass die sich selbst auf der spanischen
Lieblingsinsel der „Alemanes“ teils so deutlich von heimischen
Gepflogenheiten unterscheiden können, verwundert so manchen
Touristen. Nun geht die Welt nicht unter – und kein Kellner auf
Mallorca in die Luft –, wenn man das Trinkgeld im Café nicht auf
dem Tisch liegen lässt, sondern beim Zahlen „aufrunden“ will.
Dennoch: Das Wissen um die Andersartigkeiten macht das soziale
Miteinander schlicht geschmeidiger. Oder wie Arthur Schopenhauer
wusste: „Höflichkeit ist Klugheit. Folglich ist Unhöflichkeit
Dummheit.“
Milder ausgedrückt: Die Unkenntnis fremder Gebräuche kann
zumindest schnell zu unnötigen, wenn nicht unangenehmen
Missverständnissen führen. Vor Pannen dieser Art sollen auch
genannte „Fettnäpfchenführer“ schützen, eine aktuelle
Spanien-Ausgabe dieses vergnüglichen Reiseführers durch das Land
der Etikette ist vor Kurzem erschienen („Wie man den Stier bei den
Hörnern packt“ von Lisa Graf-Riemann, Conbook Verlag).
Dabei geht es bei der Berücksichtigung kultureller Eigenarten im
Grunde um nichts anderes als (Selbst-)Achtung. So befand vor über
200 Jahren auch schon Benimm-Papst Knigge, als er sagte: „Handle
gut und anständig, weniger, um anderen zu gefallen, eher, um deine
eigene Achtung nicht zu verscherzen.”
Als „Elefant im Porzellanladen“ will schließlich keiner gern
dastehen – dann schon eher als „Exot in der Eisdiele“. So mutet es
manchmal an, wenn deutsche Touristen in Palmas Innenstadt mit
größter Selbstverständlichkeit auf Deutsch „drei Kugeln Eierlikör,
kein Becher, mit Waffel“ ordern. Dass Verkäufer darauf nicht immer
„amused“ reagieren, ist verständlich. Die unzureichenden
Sprachkenntnisse sind hier noch nicht mal das Problem – eher die
fehlende Sensibilität, diesen Mangel mit etwas Charme auszugleichen
(oder einfach mal aufs Schild gucken: Da steht vielleicht – mit
Zeichnung! – „una bola = 1'20 Euro“).
Fragen – auch eine gute Alternative. Etwas nicht zu wissen, ist
schließlich keine Schande. Warum man etwa keine Chrysanthemen
verschenken sollte (eine Blume, die hierzulande gern als
Grabschmuck genommen wird, weil sie vor allem um Allerheiligen, dem
„Día de Todos los Santos“ blüht).
Was zählt, ist das bewusste Bemühen, sich auf die
Gepflogenheiten des anderen Kulturkreises einzulassen – nicht die
Perfektion dabei. Kein Spanier wird auf Fehler achten, wenn man ihn
mit einigen Wörtern seiner Landessprache anspricht – wohl aber das
Entgegenkommen honorieren. Ähnliches gilt bei der
„Küsschen-Begrüßung“, die manche Deutsche verwirrt: ein oder zwei
„besos“ – und welche Wange zuerst? Kleine Holperer zu Beginn sind
nicht peinlich – eher charmant. Denn: Gemeinsam lachen ist immer
ein guter Anfang.
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