Die statistischen Daten sprechen eine
deutliche Sprache: Obgleich in den vergangenen Jahren die Zahl der
Urlauber deutlich gestiegen ist, haben die Einnahmen aus dem
Tourismus mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Sie sind
weitgehend konstant geblieben. Im Klartext bedeutet das: Seit dem
Jahre 2000 kommen zwar viel mehr Hotelgäste nach Mallorca, doch sie
geben Jahr für Jahr weniger Geld aus.
Das ist eines der Ergebnisse, zu der Mallorcas Hotelverband
(Fehm) in seiner Analyse der Lage gelangt ist. Die Untersuchung
bildet die Grundlage für Forderungen, die der Verband vor den
Regionalwahlen im Mai bei den politischen Parteien vorbringen will.
„Dem Thema Tourismus muss in der kommenden Legislaturperiode und
darüber hinaus wieder die Bedeutung zukommen, die ihm als Motor der
Wirtschaft gebührt – ganz gleich, wer die Regierung stellen wird”,
sagte Verbandspräsidentin Marilén Pol zu Wochenbeginn bei der
Präsentation des Forderungskatalogs.
Nach ihren Worten steckt der Tourismus auf den Inseln seit gut
zehn Jahren in einer Strukturkrise. „Die derzeitige
Wirtschaftskrise ist nicht Ursache unserer Probleme. Sie hat die
bisherige Entwicklung nur verschärft.” Mit Zahlen belegt Pol, wie
das Rückgrat der Inselwirtschaft seit 2000 zunehmend weicher wurde.
Zum einen lag das Bruttoinlandsprodukt der Inseln stets unter den
spanienweiten Werten. Zum anderen ist der Anteil des Tourismus am
Bruttoinlandsprodukt der Inseln von 46'1 Prozent im Jahre 2000 auf
43'2 Prozent im Jahre 2009 gesunken.
Deutlich wird das Missverhältnis im Wachstum bei diesem
Vergleich: Die Einnahmen im Tourismus haben sich auf Mallorca
inflationsbereinigt im Jahresvergleich 2000 und 2008 um lediglich
2'56 Prozent erhöht, während die Zahl der einfliegenden Urlauber um
21'6 Prozent zulegte.
Für Marilén Pol zeichnet sich klar ab, dass die Inseln in der
vergangenen Dekade gegenüber anderen Zielgebieten an
Wettbewerbsfähigkeit einbüßten. Hier könnten nur „mutige politische
Entscheidungen” einen positiven Wandel bewirken. Es gelte, die
Landschaft besser zu schützen, das städtebauliche Wachstum zu
bremsen. Veraltete Hotels seien zu beseitigen – und sei es durch
Zwangsenteignungen. Hierfür fehle es jedoch an gesetzlichen
Grundlagen. Weiter fordert der Verband Steueranreize für Hotels,
die länger als sechs Monate im Jahr öffnen.
Notwendig sei auch eine Aufwertung des Tourismusministeriums
sowie eine enge Zusammenarbeit aller anderen Behörden, die
Tourismusthemen berührten, etwa im Bereich Umwelt, Sport, Agrar,
Handel. Alle Vorhaben sollten sich der Tourismuspolitik
unterordnen. Letztere sei nach unternehmerischen Kriterien zu
gestalten, „mit Transparenz und Nüchternheit”, so Pol.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.