Jaume Mesquida, der gemeinsam mit seiner Schwester Bàrbara in
vierter Generation dem Familienbetrieb vorsteht, ist der erste
Winzer der Insel, der die Arbeit im Weinberg auf tierische
Muskelkraft umgestellt hat. Traktoren und dieselbetriebenes
Maschinengerät haben auf seinem Rebland nichts mehr zu suchen.
Um die Maultiere kümmert sich ihr Halter Tomeu Bibiloni. Der
gelernte Schreiner aus Binissalem verkaufte nach 20 Jahren den
florierenden Betrieb, um sich ganz der Landwirtschaft mit Tierkraft
zu widmen. "Alle Welt sagte mir, ich sei übergeschnappt." Dabei
mache er jetzt das, was er sein Leben lang tun wollte. In Jaume
Mesquida fand Bibiloni einen Auftraggeber, bei dem er mit seinen
Tieren ein Auskommen hat.
Die Rückkehr zum Arbeitskollegen Maultier ist eine stille
Sensation in der Agrarindustrie der Balearen. "Es ist bestimmt über
ein Jahrhundert her", glaubt Jaume Mesquida, "dass die Scholle auf
Mallorca mit Hilfe von zwei ,Mulos' im Doppeljoch umgepflügt
wurde."
Schon lange hatte der studierte Biologe vor, die Arbeit in dem
Familiengut auf echte Pferdestärken umzustellen. Jaume Mesquida ist
ein Enthusiast der naturnahen Lebensweise. Dass andere ihn deswegen
belächeln könnten, tangiert ihn nicht.
Dieser Spleen zur inneren Unabhängigkeit mag in der Familie
liegen. Schon sein Vater, ebenfalls Jaume Mesquida, hatte mit
seinen unkonventionellen Ideen für Furore gesorgt, als er in den
1970er Jahren als Erster französische Edelsorten auf der Insel
anpflanzte und auf Qualität setzte - just in einer Zeit, in der der
Weinbau auf Mallorca totgesagt worden war. Als "jove foll", als
junger Verrückter, war er bezeichnet worden. Und doch leitete er
damals, zusammen mit einer Handvoll Gleichgesinnter, Mallorcas
Wandel hin zu einem ernst zu nehmenden Weinbaugebiet ein.
In dieser Tradition führen die Mesquida-Kinder das Landgut fort.
Seit dem Generationswechsel vor sieben Jahren stellten sie den
Betrieb auf ökologische Arbeitsweisen um. Auf den Flächen wurden
seitdem weder chemische Schädlingsbekämpfungsmittel noch
Kunstdünger verwendet. Die Hinwendung zu den Maultieren, die
erstmals vor wenigen Wochen zum Einsatz kamen, ist für Mesquida die
folgenrichtige Fortentwicklung seiner Agrarphilosophie. "Das ist
keine Folklore-Show, die wir hier veranstalten. Weder zur
Belustigung der Touristen noch zu unserer eigenen", betont der
Winzer. Vielmehr gehe es ihm darum, realistische Lösungen für die
Notwendigkeiten der Feldarbeit zu finden.
Der Verzicht auf Pestizide seit 2007 habe den Boden sich
regelrecht regenerieren lassen. Das sei an der Abfolge der Gräser
und Kräuter zu sehen, die von Jahr zu Jahr auf dem Rebland
zugenommen haben. Auch eine wachsende Artenvielfalt sei zu
beobachten. "Früher fandest du hier nicht einen einzigen Regenwurm
oder Marienkäfer - jetzt schon." Selbst Mäuse, Igel, Schlangen und
Greifvögel hätten sich auf dem sieben Hektar großen Land
eingestellt. "Die Natur kommt wieder ins Gleichgewicht."
Die Vorteile der Maultiere sieht Jaume Mesquida darin, dass die
Böden nicht mehr unter dem Gewicht der Traktoren verdichtet und
keine Abgase ausgestoßen werden. Erdreich, Pflanzen, Tiere und der
Mensch bildeten biodynamisch wieder einen harmonischen
Gleichklang.
"Das tut auch dem Wein gut, der hier wächst", ist sich Mesquida
sicher. Der Jahrgang 2009 war der Erste, der das amtliche
Öko-Siegel führen durfte.
Aber hat der Winzer keine Sorge, dass die Gräser seinen Reben
Wasser und Mineralien entziehen? Nein, sagt Mesquida und zeigt
lächelnd auf die grünenden Weinstöcke: "Sieh doch selbst, wie
prächtig sie gedeihen."
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