MM: Auf Mallorca wird Thomas Gottschalk ja auch am 18. Juni die letzte offizielle Sendung von „Wetten, dass..?” moderieren. Werden Sie – als Erfinder dieses Erfolgsformats – als Ehrengast dabei sein?
Elstner: Höchstwahrscheinlich nicht, da ich an diesem Tag selbst eine Sendung habe (Anm. der Reaktion: Frank Elstner: Menschen der Woche, SWR, die gewöhnlich um 22.20 Uhr beginnt). Andererseits wird es ja auch noch nicht seine allerletzte Sendung sein, es sind ja noch Specials danach geplant, in denen er auf 30 Jahre „Wetten, dass ..?” zurückblickt.
MM: Sie haben die Show ja selbst sechs Jahre lang (1981 bis 1987) moderiert – was sagen Sie zu Thomas Gottschalks Rücktritt als Folge des tragischen Unfalls von Wettkandidat Samuel Koch?
Elstner: Ich möchte eigentlich nach 24 Jahren jetzt nicht meinen Senf zu diesen ganzen Interpretationen und Spekulationen abgeben. Aber: Sensationell fand ich vor allem, wie der Thomas direkt nach dem Unfall reagiert hat. Dass er in dieser Situation einen solchen Überblick behalten und das einzig Richtige gemacht hat, die Sendung abzubrechen – ich weiß nicht, wie viele Moderatoren diese Leistung gebracht hätten.
MM: Waren Sie in Ihrer langjährigen Moderationskarriere einmal in einer ähnlich brisanten Situation?
Elstner: In einer Live-Sendung muss man reagieren. Mir ist es vor vielen Jahren in Bremen einmal passiert, dass es während einer „Wetten, dass ..?”- Sendung zu einer Riesen-Demonstration junger Leute gegen den österreichischen Bundeskanzler kam. Im Studio brach eine Schlägerei aus, man wollte die Leute hinauswerfen. Da habe ich gesagt: Bei mir wird keiner rausgeschmissen. Das haben mir später viele hoch angerechnet.
MM: Wen könnten Sie sich als Gottschalks Nachfolger vorstellen?
Elstner: Darauf habe ich viele Jahre immer geantwortet: Ich hoffe, dass der Thomas das noch ganz lange macht. Nun muss die Frage nach dem Nachfolger tatsächlich neu gestellt werden. Ich habe zwei Favoriten – aber die verrate ich nicht.
MM: Könnten Sie sich vorstellen, dass Michelle Hunziker unter Umständen auch allein weiter moderiert?
Elstner: Wie gesagt: Ich habe zwei Favoriten – welche das sind, verrate ich nicht. Ich möchte mich da an keinen Spekulationen beteiligen.
MM: Hätten Sie sich vorstellen können, als Sie 1981 „Wetten, dass ..?” erfanden, dass sich „Ihr Kind” zu einem derartigen TV-Ereignis entwickeln würde?
Elstner: Das war in der Tat eine Sternstunde in meinem Leben. Ich wusste: Das ist es. Da ging ein Blitz durch meinen Körper. Ich wusste schon, dass ich da etwas Besonderes präsentierte, als ich anschließend mit dem ZDF sprach. Und ein guter Verkäufer bin ich schließlich auch ...
MM: Erinnern Sie sich noch, welche Inspiration Sie damals hatten, als Sie das „Wetten, dass ..?”-Konzept zu Papier brachten?
Elstner: Und ob. Es war spätabends, ich konnte nicht einschlafen. Plötzlich kam mir der Gedanke: Warum wird im Fernsehen eigentlich nicht gewettet? Das war's. Ich stand auf, ging in die Küche, machte mir eine Flasche Rotwein auf und schrieb mindestens ein Dutzend Seiten voll.
MM: Haben Sie damals an Risiken oder potenzielle Gefahren gedacht, die diese Wetten mit sich bringen können – und die nach dem tragischen Unfall von Samuel Koch jetzt so ausführlich diskutiert wurden und werden?
Elstner: Jede Wette ist riskant – passieren kann immer was. Auch bei vielen anderen Fernsehformaten, bei Sport-Events wie Skirennen etwa. Mir ging es damals im Kern darum: Otto Normalverbraucher ein Forum für ungewöhnliche Ideen zu bieten, die professionell und erstklassig präsentiert werden. Diese ganze Diskussion um die Risiken jetzt tut mir deshalb auch so leid wegen Thomas. Aber nach 30 Jahren ist es nun leider doch zu einem solchen tragischen Unfall gekommen.
MM: Doch noch eine letzte Frage zur potenziellen Gottschalk-Nachfolge: Könnten Sie sich unter bestimmten Umständen vorstellen, selbst noch einmal eine, sagen wir, Gastmoderation bei „Wetten, dass ...?” zu übernehmen?
Elstner: Auch da sage ich: Keine Spekulationen.
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