Skeptisch beäugt Golflehrer Juan Schmidt
Coll das Ei. Sieht aus wie ein Golfball, fühlt sich an wie ein
Golfball, ist allerdings oval und nicht rund. Und etwa vier Gramm
schwerer als ein normaler Ball, der den Regeln gemäß maximal 45'93
Gramm wiegen darf. Kein Gag: Der außergewöhnliche Ball gehört zu
einer vor zehn Jahren in Neuseeland präsentierten Golf-Variante
namens "Golfcross".
MM holte den Ball auf die Insel, Professional Schmidt Coll
erklärte sich bereit, das Ei auf dem Platz von Son Termens zu
testen. Und war begeistert. "Ich hätte nicht erwartet, dass der
Ball wirklich gerade fliegen kann", so der Tester. Er hatte
Behauptungen der Golfcross-Macher misstraut, dass dieser Ei-Ball
sogar noch gerader unterwegs ist, als ein gewöhnlicher Ball.
"Erstaunlich, wirklich erstaunlich. Der Ball behält die Richtung
bei, er bleibt stabil. Selbst wenn ich das Gefühl hatte, ihn nicht
optimal getroffen zu haben."
Der Grund: Wird der Ball so aufgeteet wie ein Ei im Eierbecher,
entwickelt er Backspin und dreht sich vertikal um die eigene Achse.
Dadurch bekommt er eine stabilere Flugbahn. Und es ertönt bei einem
gut getroffenen Ei ein Sound, der irgendwo zwischen Surren und
Jaulen einzuordnen ist.
Golfcross wird zu 95 Prozent nach konventionellen Golfregeln
gespielt. Es gibt aber ein paar Unterschiede: Vor jedem Schlag,
außer in Hindernissen, wird aufgeteet. Und zwar auf einer
Gummikappe, die man über das herkömmliche Tee zieht. Die Kappe
ermöglicht, dass man das Ei gerade oder schräg, in den
verschiedensten Winkeln, aufteen kann. Slice, Hook, Fade, Draw -
wie der Ball fliegt, hängt einzig und allein von der Stellung des
Eis auf der Gummikappe ab. "Im Prinzip muss man nur einen geraden
Schlag lernen und wissen, wie man den Ball positioniert", so
Schmidt Coll. "Der Spaßfaktor dürfte gerade für Anfänger höher
sein, weil das Ding einfach gerade fliegt. Und es stellen sich
schneller Erfolgserlebnisse ein."
Beim Golfcross gibt es keine Greens und keine Löcher, das Putten
fällt weg. Ziel sind Tor-Gestänge mit Netz, die sich in der
Zielzone, dem "Yard" befinden. Liegt das Ei im Yard, kann man die
Tore in eine für den Spieler angenehme Stellung drehen. Oder man
spielt sie von außerhalb des Yards direkt an und geht mehr Risiko
ein.
Erdacht wurde Golfcross 1989 von dem Neuseeländer Burton Silver.
Er wollte die Sportarten Rugby und Golf miteinander verbinden. Es
dauerte allerdings Jahre, den geeigneten Ball zu entwickeln. 2001
konnten Silver und sein Team Golfcross dann der Öffentlichkeit
präsentieren. Ein Vorteil: Golfcross-Anlagen lassen sich wesentlich
kostengünstiger betreiben als herkömmliche Golfplätze. Da jeder
Schlag aufgeteet wird, muss das Gras nicht so kurz sein. Und die
teure Pflege der Greens entfällt.
Explosionsartig verbreitet hat sich Golfcross in den vergangenen
zehn Jahren allerdings nicht. Es gibt in Europa ein paar Plätze, in
Deutschland findet man den bisher einzigen in Wiemersdorf bei Bad
Bramstedt. In Spanien herrscht in Sachen Golfcross bisher
Fehlanzeige.
"Das macht fast süchtig", meint Juan Schmidt Coll am Ende des
MM-Tests. "Ich würde jetzt gerne ein paar Löcher mit den
Original-Toren spielen." Auf jeden Fall will sich der Golflehrer
schnellstmöglich ein paar der außergewöhnlichen Bälle besorgen.
Damit seine Schüler auch nach Ostern mal aufs Ei hauen können
...
Weitere Infos über
Golfcross findet man im Internet unter www.golfcross.eu oder
www.golfcross.com
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