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Bei den öligen Fettkringeln wird manch erwachsener Mann wieder zum Kind: „Lecker!“ – verzückt tunkt der 29-Jährige das krosse Gebäck in die dickflüssige heiße Schokolade vor sich in der Tasse, beißt dann genussvoll ab, leckt sich die zuckrigen Finger. „Churros con chocolate gehören für mich einfach dazu, wenn ich auf Mallorca bin“, erzählt Patrick Diener, „das hat so etwas Gemütliches, wenn man sie in geselliger Runde isst.“ Aber nicht nur dem jungen Mallorcafan aus Herten schmeckt diese Süßigkeit: Im Dezember und Januar rund um die Festtage ist der Run auf sie besonders groß. Seinen Höhepunkt hat dieser Ansturm am Heiligabend kurz vor der Mitternachtsmesse. Die Nachfrage nach der heißen Schokolade mit Gebäck geht sogar so weit, dass viele sich ohne Murren eine halbe Stunde und länger in die Warteschlange einreihen, um in einer der „Xurrerías“ oder „Xocolaterías“, die sich auf diese Köstlichkeiten spezialisiert haben, einen Platz ergattern zu können. Eine davon ist die „Xurrería Rosaleda“ in Palma, die bereits in dritter Generation geführt wird. Seit 1966 werden hier die in Stücke geschnittenen Brandteigkringel gereicht – allerdings verkaufen sich Ensaimadas, „Coca de Patata“ und „Cuarto“ zum Eintunken in die Schokolade mindestens ebenso gut, berichtet Inhaber Juan Ferrer. Obwohl diese Schlemmereien keine Jahreszeiten kennen würden, sei die Nachfrage in den Wintermonaten besonders groß: „Deswegen machen wir bis Ende Januar zusätzlich auch jeden Sonntag ab 17 Uhr auf.“ Anders als auf dem Festland, wo Churros gerne zum Frühstück verspeist würden, werden sie auf der Insel eher als süßer Imbiss am späten Nachmittag oder den frühen Abendstunden verzehrt.

Am meisten verbreitet ist diese Süßspeise in Madrid, wo sie Anfang des vergangenen Jahrhunderts in Mode kam. Von hier aus begann die köstliche Kombination ihren Siegeszug: Immer mehr mobile Verkaufsstände vertrieben sie bei den Messen und Märkten, machten sie populär – und das weit über die Landesgrenzen hinaus: Auch in Lateinamerika sind Churros beliebt. Hier gibt es sie auch in einer Variante mit Füllungen aus Buttercreme oder „Dulce de leche“.

Auch heutzutage sind die mobilen Churros-Stände auf vielen Märkten zu finden, zur Winterzeit schlagen sie auch in den Stadtzentren ihr Lager auf. Allerdings, warnt Ferrer, solle man sich an solchen Ständen auf keinen Fall schon fertige Churros andrehen lassen: „Es gibt zwar einige, die Churros gerne kalt essen, aber im Grunde sind sie nur dann am besten und ganz frisch, wenn sie eben erst aus dem heißen Fett geschöpft wurden und nicht schon eine Weile herumlagen – dann sind sie nämlich nicht mehr so knusprig.“ Die Trinkschokolade ist übrigens in keiner Weise mit Kakao zu vergleichen: Chocolate ist dickflüssig und im Geschmack wesentlich weniger süß, dafür umso schokoladiger. Aufgrund ihrer Beliebtheit werden in den Supermärkten mittlerweile Produkte zum einfachen Anrühren für zu Hause angeboten – neuerdings auch mit weißer Schokolade. Obwohl sie so dickflüssig ist und vor allem zum Eindippen genutzt wird, wird sie als Getränk eingestuft: „Als ich das erste Mal Churros con chocolate und einen Milchkaffee bestellt habe, hat mich die Bedienung ganz verdutzt angesehen und gefragt, ob das denn alles für mich sei“, erzählt Patrick Diener lachend.

Genießen lassen sich Churros auf der Insel etwa in der „Churrería artesana“ in der Calle Arzobispo Aspargo in Palma, der „Xurrería Rosaleda“ in der Calle Costa de la Pols in Palma, oder der Cafeteria „La Venta“ im La Ribera-Center an der Playa de Palma. Eine heiße Chocolate mit Ensaimada oder Cuarto genießen kann man in den Schokoladenstuben von Sant Joan de S‘Aigo in der Calle Sans und der Calle Barón Santa María del Sepulcro in Palma.