Zwei Arbeiter tragen Möbel, Geschirr und
Bilder aus der Villa, als der Blick des Hausherrn auf ein Gemälde
fällt: Mitten im blauen Meer schwimmt ein Bett, darin liegt ein
Mann und lässt sich treiben, wie heimatlos. "Sehr symbolträchtig
das Gemälde, das könnte ich sein", sagt Axel Ball mit einem Anflug
von Galgenhumor.
Der deutsche Architekt ist einer der vier Hausbesitzer in
Llucalcari, deren Gebäude nun nach Jahren gerichtlicher
Auseinandersetzungen abgerissen werden sollen. Seit sechs Jahren
ist der in Sóller lebende Deutsche nicht mehr in seinem Haus
gewesen, die ganze Geschichte hätte ihm finanziell und
gesundheitlich zugesetzt, doch das jüngste Abrissurteil bewege ihn
nun, seine Sicht der Dinge zu schildern, sagt er.
Von "illegal erbauten Villen" ist seit dem Ab-rissurteil die
Rede, das der oberste balearische Gerichtshof 1992 und erneut 2003
erließ. Kläger war 1988 der Naturschutzverband GOB gewesen, dem die
Villen immer ein Dorn im Auge waren. Ein früheres Mitglied -
Anwohner der Gegend – reichte vor 22 Jahren Klage ein, weil die
Baugenehmigungen auf der unter Denkmalschutz stehenden Finca Can
Simó zu Unrecht erteilt worden seien.
Axel Ball, der unter anderem auch das Hotel Residencia in Deià
erbaute, war 1985 der Käufer des Geländes und der Architekt zweier
der vier Villen, von denen er eine für sich selber baute.
"Wir haben damals von der Gemeinde und dem zuständigen
Kulturministerium in Palma ohne Probleme alle notwendigen
Genehmigungen zum Bau der vier Villen erhalten", erinnert sich der
Architekt, der seit 35 Jahren auf der Insel lebt. Die geforderten
Auflagen, mindestens 15.000 Quadratmeter Grundstück pro Haus
vorzuweisen, im Stil der umliegenden Häuser zu bauen und geschützte
Objekte wie alte Trockensteinmauern zu erhalten, seien allesamt
eingehalten worden.
"Die Häuser wurden gebaut, doch der GOB reichte Klage ein mit
der Begründung, dass der sogenannte ,Plan de Protección
Territorial' fehlte." Dieser Plan sei vorgesehen für Bauvorhaben
auf einem Gelände, das wie die Finca Can Simó als BIC deklariert
sei, erklärt Axel Ball. Doch weil die Erstellung eines solchen
"Plan de Protección" für die Gemeinden teuer und aufwendig war, sei
es damals durchaus üblich gewesen, Baugenehmigungen ohne diese
Unterlagen zu erteilen.
"Wir haben Listen mit mindestens 700 Villen allein im
Tramuntanagebirge, die unter den gleichen Bedingungen entstanden
sind wie unsere Häuser in Llucalcari." Für den GOB sei der fehlende
Plan allerdings die Lücke gewesen, um eine Klage durchzusetzen.
Wütend machen Axel Ball, ebenso wie die anderen Hausbesitzer,
gleich mehrere Tatsachen: Es sei nicht verboten gewesen, auf dem
Gelände zu bauen, nur der Plan de Protección habe gefehlt. "Davon
haben wir erst beim Urteilsspruch erfahren. Die Gemeinde Deià, die
uns all die Jahre immer unterstützt hat, hat dann den fehlenden
Plan nachträglich erstellen lassen, und er wurde von der
Inselregierung auch genehmigt."
Es sei deshalb nicht zutreffend, von illegal erbauten Villen zu
sprechen, von geschütztem Gelände, auf dem nie hätte gebaut werden
dürfen. Schuld treffe nach Ansicht Balls vielmehr die
Inselregierung, die vor der Erteilung der Baugenehmigungen auf das
Fehlen des Planes hätte hinweisen müssen. "Jetzt werden jedenfalls
eindeutig die Falschen bestraft, die Hausbesitzer und die
Steuerzahler, die diese Aktion Millionen kosten wird", ist sich
Ball sicher.
Allein der Abriss und die Wiederherstellung des Geländes in
seinen ursprünglichen Zustand, wie es im Urteil gefordert wird,
werde weit mehr kosten als die veranschlagten 143.000 Euro pro
Haus. Eine Partei habe schon vor zwei Jahren eine
Schadensersatzklage eingereicht, die anderen Hausbesitzer würden
folgen. Der Abriss könnte außerdem eine Prozesslawine auslösen, die
für die Inselregierung fatal wäre.
"Wir erwägen, all die anderen Besitzer der Häuser, die unter
ähnlichen Bedingungen erbaut wurden, anzuzeigen. Wenn man unsere
Häuser dem Erdboden gleichmacht, müssen mindestens 700 andere
Hausbesitzer um ihre Immobilie fürchten."
Einen Ausweg aus der Situation sieht Axel Ball nicht mehr. "Ich
habe noch das Glück, dass ich hier nicht fest wohne. Anderen wird
ihr jahrelanges Zuhause genommen."
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