Zugegeben, man freut sich in Krisenzeiten
schon über die Meldung, dass Mallorca gut gebucht wird. Nur der
Grund dafür mag gar nicht schmecken: Es sind die Unruhen in
Tunesien und Ägypten, die dafür sorgen, dass Touristenströme
umgeleitet werden.
Wenn wir auf Mallorca über eine Wirtschaftskrise und die
notwendige Erholung des Tourismus reden, wie sehr trifft das dann
erst auf die Länder in Nordafrika zu! Dort herrscht wirkliche
Armut, und eines der wenigen Mittel, um sie zurückzudrängen, sind
die Einnahmen aus dem Tourismus. Den Ägyptern und Tunesiern ist von
ganzem Herzen zu wünschen, dass Stabilität einkehrt – die
Voraussetzung für das sensible Geschäft mit den Urlaubern.
Hinzu kommt: Wieder einmal Krisengewinnler zu sein, tut Mallorca
überhaupt nicht gut. Mehr noch – eine glänzende Saison aufgrund der
Schwächen anderer ist geradezu kontraproduktiv für die
Fortentwicklung des Fremdenverkehrs auf Mallorca. Sie verhindert,
dass intensiv über Fehlentwicklungen im Mallorca-Tourismus
nachgedacht wird. Überspitzt ausgedrückt: volle Betten, leeres
Hirn.
Baustellen gibt es ausreichend. Erst in der letzten Woche
kündigte die Chefin des Fremdenverkehrsamtes ATB, weil sie keinen
finanziellen Spielraum für eine effektive Tourismuswerbung sah. Das
Vorzeigeprojekt Playa de Palma, das ja nur als ein erster Schritt
für die Sanierung der in die Jahre gekommenen Touristenorte
Mallorcas angesehen werden kann, liegt völlig darnieder, weil
Wahlen bevorstehen. Der Wintertourismus wurde so sehr
vernachlässigt, dass in der „kalten” Jahreszeit selbst gute
Spa-Hotels dichtmachen. Generell sind innovative Ideen für eine
Renaissance der so wichtigen Branche eher Mangelware.
Wir dürfen uns freuen, dass wir auf einer sicheren Insel leben,
die beste Voraussetzungen für das Geschäft mit dem Gast bietet.
Aber wir dürfen nicht zulassen, dass wir die Misere anderer
brauchen, um diese gute Ausgangsposition endlich wieder in Erfolge
zu verwandeln.
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