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Sie gehören zum mallorquinischen Herbst wie die Olivenernte und die Schlachtfeste: die Firas. Die bunten Märkte und Messen bevölkern jetzt wieder die Dörfer - ein Festreigen, der noch bis Weihnachten anhalten wird. Insgesamt gibt es um die 40 dieser Firas auf der Insel, Besucher haben also die Qual der Wahl. Traditionell fiel der Startschuss für die Marktsaison mit der Fira von Alcúdia am ersten Oktoberwochenende. Höhepunkt der turbulenten Marktwochen wird der "Dijous Bo" in Inca sein, der "Gute Donnerstag" - in diesem Jahr steigt er am 18. November.

Die Firas sind nicht nur zum Einkaufen gedacht, sondern ein komplexer sozialer Event, der Frühschoppen, Stadtbummel, Dorftratsch und Familientreffen vereint. Eine Tradition, die ihren Ursprung in jener Zeit hat, in der die Herbstmärkte das Highlight der Bauernfamilien waren, die dem bunten Treiben einerseits entgegenfieberten, um hier ihre Ware feilzubieten, als auch die einzige Gelegenheit, ausgefallene Produkte zu erstehen. Auch heute noch gehören der Verkauf von Nutztieren, Kleintierschauen, Traktorausstellungen und der Vertrieb von allerlei Ware für Haus und Hof ebenso dazu wie lokale kulinarische Spezialitäten - von Wurst und Käse bis zu Karamellmandeln, Marmeladen und Honig.

Teilweise stehen die Firas sogar selbst unter einem kulinarischen Motto: So gibt es etwa die "Ölmesse von Caimari", rund um den heimischen Pilz Blutreizker dreht sich alles in Mancor del Vall und alles frisch vom Schlachtfest gibt es bei der Fira von Sineu. "Zurück zu unserem Kulturgut" ist dabei ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren ganz bewusst durchsetzt. Denn seitdem nur noch wenig davon den Inselalltag bestimmt, sind es nicht nur die Touristen, sondern auch die Mallorquiner selbst, die über das Ursprüngliche staunen können. Am konsequentesten wird dieses Konzept beim "Dijous Bo" verfolgt. Dieser präsentierte sich im vergangenen Jahr erstmals in einem Teilstück als reiner Bauernmarkt im Stil von vor 200 Jahren. "Wir haben mit den Jahren unsere Identität immer weiter verloren", erklärt Felipe Jerez, Dezernent für Konsum und Tourismus in Inca. Die Entwicklung der Firas gehe dahin, Moderne mit Tradition zu verbinden. "Die Herbstmessen sind eine wunderbare Gelegenheit, um uns wieder unserer Wurzeln zu besinnen." Beim "Dijous Bo 2009" trugen daher viele Verkäufer altertümliche Bauerntrachten, in einem groß angelegten Gemüsegarten wurde altes landwirtschaftliches Gerät erklärt, ein Gespann für Ochs' und Esel oder auch eine alte Zisternenkonstellation - ein historisches Lehrstück zum Anfassen und Staunen. "Der Bauernmarkt ist fantastisch angenommen worden", betont Jerez, man wolle diesen darum noch um einiges ausbauen, "im vergangenen Jahr wollten sich viele Aussteller auch erst anschauen, wie es angenommen wird - dieses Jahr wollen plötzlich alle am liebsten mitmachen." Menschenaufläufe jedenfalls sollte niemand scheuen, der eine Fira besuchen will - gerade weil hier oft ein Großteil der Inselbevölkerung zum Flanieren und "sehen und gesehen werden" zusammenkommt, sind die Messen so beliebt bei den Mallorquinern. Zum "Dijous Bo" pilgern jedes Jahr rund 250.000 Besucher.