Auch als Chef einer Minderheitsregierung weiß der balearische
Ministerpräsident Francesc Antich die Dinge zu lenken, und sei es
per elektronischer Fernsteuerung. So geschehen am Freitag
vergangener Woche, als Antich per Joystick einen Baggerarm
dirigierte, der allmählich ausfuhr und dann wuchtig ein Loch in
eine Hauswand schlug. Das war jedoch keine gewöhnliche Mauer,
sondern ein Stück Fassade des seit acht Jahren leer stehenden
Hotels Playa Náutico in Arenal. Wie bereits im April angekündigt,
ist das acht Stockwerke hohe Gebäude die erste Immobilie, die im
Zuge der Sanierung der Playa de Palma fallen wird. Der Abriss
veralteter Bausubstanz zur Erneuerung der verlotterten
Tourismusmeile hat damit begonnen.
Gut zwei Monate werden die Beseitigungsarbeiten an dem Bauwerk
aus den späten 1960er Jahren dauern. Die Kosten gibt das Konsortium
zur Aufwertung der Playa de Palma mit 600.000 Euro an.
Da das ehemalige Hotel direkt an bewohnte Häuser grenzt, kann es
nicht mit Dynamit weggesprengt werden. So werden Bauarbeiter das
Objekt kontrolliert von oben nach unten in Bauschutt verwandeln und
abtransportieren. Auf dem rund 300 Quadratmeter großen Grundstück
solle anschließend eine Grünzone entstehen, die zudem den Zugang in
das Innere des Straßenblocks freigibt.
Zu den mallorquinischen Honoratioren hatte Antich auch sieben
Mitglieder des Tourismus-Ausschusses des Deutschen Bundestages
geladen, die derzeit Spanien bereisten. Deren Leiter Klaus Brähmig
kam mit seinen Kommentaren in den mallorquinischen Medien nicht
besonders gut an. „Die Mitglieder der deutschen Delegation
zerkrümelten die brennendsten Angelegenheiten der balearischen
Industrie, als befänden sie sich in ihrem eigenen Zuhause”,
kritisierte das „Diario de Mallorca”. „Ultima Hora” ignorierte die
deutsche Anwesenheit vollkommen.
Der CDU-Politiker Brähmig hatte zuvor eine Lanze für den
deutschen Billigtourismus an der Playa de Palma gebrochen. Das
Konsortium plant hingegen eine Anhebung der Hotelqualität. Brähmig
kritisierte zudem die Erhöhung der spanischen Flughafengebühren.
Diese werde sich auf den deutschen Reiseverkehr womöglich stärker
auswirken als die geplante Luftverkehrsabgabe der
Bundesregierung.
Der begonnene Hotelabriss ist nur der Auftakt. Das Konsortium
will insgesamt 13 Hotels beseitigen. Weiter sollen den Plänen
zufolge Gebäude mit 320 Wohneinheiten oder Läden abgerissen
werden.
Die Frist für die Einwendungen der Immobilienbesitzer läuft an
diesem Samstag, 23. Oktober, aus. Das Konsortium rechnet mit rund
1000 Widersprüchen. Dann sind die Rathäuser an der Reihe, bis 9.
Dezember ihre Bewertungen abzugeben. Die Politiker sollen am 30.
Dezember entscheiden, welche Vorhaben realisiert oder abgeändert
werden. Doch schon jetzt gilt es als unwahrscheinlich, dass sich
die genannten Fristen einhalten lassen.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.