Etwas verloren liegt sie ganz am Ende der Muelle Pelaires in
Palmas Hafen: die „SeaDream I”. Unscheinbar ist das Schiff vor
allem, weil man hier Größeres gewohnt ist. Im Vergleich mit den
Dickschiffen für Kreuzfahrer sind 105 Meter Länge geradezu
lächerlich.
Aber mit Längenmaßen wird man diesem Schiff nie gerecht werden,
es sei denn, man zieht zum Vergleich die Luxusyachten im Hafen
heran. Die „SeaDream I”, die auch noch ein baugleiches
Schwesterschiff („SeaDream II”) hat, rangiert in der Größenordnung
der bekannten „Lady Moura”. Und mit dem Vergleich kann der
Veranstalter „SeaDream Yacht Club” schon besser leben. Motto der
Reederei: „It's yachting, not cruising.”
In der Tat gehören die Zwillingsschiffe – die „SeaDream II” wird
am 21. Oktober in Palma erwartet – zu den exklusivsten Schiffen auf
den Weltmeeren. Das steht auch in der „Bibel” für Kreuzfahrer, dem
„Berlitz Cruise Guide”. Demnach sind die „Sea-Dreams”, die dem
norwegischen Reeder Atle Brynestad gehören, die besten
Boutique-Schiffe (50 bis 200 Passagiere) der Welt. Und selbst in
der Gesamtwertung aller Cruiseliner kommt die „SeaDream II” hinter
der MS Europa auf den zweiten Rang. Auf Rang fünf folgt das
Schwesterschiff.
Das Zahlenverhältnis von Passagieren (maximal 112) und
Crewmitgliedern (95) gibt schon einen Hinweis auf die
Service-Maßstäbe, die hier gesetzt werden. Gleichwohl ist das
Ambiente eher leger – es gibt weder Dress-Code noch Tischordnung,
und die Kommandobrücke steht allen Passagieren während der gesamten
Reise offen. Mit Ausnahme der Anwendungen im Spa sind alle
Dienstleistungen, Mahlzeiten und Getränke im Reisepreis enthalten,
selbst der Champagner in der Kabine. Die Preise für
Mittelmeerkreuzfahrten beginnen bei 3000 US-Dollar, können in der
Owner's Suite aber auch schon mal über 20.000 Dollar liegen.
Aber nach oben sind die Grenzen eh offen. Wer kann, der kann –
gleich das ganze Schiff chartern. Je nach Reise und Dauer kostet
der Spaß für die Familie, Freunde oder Geschäftspartner ab 285.000
Euro. Wem das teuer erscheint, wird von der Reederei daran
erinnert, dass eine moderne 100-Meter-Yacht als Neubau um die 100
Millionen Euro kostet, plus Nebenkosten. Da kommt Chartern deutlich
billiger.
Das Yachtformat hat noch weitere Reize: Die „SeaDreams” passen
in Häfen, die für die großen Cruiseliner tabu sind, ferner kann der
Kapitän auch mal auf See Anker werfen und die Wassersport-Marina
ausfahren – da gibt's vom Jetski bis zum Kajak alles, was auf dem
Wasser Spaß macht.
24 -Stunden-Roomservice, Bulgari-Pflegeprodukte im Bad,
feinstes belgisches Leinen auf der Schlafstatt – die Liste der
Annehmlichkeiten ist lang. Gerne wird auf dem Oberdeck auch ein
„Balinese Dream Bed” bezogen – zum Träumen unterm (sommerlichen)
Sternenzelt. (jog)
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