Wenn Joan Miralles Besucher über sein
Landgut führen möchte, dann wirft er den Motor seines Quads an. Das
Motorrad mit den vier Rädern ist ein Gefährt, das zwar röhrt wie
ein Hirsch, aber leichtfüßig wie ein Reh über das gepflügte
Erdreich dahingleitet. Von den Hügeln des Anwesens, das auf halbem
Weg zwischen Algaida und Randa liegt, eröffnen sich immer wieder
atemberaubende Ausblicke auf den Klosterberg.
Rund 200.000 Quadratmeter, also rund 20 Hektar Grund, nennt Joan
Miralles auf der Finca Treurer sein Eigen. 14 Hektar der hellen
Kalksteinerde sind seit vier Jahren bepflanzt, mit 3200 jungen
Ölbäumen. 80 Prozent von ihnen gehören zur Olivensorte
Arbequina.
Im Frühjahr dieses Jahres vermarktete Miralles erstmals das
Olivenöl seiner Finca, und zwar gleich unter dem Güte- und
Herkunftssiegel der anerkannten Anbauregionen für mallorquinisches
Olivenöl, der "Denominació d'Origen (DO) Oli de Mallorca". 3600
Liter kamen damals von den Ölfrüchten der jungen Bäume zusammen.
Mit der zweiten Ernte, die auf der Treurer-Finca Anfang November
beginnt, erwartet den Hausherr einen voraussichtlich doppelt so
hohen Ernteertrag.
Das Landgut unterscheidet sich deutlich von den historischen
Olivenplantagen in der Serra de Tramuntana. Die dort zum Teil 400
Jahre alten Ölbäume befinden sich auf schwer zugänglichen Parzellen
hoch in den Bergen. Die Pflege der Haine und das Ernten sind
Handarbeit pur - und damit teuer.
Auf dem Gut Treurer - eines von mehreren, die in den vergangenen
Jahren außerhalb der Tramuntana entstanden - sind die Bäume nach
einem Raster in jeweils fünf Meter Abstand zueinander gepflanzt,
die Reihen jeweils acht Meter auseinandergezogen. "So kann der
Traktor problemlos durch die Zeilen fahren", sagt Miralles. Die
Bewässerung und Düngung ist computergesteuert, die Ernte erfolgt
per Vollernter. Das ist eine fahrbare Maschine, die um jeden Baum
ein fächerartiges Auffangnetz spannt und die Früchte mit
luftdruckbetriebenen Greifarmen aus der Baumkrone kämmt. "Bei uns
berührt nicht eine Olive den Erdboden", sagt Miralles sichtlich
stolz. Eine Kostprobe des Öls beweist: es ist ein sehr mildes,
buttriges, aromatisches Öl, ohne Schärfe und kratzigen Abgang im
Rachen.
Das sind Tropfen, wie sie auf Mallorca im Trend liegen, seitdem
sich die 2004 gegründete DO für Qualität starkmacht. Die Lust der
Konsumenten auf neue Geschmackserlebnisse rund ums Olivenöl hat zu
einem regelrechten Boom geführt: Noch vor sechs Jahren wies die DO
lediglich ein halbes Dutzend beste Markenöle auf. Das neueste
Werbeposter der Organisation wartet nun mit 41 Produkten auf. Neben
der Tramuntana-Region entstanden neue Plantagen etwa bei Manacor,
Campos, Llucmajor, Muro, Capdepera oder Algaida, so wie die Finca
von Joan Miralles.
Der ehemalige Hotelier hat in seinen Traum vom eigenen Olivenöl
bislang rund 500.000 Euro investiert (ohne den Kauf des Anwesens).
Doch der Geschäftsmann folgte damit nicht lediglich einer Laune.
"Für mich als Unternehmer muss dabei auch eine Rendite
herausspringen." Den "break-even", also die kostendeckende
Produktion, hofft Miralles mit der Ernte des Jahres 2011 zu
erreichen.
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