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Der deutschen Presse-Agentur (dpa) war das Treffen ganze zwölf Zeilen wert, und MM hätte unter normalen Umständen das schon eine Woche alte Ereignis überhaupt nicht mehr notiert – die Rede ist von den deutsch-spanischen Konsultationen am 3. Februar in Madrid.

Aber die Umstände sind nicht normal. Ein klares Indiz dafür ist das Echo, das der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und sechs ihrer Minister in der spanischen Politik, vor allem aber in den spanischen Medien ausgelöst hat. Selbst am Montag waren in den Zeitungen noch Kolumnen und Kommentare zu dem Thema zu lesen. Allein die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” lieferte fünf Meinungsbeiträge, darunter eine Karikatur.

Was war geschehen? Eigentlich nichts. Angela Merkel hatte die Reformbemühungen des Gastgebers gelobt („In Spanien wurde in der letzten Zeit ganz Großartiges geleistet”), weitere Anstrengungen angemahnt und für ihre Vorschläge für einen Euro-Wirtschaftspakt geworben. Scheinbar alles ganz harmlos. Der Opposition im spanischen Parlament und vielen Medienvertretern drängte sich jedoch das Bild der Schulmeisterin auf, die einen schlechten Eleven ausnahmsweise mal lobt. Brav, setzen! Nicht wenige Kommentatoren verbaten sich solche Lektionen.

Hat sich die Bundeskanzlerin daneben benommen? Wohl kaum. Die Reaktionen sind eher Ausdruck der tiefen Depression, in der sich Spanien noch immer befindet. Die reiche Tante hat den armen Verwandten besucht – wer sich in diese Gefühlslage versetzen kann, versteht die Kritiken besser, ebenso wie die Furcht vor der viel beschworenen starken Euro-Achse Deutschland-Frankreich. Da kann ein gut gemeintes Lob schnell zur Erniedrigung geraten.

Dennoch bleibt kein Schaden zurück. Deutschland und seine wirtschaftliche Stärke ernten in der Bevölkerung überwiegend Hochachtung. Die Wirtschaftskompetenz Merkels wird in Spanien wahrscheinlich höher eingeschätzt als in Deutschland. Wohltuend der Humor eines Madrider Kolumnisten: „Merkel kam mit sechs Ministern. Schade, sie hat sie wieder mitgenommen.”