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Er rührt fürs Foto in einer Nudelpaella mit Meeresfrüchten, doch mit dem rosafarbenen Hemd und den gewienerten Schuhen mag er nicht so richtig in eine Restaurant-Küche passen: Keine Frage, Jaume Font (50) ist zwar Besitzer eines Restaurants in Inca, aber sein bevorzugtes Spielfeld ist nicht der Herd, sondern das politische Parkett.

Und es sieht ganz danach aus, als ob das so bleiben würde, obwohl sich der konservative Politiker vergangene Woche mit Pauken und Trompeten aus der Partido Popular (PP) verabschiedet hat. Denn Jaume Font hat nur einen Tag nach dem Parteiaustritt eine eigene Formation gegründet.

Noch sondiert der ehemalige Bürgermeister von Sa Pobla, der in der PP als einer der mächtigen Lokalbarone galt, das Terrain, um danach zu entscheiden, ob er bei den Regionalwahlen am 22. Mai antreten wird. Sollte er es tun, könnte das selbst mit einem bescheidenen Wahlergebnis die Regierungsbildung entscheidend beeinflussen. Entsprechend groß war der Wirbel, den der kochende Politiker in den vergangenen Tagen entfacht hat. Doch der Reihe nach.

Jaume Font, in der vergangenen Legislaturperiode Umweltminister unter Jaume Matas, galt lange als ein möglicher Spitzenkandidat der Partei für die nächsten Regionalwahlen. Doch es kam anders. Font geriet in den Strudel des vermeintlichen Korruptionsskandals "Plan Territorial" und wurde vom neuen PP-Vorsitzenden José Ramón Bauzá bei der Aufstellung der Listen überhaupt nicht berücksichtigt. Denn Bauzá, stets darauf bedacht, den "Matas-Makel" loszuwerden, hatte versprochen, die Listen von "Imputados" (Beschuldigten) freizuhalten.

Dumm nur: Als das Kandidaten-Karussell schon zum Stillstand gekommen war, stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Font ein. Der beklagte sich darauf bitter, dass ihn die neue Parteiführung viel zu früh habe fallen lassen. Aber auch inhaltlich trennen Bauzá, der als Madrid- und Castellano-freundlich gilt, und Font, der für das Mallorquinische in der PP stand, Welten.

Folgerichtig marschierte Font am Tag nach seinem PP-Austritt zum Notar, um eine neue Partei anzumelden: die "Lliga Regionalista", eine Regionalpartei (die es mit diesem Namen übrigens zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon einmal in Katalonien gab). Und um 12 Uhr mittags ließ er in einer Pressekonferenz im Parlament die Bombe platzen.

Die Medien werteten Fonts Vorgehen als überaus durchdacht. Denn Font verabreichte mit dem Coup seinem ehemaligen "Parteifreund" Bauzá gleich noch eine Watschen: Er zwang den PP-Vorsitzenden als Nachrücker ins Balearen-Parlament. Etwas, was Bauzá zuvor wiederholt abgelehnt hatte (siehe Kasten).

Die politischen Beobachter sind sich uneins in der Beantwortung der Frage, ob Font mit seiner Liga auf die Erfolgsspur kommen kann. Zum einen ist Font ein politisches Urgestein und vor allem auf dem Land beliebt, zum anderen ist er durch seinen Ego-Trip auch isoliert. Font selbst scheint ebenfalls unsicher. Die Parteigründung sei eine "vorbeugende Maßnahme", ließ er verkünden, ein Antritt bei den kommenden Wahlen noch keineswegs beschlossene Sache.

Bislang ist die regionalistische Mitte in der Mallorca-Politik von der Unió Mallorquina (UM) besetzt, die in vielen Wahlen das Zünglein an der Waage spielte. Doch die Partei befindet sich nach einer ganzen Reihe von Korruptionsskandalen im Umfragekeller und ist keineswegs abgeneigt, gemeinsam mit Font Punkte zu sammeln. Medienberichten zufolge ist UM-Chef Josep Melià sogar bereit dazu, den Parteinamen aufzugeben. Die Arbeitsteilung in einem Bündnis oder einer Fusion könnte so aussehen: Melià kandidiert fürs Parlament und Jaume Font für den Inselrat.

Sollte es dazu kommen, wird die Balearen-Politik in den kommenden Monaten sehr spannend. Denn noch kann sich die PP den Umfragen zufolge Hoffnungen auf eine absolute Mehrheit auf Mallorca und in Palma machen. Hoffnungen, die ein erstarktes Regionalbündnis zunichte machen könnte.

So wächst die PP-interne Kritik an Parteichef Bauzá, wenn auch vorerst nur hinter vorgehaltener Hand. "Er hat die Situation schlecht gemanagt", wird ein führendes Mitglied in "Ultima Hora" zitiert. Mit Bangen wird in der Partei beobachtet, ob weitere Austritte folgen. Spannungen innerhalb der PP gibt es vor allem in einigen Dörfern, etwa Sa Pobla oder Mancor.

Einen freut das Ganze: den PSOE-Ministerpräsidenten und -Kandidaten Francesc Antich. Der feixte über seine Konkurrenten von der PP: "Jetzt streiten sie sich nicht nur, sondern machen sich auch kaputt."