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, 26. Mai – Jagdszenen rund um die Plaça Major: Ein afrikanischer Straßenhändler widersetzt sich einer Personenkontrolle, bei einem Gerangel bricht der Mann einer Polizistin den Finger. Erst bei einer Großfahndung gelingt es der Lokalpolizei Stunden später, den mutmaßlichen Täter zu verhaften.

Innerhalb von 24 Stunden kommt es zu einem ähnlichen Zwischenfall an der Playa de Palma: Auf Höhe von Balneario 6 bedrängen mehrere Straßenhändler einen Polizisten. Der Beamte erleidet Prellungen und Schürfwunden, Geschäftsinhaber und Passanten müssen ihn vor dem Gemenge in Sicherheit bringen. Herbeigeeilte Einsatzkräfte stellen schließlich den mutmaßlichen Angreifer und seine Komplizen.

Fliegende Händler, meist afrikanischer Herkunft, überschwemmen regelrecht die Hotspots der Urlauber in Palma und den Touristenhochburgen seit einigen Jahren. Auf die angespannte Lage haben Geschäftsinhaber an der Plaça Major letzte Woche mit einer Demonstration reagiert. Ein Dutzend Ladenbesitzer stellten sich mit Schildern auf den Platz und forderten "No Top Manta" (Top Manta heißt so viel wie "auf der Decke", weil die Straßenhändler ihre Waren auf Decken ausbreiten). Der Verband schätzt die Zahl der illegalen "Kaufleute" auf über 1000.

Vor allem samstags entsteht rund um die Plaça Major eine Art kleiner Basar. Im Sortiment vor allem Armbanduhren, Taschen, Sonnenbrillen, meist billige Imitate bekannter Markenartikel, aber auch selbst gebrannte Film-DVDs, kitschiges Spielzeug, T-Shirts und Kopfbedeckungen. Mancher Passant wittert ein Schnäppchen. Aber aufgepasst: Spricht man die fliegenden Händler an, wird man sie nicht so schnell wieder los. Zumindest diejenigen, die ihre Waren im Bauchladen dabei haben - und ihre Kunden zu Fuß verfolgen können.

Bernat Coll vom Einzelhandelsverband Pimeco hat jetzt genug von dem Treiben vor seinem Laden. Er sieht in den Afrikanern eine unerwünschte Konkurrenz, die keinerlei Steuern bezahle. Unzufrieden zeigt er sich auch mit der abgewählten rot-grünen Stadtregierung: "Die Gespräche zu dem Thema haben nichts gebracht." Anders sieht man die Lage bei der Stadtverwaltung, die vor Beginn der Saison die Reihen der Polizei mit befristeten Verträgen gestärkt hat. Zur sogenannten Touristenpolizei gehören 35 Mitarbeiter, die sowohl an der Playa de Palma als auch im Zentrum im Einsatz sind. "Sie sorgen unter anderem dafür, dass auch beim Schichtwechsel überall die Polizeipräsenz gewährleistet ist", so der Sprecher von Palmas Lokalpolizei. An Tagen mit vielen Kreuzfahrtschiffen im Hafen patrouillieren sie nach seinen Worten ausschließlich in der Innenstadt, um den illegalen Straßenhandel im Auge zu behalten.

Allerdings seien die fliegenden Händler, meist Immigranten aus Afrika, keine Kriminellen, sondern begingen nur eine Ordnungswidrigkeit. Der Lokalpolizei seien deswegen die Hände gebunden. Die Personenkontrollen enden meist mit Verwarnungsgeldern zwischen 50 und 150 Euro sowie der Beschlagnahmung der Waren. "Allein mit Polizeipräsenz ist das Problem einfach nicht in den Griff zu bekommen", so der Standpunkt der scheidenden Stadtregierung. Dass die Straßenhändler zu einer kriminellen Struktur gehören, wird von der Lokalpolizei bezweifelt: "Wir glauben nicht, dass es sich um eine Großhändler-Mafia handelt, sondern um kleine Zwischenhändler, die sich das Geld zusammensparen und die Ware importieren."