Mitunter geht es in dem Büro zu wie in
einem Taubenschlag zu. Menschen kommen und gehen, die Gruppe der
Wartenden wächst, manche machen ihrer Nervosität sprechend Luft,
andere nehmen schweigend die Nummer entgegen, die ihnen eine
Sekretärin reicht. Zwischen den grüngetönten Glaswänden des
städtebaulichen Konsortiums zur Sanierung der Playa de Palma geht
alles der Reihe nach.
Nach wie vor suchen Eigentümer von Wohnungen und Häusern
schubweise das Büro auf, um sich zu informieren, ob ihre Immobilien
von den Abrissplänen des Konsortiums bedroht sind oder nicht. Die
Frist für Einwendungen gegen das Vorhaben ist nach massivem
Bürgerprotest vom 6. auf den 23. Oktober verlängert worden. Der
Strom der Anfragen scheint nicht abzureißen.
Die Unsicherheit bei Eigentümern ist groß, egal, ob sie direkt
auf Mallorca wohnen oder anderswo in der Welt. Nach Angaben des
Konsortiums handelt es sich bei 23 Prozent der 11.500 erfassten
Häuser um Zweit- oder Ferienwohnungen, die nur wenige Wochen im
Jahr bewohnt sind und häufig leer stehen. Wird ferner
berücksichtigt, dass etwa 15 Prozent der Immobilien an der Playa de
Palma in der Hand von Ausländern sind, wird klar, dass der geplante
Wandel an Europas bekanntester Badebucht vielerorts die Blicke auf
sich zieht.
So auch in Deutschland: Familie A. besitzt seit wenigen Jahren
eine Ferienwohnung an der Playa de Palma, genauer gesagt, im Carrer
Ferrán Alzamora, einer ruhigen Seitenstraße, kurz vor der
Stadtgrenze, die Palma von Llucmajor und dem dortigen Arenal
trennt. Der nächste Trip der Eigentümer nach Mallorca ist erst für
Weihnachten geplant, zu spät also, falls man bei der Behörde noch
Einspruch vorbringen möchte. So wie Familie A. schicken auch andere
deutsche Eigentümer, die verhindert sind, Bekannte,
Immobilienbetreuer oder sogar Rechtsanwälte ins Büro des
Konsortiums, um herauszubekommen, ob der Besitz von den Plänen
betroffen ist.
Acht große Landkarten hängen im Empfangsraum des Konsortiums,
auf denen die gesamte Playa de Palma verzeichnet ist. Zwar nicht im
Ist-Zustand, aber mit der Zielvorgabe, die die Reform anstrebt.
Blau eingegrenzte Flächen sind besonders heikel. Hier sind
städtebauliche Eingriffe geplant, im äußersten Fall kann der
Abrissbagger anrücken.
Familie A. hat Glück: Das Haus mit der Wohnung grenzt direkt an
eine blaue Linie. Das bedeutet, das Gebäude kann stehen bleiben,
der Komplex nebenan soll jedoch einer Grünzone weichen. Und die
Planer wollen die Straße zusätzlich verkehrsberuhigen. Werden die
Pläne wahr, kann sich Familie A. über einen Wertzuwachs ihrer
Immobilie freuen.
Anders sieht es bei der deutschen Familie B. aus. Sie ist extra
angereist, um vor Ort die Situation zu überprüfen. Ihre Wohnung,
vor über zehn Jahren in einem Hochhaus in erster Linie erworben,
befindet sich jedoch in einer Zone, die speziell für touristische
Nutzung ausgewiesen ist, sprich Hotels. Das spielte damals beim
Kauf überhaupt keine Rolle, doch nun ist das ein
Unsicherheitsfaktor. Zwar hat man der Familie versichert, dass sie
nicht enteignet werde, doch so recht überzeugt ist sie davon nicht.
"Verkaufen lässt sich so eine Wohnung nun nicht mehr so einfach.
Wer investiert schon in eine Immobilie, die eigentlich ein Hotel zu
sein hat und nicht ein Haus mit Privatwohnungen?", sagt das
Ehepaar. Die Maßnahmen des Konsortiums zur Aufwertung der Playa de
Palma seien zwar durchaus sinnvoll, aber in ihrem eigenen Fall
fürchtet Familie B. einen Wertverlust ihrer Immobilie.
Die Pläne sind auch im Internet einsehbar, unter:
www.consorcioplayadepal ma.com. Wählen Sie im Menü "Documentación"
und "Documentos Generales". Klicken Sie sich durch zum "Documento
de Planeamiento", dann "Plan de Reconversión Integral (PRI)",
weiter zu "Planos" und "Calificación urbano 1/2000". Dort suchen
Sie den Plan Ihrer Zone.
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