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Die Richtung stimmt, bei den Regeln herrscht allerdings noch heilloses Durcheinander: Mülltrennung und Recycling gewinnen auf Mallorca zwar immer mehr an Bedeutung. Wie, wo und zu welchem Preis allerdings der Müll entsorgt wird, kann von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich sein.

Die gute Nachricht ist, dass auf Mallorca die Menge des Restmülls im vergangenen Jahr deutlich gesunken ist. Zum Teil sei dies laut Entsorgungsunternehmen Tirme zwar der allgemeinen Wirtschaftskrise zuzuschreiben – in Krisenzeiten werde stets weniger Müll produziert – doch auch die klassischen Verhaltensmuster scheinen sich langsam zu ändern. Während in den Jahren zuvor auf Mallorca noch so wenig recycelt wurde wie in kaum einer anderen europäischen Region, konnte der Verband der Gemeinden der Inselmitte – „Mancomunitat del Pla” – Ende 2010 erfreuliche Zahlen vorlegen: In allen 14 Gemeinden war die Produktion des Restmülls von April bis November deutlich gesenkt worden, in vielen Fällen sogar um die Hälfte. Spitzenreiter war Llubí: Bis Ende des Jahres war die nicht wiederverwertbare Müllmenge von 15.250 Kilogramm pro Monat auf 4155 Kilogramm gesunken. Damit wurden Puigpunyent und Esporles als Vorzeigegemeinde in Sachen Recycling abgelöst.

Wie die Mallorquiner zum Recyceln angehalten werden, ist höchst unterschiedlich, da das Handling der Müllbeseitigung und die Höhe der jährlichen Müllabgabe jeder Gemeinde selbst unterliegt. Während das System der Trennung inselweit gleich geregelt ist – dunkelgrüne Tonnen für Restmüll, blaue für Papier, gelbe für Plastik, Dosen, Tetrapack, hellgrüne Tonnen für Glas – geht es bei der Abgabe und Einsammlung bunt durcheinander. Beispiel Algaida: Wer hier außerhalb der Ortsgrenzen wohnt, muss seinen gesamten Müll zur Sammelstelle „Punt Verd“ im Ort bringen. Es wird genau gezählt, wie oft die dort registrierten Einwohner der Gemeinde ihren säuberlich getrennten Müll abgeben. Wer mindestens 30-mal pro Jahr dort entsorgt, wird entlohnt. „Seitdem ich das mache, ist meine jährliche Müllabgabe an die Gemeinde von 173 Euro auf 94 Euro gesunken“, sagt eine Anwohnerin. Auch an einigen Straßen stünden noch blaue, gelbe oder Restmülltonnen, wer dort allerdings weiterhin seine Abfälle entsorge, zahle entsprechend mehr. Im Ort, so sagt die Deutsche, würden die Säcke an bestimmten Wochentagen direkt vor der Haustür abgeholt.

Ähnlich sieht es in Puigpunyent aus. Auch dort wurden die öffentlichen Mülltonnen zu Gunsten der Sammelstellen abgeschafft. Wer nicht direkt im Ort wohne, wo alles abgeholt werde, sei gezwungen, zur Sammelstelle zu fahren. Das habe Vorteile und Nachteile, wie eine deutsche Einwohnerin berichtet. Stinkende Fischabfälle im Restmüll könne man nicht mal eben abends nach dem Essen entsorgen, „dafür nehmen die Sammelstellen aber alles: Gartenabfälle, alte Elektrogeräte, Batterien und Ähnliches. Außerdem können sich Gärtner hier kostenlos Kompost besorgen“. Alternativ zum „Punt Verd“ könne man seine Abfalltüten auch zu bestimmten Zeiten an die Hauptstraße stellen. Die Säcke würden allerdings streng kontrolliert, wer nicht richtig trennt, zahlt Strafe.

Mülltrennung ist also in vielen Gemeinden mühsam, und wird auch nicht überall mit niedrigeren Gebühren belohnt. Zwischen 94 Euro und 215 Euro schwankt die jährliche Abgabe in den Gemeinden der „Mancomunitat“, je nachdem, ob recycelt wird oder nicht. Absurditäten wie diese kommen dabei heraus: Eine Familie in Algaida, die alles in eine Tonne wirft, zahlt pro Jahr immer noch 40 Euro weniger Müllgebühr als ein Haushalt in Montuïri.

Dass die Gemeinden daran interessiert sind, den Restmüll möglichst zu reduzieren, liegt auf der Hand. Pro Tonne zahlen sie an die Müllverbrennungsanlage Tirme knapp 140 Euro. Neu ist ihn diesem Jahr, dass dieser Preis sinkt, je weniger die Gemeinden insgesamt abliefern. Doch offensichtlich geben nicht alle Gemeinden diese Ersparnis dann auch direkt an ihre Bürger weiter.

Absurd findet auch Manuel Tietsch die Situation an der mallorquinischen Müllfront. Der Deutsche wohnt auf dem Land in Llubí, an der Grenze zur Gemeinde Inca: „Bis vor drei Monaten konnten wir alles zu einer Sammelstelle in Llubí bringen, die 500 Meter von unserem Haus entfernt ist. Da wir offiziell zur Gemeinde Inca gehören, müssen wir nun mit dem Auto ins Ortszentrum fahren.“ Für ihn sei das lästig, für ältere Nachbarn, die nicht fahren können, unmöglich.

Wer in einem Ort wohnt, der einer der „Pla-Gemeinden” angehört, stellt an bestimmten Wochentagen seine Mülltüten, fein säuberlich nach Rest- und wiederverwertbarem Müll getrennt, zur Abholung vor die Haustür. Wiederum anders ist es in der Hauptstadt Palma. Hier stehen in vielen Straßen und Gassen noch immer die altbekannten Tonnen in der Nähe der Häuser, im Zentrum hielten vor einigen Jahren Müllschlucker mit unterirdischem Abtransport Einzug. Kontrollen wie auf dem Lande gibt es hier bislang noch nicht.

Während man in Orten wie Petra, Santa Maria de Salut, Llubí und Santa Eugènia begonnen habe, die Mülltüten vor den Häusern vor der Abholung zu kontrollieren, sei dies in anderen Gemeinden noch nicht der Fall, erklärt Teresa Vallespir. Ziel sei es jedoch, alles zu vereinheitlichen.