Der spanienweite Generalstreik hat das Alltagsleben auf Mallorca
nur bedingt einschränken können. Die spanische Tageszeitung "Ultima
Hora" brachte am Donnerstag die Schlagzeile "Una huelga light" –
ein Streik ,light' – auf ihrer Titelseite. Selbst die am Airport
von Palma konzentrierten Streikaktionen erwiesen sich als weitaus
weniger gravierend als ursprünglich befürchtet. Nach Angaben des
Flughafen fanden dort 65 Prozent aller programmierten Flüge
statt.
Gleichwohl bekamen am Mittwoch Tausende von Fluggästen den
Streik in Form von Verspätungen, verschobenen oder ausgefallenen
Flügen zu spüren. Auf Mallorca mussten Hunderte deutscher Touristen
entweder einen Tag früher abreisen oder einen Tag länger auf der
Insel verbleiben, je nachdem, auf welche Strategien sich ihre
Reiseveranstalter verlegt hatten. Wer am Streiktag in Richtung
Deutschland flog, kam jedoch in der Regel ohne größere Verspätung
zum Start. "Das durch den Generalstreik in Spanien erwartete Chaos
an deutschen und spanischen Flughäfen ist großteils ausgeblieben",
resümierte der Reisekonzern TUI am Mittwochabend.
Die Gewerkschaften, die mit dem Generalstreik gegen das
verabschiedete Arbeitsreformgesetz der sozialistischen Regierung in
Madrid protestierten, meldeten, 70 Prozent der Beschäftigten seien
dem Streikaufruf gefolgt. Der spanische Arbeitsminister Celestino
Corbacho sprach hingegen von einer Befolgung des Streiks in Höhe
von zehn bis 20 Prozent.
Auch auf den Balearen wichen die Angaben der Gewerkschaften und
der Regionalregierung stark von einander ab. Der Alltag am Mittwoch
in Palma kam der Einschätzung Behörden deutlich näher als der der
Gewerkschaften: Im Stadtzentrum hatten Kaufhäuser und Geschäfte
nahezu überall geöffnet, in den Schulhöfen tummelten sich Kinder
und Jugendliche, die Verkehrsbusse zirkulierten in den Straßen,
wenn auch nicht so häufig wie sonst.
In den Wohnvierteln hatten die Bars und Cafés wie an jedem Tag
geöffnet, die Autowerkstätten, Handwerksbetriebe und Bäckereien
arbeiteten. Lediglich die vollen Abfallcontainer zeigten an, dass
die Müllabfuhr nachts nicht in allen Winkeln der Stadt unterwegs
gewesen war.
Auch in den Gewerbegebieten herrschte weitgehend Normalität,
ebenso in den Hotels. Allenfalls dort, wo Streikposten auftauchten,
schlossen die Geschäfte für kurze Zeit.
Die Balearen-Regierung und Gewerkschaften hatten im Vorfeld die
Aufrechterhaltung einer Mindestversorgung der Bevölkerung mit
Transportmitteln und Dienstleistungen vereinbart. So waren in den
Behörden mehr als nur die Notbelegschaft an Beamten anzutreffen. An
der Balearen-Universität folgten lediglich vier Prozent der
Professoren und 13 Prozent der Angestellten dem Streikaufruf.
In den Kliniken wurde nahezu regulär gearbeitet. Die
Organisationen der Ärzte und Krankenschwestern hatten dem Streik
schon Tage vorher die Unterstützung verweigert.
Selbst am Flughafen in Palma hielten sich die Auswirkungen des
Generalstreiks in Grenzen. "Wir waren auf Schlimmeres gefasst",
sagte eine Air-Berlin-Sprecherin. Die Fluggesellschaft, die am
Airport in Palma ein Drehkreuz betreibt, hatte bereits im Vorfeld
ihr Flugprogramm für den Mittwoch ausgedünnt. Bis zum Nachmittag
waren 20 der auch innerspanische-Verbindungen der Airline
gestrichen worden, "also nur ein Bruchteil unseres
Spanienprogramms". Verspätungen seien nur vereinzelt
aufgetreten.
Die Fluggesellschaft Condor stellte bis zum Mittwochnachmittag
keine Einschränkungen bei ihren reduzierten Flügen von und nach
Spanien fest. Die Airline hatte vorausschauend einige Abflugzeiten
um einen Tag auf den 28. September vorgezogen beziehungsweise die
Flugzeiten für den Streiktag in die Nacht zum Donnerstag verlagert.
Tuifly und Germanwings verzichteten auf Flüge am Mittwoch.
Die Passagiere werden in Absprache mit den Reiseveranstaltern
TUI und Thomas Cook am Donnerstag befördert. Ähnlich verfuhr
Alltours: Der Konzern hatte für Mittwoch ursprünglich 5700 Urlauber
programmiert. Durch die Verlegung eines Teils der Flüge kam es für
die meisten Gäste zu einer zusätzlichen Übernachtung im Hotel.
"Diese Kosten wird Alltours übernehmen", teilte das Unternehmen
mit.
Spanische Kommentatoren bezeichneten den Streik als gescheitert.
Es habe in der Bevölkerung keine Streikbereitschaft gegeben. Am
Abend des Protesttages schlossen die Gewerkschaften den
Generalstreik mit einer Großkundgebung auf der Plaça d' Espanya in
Palma ab. Nach Gewerkschaftsangaen nahmen daran 20.000 Menschen,
nach Polizeiangaben 8000 Menschen teil.
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