Die Äste tragen schwer unter ihrer
hellgelben, sauersüßen Pracht: Zitronen in Hülle und Fülle. Manch
einer, der gleich einen ganzen Hain im Garten hat, weiß derzeit
kaum, wohin mit so vielen Früchten, spricht gar von einer
"Zitronenschwemme".
"Dieses Jahr gibt es sehr viele Früchte", bestätigt auch Franz
Kraus, der mit "Fet a Sóller" seit sieben Jahren biologische
Zitrusfrüchte aus dem Sóllertal nach Nordeuropa exportiert. Das
hänge vor allem damit zusammen, dass es in der Blütezeit geregnet
habe. Allerdings trage ein Baum auch zwei- oder gar dreimal im
Jahr. Derzeit überschneiden sich gerade die Erntezeiten der zwei
Hauptsorten, die auf der Insel zu finden sind: Die "Primarenca",
auch "Fina" genannt, trägt von Oktober bis Februar Früchte, die
"Verna" von Februar bis September. Allerdings gäbe es neben diesen
Sorten noch zahlreiche Veredelungen, "fünf bis sechs Bäume auf
einem ist bei Zitrus gar kein Problem", erklärt Kraus.
Normalerweise trage ein Baum um die 150 Kilogramm.
"Ich liebe meine Zitronenbäume im Garten, den starken Duft, der
einem entgegenströmt, wenn man eine Frucht frisch gepflückt hat und
am Butzen riecht", schwärmt Caroline Fabian. Es sei immer wieder
faszinierend, erzählt die Inhaberin von "Private Cooking", wie oft
sie Menschen schon zum Staunen gebracht habe, wenn sie sie an einer
soeben frisch gepflückten Frucht schnuppern ließe. "Viele wissen
nämlich gar nicht mehr, wie eine Zitrone wirklich riecht, weil sie
nur noch die aus dem Supermarkt kennen!"
Doch die hätten mit dem natürlichen Schatz, der uns hier auf der
Insel förmlich in den Schoß falle, nur noch wenig gemeinsam, betont
Kraus, der bewusst nur unbehandeltes Obst anbietet. "Die Zitronen
im Supermarkt riechen nicht, weil sie mit Wachsen und Fungiziden
mumifiziert und konserviert werden." Damit wird das Verschimmeln
und Verschrumpeln der Frucht verhindert, weil keine Flüssigkeit
durch die Poren nach außen dringen kann. Aber: Fungizide und Wachs
dringen dafür auch nach innen. "Viele, die meinen, sie hätten eine
Zitrusallergie, haben in Wahrheit nur eine Allergie gegen einen
solchen Konservierungsstoff."
Die Zitrone, die zur Familie der Rautengewächse gehört, sei
allen voran nämlich nicht nur ein kulinarischer mediterraner
Genuss, sondern eine Heilpflanze: Sie sorgt dafür, dass freie
Radikale gebunden werden, vermindert die Ausschüttung von
Histaminen, puscht unser Immunsystem, ist ein kostengünstiges
Hautpflegemittel: "Ideal gegen Falten: Morgens frischer
Zitronensaft und dann die ausgepresste Frucht einfach übers Gesicht
reiben. Die Haut freut sich über die ätherischen Öle, Citral,
Flavonoide, Vitamin C, B, K und die vielen Mineralstoffe." Weil
Zitronensaft leicht das Blut verdünne, empfehle sich der Saft einer
Frucht auch als natürlicher Aspirin-Ersatz bei Kopfschmerzen.
Aber auch im Haushalt sind die gelben Vitaminbömbchen
Alleskönner: "Schneidebretter, auf denen Fisch oder Artischocken
verarbeitet wurden, reibe ich vor dem Spülen mit Zitronenhälften ab
- das ist ein natürliches Desinfektionsmittel und nimmt den
Geruch", rät Caroline Fabian. Raffinierte Akzente in der Küche
ließen sich mit Zitronen-Zucker setzen. "Einfach mit einer
Microplane-Reibe die Schale abhobeln und dann je nach Gusto mit
Zucker vermengen. Damit kann man wunderbar Desserts ansüßen,
schmeckt aber auch herrlich in einer Tasse Tee." Während sich der
Zucker in Marmeladengläsern gut aufbewahren lasse, solle man
Zitronensalz (grobes Meersalz mit Zitronenschale und Kräutern
angereichert) lieber nur für den sofortigen Verbrauch ansetzen.
Die 30-Jährige schwört auch auf heiße Zitrone mit Whisky und
Honig als Erkältungsmittel: "Abends vor dem Schlafengehen trinken
und morgens ist sämtliches Unwohlsein verschwunden." Die Angst
davor, seinem Magen zu viel Säure zuzumuten, sei unbegründet,
betont Kraus: "Magen- und Zitronensäure sind nämlich fast
identisch."
ZITRONENCREME
Zutaten:
4 Blätter weiße Gelatine; 300 g Vollmilchjoghurt;
abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone; 2 El Zucker;
Saft einer Zitrone
300 ml Schlagsahne
Zubereitung:
Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Joghurt mit der
Zitronenschale und dem Zucker verrühren. Den Zitronensaft in einem
Topf erhitzen, dann vom Feuer nehmen und die ausgedrückte Gelatine
darin auflösen. Den Joghurt in kleinen Portionen unterrühren. Die
Sahne schlagen und darunterheben. Eine Stunde kalt stellen.
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