José Antonio Rodríguez ist wütend:
„Hierzulande werden oft Gesetze nicht erfüllt. Und die Deutschen
auf der Insel wissen oft nicht, was ihnen zusteht“, wettert die
gute Seele des Deutschen Sozial- und Kulturvereins (Asociación
Social-Cultural Alemana de Calvià) in Santa Ponça. Dabei wären
Aufklärung und Hilfe heute dringender denn je: Die Zahl
deutschsprachiger Bürger in Geldnöten sei in den vergangenen
Monaten deutlich gestiegen. „Zurzeit ist es besonders schlimm“,
sagt Rodríguez. „Für viele, die bis Oktober vergangenen Jahres
gearbeitet haben, läuft jetzt das staatliche spanische
Arbeitslosengeld aus, ein neuer Job ist nicht in Sicht. So entsteht
ein finanzielles Loch.“ Der deutsche Konsul auf Mallorca, Wolfgang
Wiesner, kann diese Entwicklung bestätigen: „Derzeit häufen sich
bei uns Anfragen von Menschen, die oft langfristig auf der Insel
gelebt haben und die ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten
können.“ Wolfgang Wiesner macht sich in vielen Fällen dafür stark,
dass diese Menschen nach Deutschland zurückgehen: „Dort haben sie
das Recht auf Grundsicherung, was man früher Sozialleistungen
nannte“, sagt er.
Es seien bis zu 20 Familien pro Monat, die in heimatliche
Gefilde zurückkehren. Die Kosten für die Rückführung übernimmt oft
der Deutsche Sozial- und Kulturverein, in Absprache mit dem
Konsulat. „Manche dieser Menschen haben 15 oder 20 Jahre auf
Mallorca gearbeitet; dann kam die Krise, Arbeitslosigkeit. Und es
gibt keine andere Möglichkeit, als nach Deutschland zurückzugehen.
Wir sorgen immer dafür, dass diese Menschen in Deutschland eine
Bleibe haben, sei es über die Caritas, das Rote Kreuz, manchmal
auch über Altersheime. Und wir informieren die deutschen
Arbeitsämter, damit den Menschen geholfen wird“, erläutert
Rodríguez. „Dabei hätten manche von ihnen in Spanien Anspruch auf
Unterstützung von 423 Euro pro Monat ab dem 52. Lebensjahr bis zur
Rente. Das steht den Menschen zu, das könnte man notfalls
gerichtlich einfordern. Aber so etwas kann weit über ein Jahr
dauern. Das kann sich kaum jemand leisten.“ Dazu Wiesner: „Im
Rahmen des europäischen Fürsorgeübereinkommens aus dem Jahr 1953
hat jeder, der in Spanien lebt und hier gemeldet ist, Anspruch auf
die gleichen sozialen Leistungen wie ein Spanier. Es gibt nur eben
keine Information seitens der spanischen Behörden. Da sind wir in
der Schuld, die Menschen zu unterrichten. Es ist aber auch der
Fall, dass etliche Menschen in sozialer Not hier nicht gemeldet
waren. Dann haben sie keinerlei Ansprüche. Dann bleibt nur die
Rückkehr.“ Auch vor Ort hat sich die soziale Situation vieler
deutscher Bürger verschärft. Etwa 4500 Euro pro Monat bringt der
Verein auf, um Menschen mit dem Nötigsten unter die Arme zu
greifen: „Wir helfen, wo wir können. Wir geben niemals Bargeld,
aber wir gehen mit den Bedürftigen im Supermarkt einkaufen. Dort
müssen sie unterschreiben, was sie erhalten haben. Es ist sozusagen
ein zinsloser Kredit. Wenn es denn eine Chance gibt, das Geld
zurückzubekommen.“ Auch im Krankheitsfall wird der Verein aktiv.
Wie kürzlich, als Rodríguez jemanden nach Wien ins Krankenhaus
begleitete: „Manche Residenten sind ja nicht einmal hier gemeldet;
das wird dann bei Krankheit zum Notfall.“ Wolfgang Wiesner hat
beobachtet, dass vor allem ältere Menschen mit geringer Rente
manchmal nicht mehr für ihre Grundversorgung aufkommen können:
„Medikamente etwa müssen hier meist selbst bezahlt werden. Selbst
wer eine Pflegeversicherung hat, kann hier nur den Geldwert, nicht
aber den Sachwert beanspruchen. Da entstehen schnell Engpässe. Wir
sind für die Arbeit des Verbandes, für die Hilfe des unermüdlichen
José Antonio Rodríguez unendlich dankbar.“
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