Baudenkmäler auf Mallorca – da kommen einem sofort die einstige
Seehandelsbörse La Lonja, die Kathedrale, das Schloss Bellver und
der eine oder andere Jugendstilbau in den Sinn. Sprich: betagte
Bauwerke mit viel Patina.
Die Architektenkammer der Balearen (Coaib) möchte diese
eingefahrene Denkweise durchbrechen. „Es gibt Häuser, die schon im
Augenblick ihres Entstehens wertvoll sind”, meinte der Dekan der
Kammer, Luis Corral, bei der Vorstellung einer Liste mit 42
neuzeitlichen Bauten, die nach Ansicht der Architekten unter Schutz
gestellt werden sollten.
Die gängigen Denkmalschutz-Kataloge enden bislang bei Bauten aus
den 1950er Jahren. Ein grober Fehler, wie Luis Corral bemerkt.
Selbst in der Boomphase der 1990er Jahre seien noch bedeutende
Bauwerke entstanden. Das Problem laut Luis Corral: Wenn das soziale
Bewusstsein gegenüber modernen Werken fehle, seien sie auch schnell
in ihrem Bestand bedroht. Der Architektenkammer ist eine ganze
Reihe von einzigartigen Gebäuden bekannt, die bereits verschwunden
oder verschandelt sind.
25 der 42 aufgelisteten Bauwerke stehen auf Mallorca, der
Rest auf den Nachbarinseln. Darunter befinden sich Villen wie „Can
Lis” in Porto Petro, die sich der Architekt der Oper von Sydney,
Jørn Utzon, im Jahre 1971 baute, aber auch Fabrikhallen, Schulen
und sogar Wohnblocks.
So sähen die Architekten in Palma gerne das Gebäude der
MM-Schwesterzeitung Ultima Hora am Paseo Mallorca geschützt, oder
die Anlage von Ses Voltes unterhalb der Kathedrale, das
Konservatorium oder die Schule Antoni Maura. Außerhalb der
Hauptstadt haben sie unter anderem als wertvoll eingestuft: die
Pepsi-Fabrik in Marratxí, das Technologiezentrum BIT Raiger in Inca
oder die Schulen Joan Mas i Verd in Montuïri und Damià Huguet in
Campos.
Die Liste soll nun an die betroffenen Gemeinden und den Inselrat
übergeben werden – in der Hoffnung, dass sie die Gebäude in ihre
Kataloge der lokalen Baudenkmäler aufnehmen. Die Architektenkammer
betont, dass die Liste nicht abgeschlossen sei, sondern auch in
Zukunft weitergeführt werden soll.
Dekan Luis Corral ist sich bewusst, dass die Vorschläge ein
geteiltes Echo auslösen werden – auch bei den betroffenen Inhabern.
Einige würden sicherlich stolz sein auf den wertvollen Besitz,
andere eher skeptisch, weil der Denkmalstatus mit Auflagen und
Restriktionen verbunden ist.
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