, 14. April – Mancher fragt sich nach dem
„heutigen Sinn” der großen Aufzüge in der Karwoche. Handelt es sich
um Tradition oder um touristische Attraktion? Wie sehr hat sich
religiöses Engagement mit Folklore vermischt? Wie auch immer, ein
Stück Spanien zeigt sich hier, wenn auch die Semana Santa nicht
mehr die ganze Spannweite spanischen Wesens ausmacht.
Noch in jüngster Zeit wurden in Palma neue Cofradías,
Laienbruderschaften gegründet. Andere verloren einen Teil ihrer
Mitglieder.
Die Tradition der Kar-Prozessionen geht bis ins 12. Jahrhundert
zurück. An jedem Tag der Passionswoche finden Prozessionen zu Ehren
des Schutzpatrons der Pfarrei oder zu Ehren der Muttergottes statt.
Die Kosten trägt die Cofradía. An der größten Prozession von Palma
am Karfreitag nehmen etwa 3000 Männer und mehrere Hundert Frauen
teil. Die „Schwesternschaften” gibt es erst seit einigen Jahren.
Zuvor war Frauen die Teilnahme an den Prozessionen untersagt.
Jede(r) Prozessions-Teilnehmer(in) trägt das Gewand seiner
Gruppe, alle haben den Kopf mit spitzen Kapuzen bedeckt, manche das
Gesicht mit einem dichten Schleier verhüllt.
Ziehen wirklich alle aus innerem Beweggrund mit? Für viele
spielt wohl alte Familientradition eine Rolle. Andererseits, auch
echte Büßer sind dabei, Namenlose, die ein Gelübde erfüllen,
barfüßig oder mit Ketten beschwert, oder ein schweres Kreuz
schleppend: Demonstrationen des Leides oder der Bußfertigkeit,
deren Realismus seitens der Kirche nicht unbedingt mehr gefördert
wird. Dafür erfreut sich der Brauch der „Confites” weiter großer
Beliebtheit: „Passionsbonbons” aus Mandeln und Zuckerguss, die man
an Freunde, hübsche Mädchen und Kinder verteilt.
Touristische Attraktion sind die Prozessionen auch. Einschlägige
Veröffentlichungen werben: „Sichern Sie sich die besten Plätze zu
diesem bewegenden Event.“ Doch auch Tausende von Mallorquinern
säumen die Straßen.
PROZESSIONEN IN PALMA
Sonntag, 17. April: Prozession „Jesus kommt nach Jerusalem“. 18
Uhr, Kirche Sant Jaume, Plaça Joan Carles I., Borne, Carrer Sant
Feliu, Avda. Jaume III., Carrer Bonaire, Kirche und Kloster La
Concepció.
Montag, 18. April: Prozession des Leidens Christi. 20.45 Uhr,
Kloster Santa Clara, Plaça Santa Eulàlia, Carrer Argentería, Carrer
Montisión zur Kirche Montision.
Montag, 18. April: Prozession „Unsere Liebe Frau des Friedens
und der Hoffnung". 20.30 Uhr, Kirche Sant Francesc, Plaça Santa
Eulàlia, Plaça Cort, Plaça de Sa Quartera, Plaça Quadrado und
zurück zur Kirche Sant Francesc.
Montag, 18. April: Prozession des Heiligen Christus. 21 Uhr,
Kirche Sant Joan, Carrer Montenegro, Carrer Sant Feliú, Plaça de Sa
Drassana, La Lonja, und zurück zur Kirche Sant Joan.
Montag, 18. April: Prozession des Gebetes. 20 Uhr, Kirche de la
Mercé, Plaça Olivar, Carrer Velázquez, Via Sindicat, Carrer Sant
Miquel zur Kirche Sant Miquel.
Dienstag, 19. April: Prozession der Schmerzensmutter. 20.45 Uhr,
Kirche Sant Nicolau, Carrer Constitució, Plaça de la Reina, Borne,
Avinguda Jaume III., Carrer Bonaire, Via Roma, Plaça de Hospital
bis zu Kirche de L'Anunció.
Mittwoch, 20. April: Prozession des Christus vom Heiligen
Kreuze. 20.30 Uhr, Kirche Santa Creu, Plaça Santa Catalina, Plaça
de la Drassana, La Lonja, Carrer Sant Joan, Carrer Sant Feliu,
Costa de Santa Creu und zurück zur Kirche Santa Creu.
Donnerstag, 21. April: Prozession „Christus vom Heiligen Blute“.
19 Uhr, Patio La Misericórdia, Carrer Oms, Carrer Sant Miquel,
Plaça Major, Plaça Cort, Carrer Palau Reial, zur Kathedrale.
Freitag, 22. April: Prozession der Heiligen Grablegung. 19.30
Uhr, Plaça Sant Francesc, Plaça Santa Eulàlia, Plaça Cort, Plaça
Major, Carrer Sant Miquel, Plaça del Olivar, Plaça Alejandre Jaume,
Porta Sant Antoni, Kirche Nostra Senyora dels Socors.
PROZESSIONEN IN DEN ORTEN
Cala Rajada:
Donnerstag, 21. April: Prozession. 20.30 Uhr, ab Pfarrkirche
durch die Straßen von Cala Agulla, J.S. Elcano, C'an Melis, Leonor
Servera, Cala Agulla und zurück.
Freitag, 22 April: Totenmesse. 20.30 Uhr mit Kreuzabnahme und
Prozession. Cala Agulla, J.S. Elcano, Bustamante, Plaça de los
Pinos, Leonor Servera, Cala Agulla.
Capdepera:
Donnerstag, 21. April: Prozession. 21 Uhr, ab Pfarrkirche,
Coves, S'Alzinar, Ciutat, Nord, Nou, Principal, Pfarrkirche.
Freitag, 22 April: Prozession. 21 Uhr, durch die Straßen
Església, Centre, Plaça Orient, Port, Estrella, Col.legi, Centre,
Ciutat, Església.
Llucmajor:
Donnerstag, 21. April: Prozession. 21.30 Uhr, ab Pfarrkirche,
Carrers Born, Bons Aires, Convent, Orient, Jaume II, Sant Miquel,
Constitució, Plaça d'Espanya, Born, Pfarrkirche.
Freitag, 22 April: Prozession. 21.30 Uhr, ab Pfarrkirche,
Carrers Born, Plaça Espanya, Font, Jaume I, Convent, Sant Llorenç,
Bisbe Taixequet, Plaça d'Espanya, Pfarrkirche.
Pollença:
Die „Kreuzabnahme” (Devallament) in Pollença vollzieht sich in
tiefem Schweigen. Am Karfreitag, 22. April, etwa ab 21 Uhr wird die
Christusfigur der Kirche auf dem Kalvarienberg vom Kreuz genommen
und auf eine Art Katafalk aufgebahrt. Dann trägt man sie die 365
Stufen des Kalvarienberges hinunter zur Gemeindekirche Nostra
Senyora de les Angeles. Dieser Brauch geht auf den Templerorden im
13. Jahrhundert zurück.
Eine Legende erzählt, das Abbild Jesu sei von Schiffbrüchigen in
der nahe gelegenen Cala San Vicens gefunden worden. Seit 1860 ist
das Kirchlein und das umliegende Grundstück in privater Hand. Doch
die Familie Cerdà hat die Tradition des „Devallament“ seit jeher
gewahrt.
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