Sogar Guillem Mercadal hat es schwer, an
dem stämmigen Wachmann vorbeizukommen. Mercadal ist Hotelmanager
und nebenbei Sprecher des Bauträgers, der das umstrittene
Golfplatz-Projekt in Muro realisieren will. Obwohl er also auf dem
brachliegenden Gelände so etwas wie Hausrecht hat, öffnet der
Aufpasser der Sicherheitsfirma nur zögernd das Tor. „So sind halt
die Vorschriften”, sagt er.
Neugierige, Journalisten, Umweltschützer – immer wieder haben
zuletzt ungebetene Gäste versucht, auf das Gelände zu gelangen, auf
dem einst Golfer ihre Schläger schwingen sollen – und das nun schon
seit Jahren die Gemüter auf Mallorca bewegt. Auf der einen Seite:
eine Gruppe von Investoren, die sich von dem Projekt Profit und
einen Schub für den Tourismus im Inselnorden versprechen. Auf der
anderen: Umweltschützer, die das an den Albufera-Naturpark
grenzende Grundstück schützen wollen.
Wegen dieser widerstreitenden Interessen zieht sich das
Genehmigungsverfahren nun schon über zwölf Jahre in die Länge. Mal
rollen die Bagger, dann wieder nicht – je nachdem, wer gerade in
Muro, im Inselrat und in der Balearen-Regierung das Sagen hat.
Derzeit ruht die Arbeit, nachdem Beamte des Umweltministeriums die
Baustelle in der vergangenen Woche geschlossen haben. Am Gitterzaun
flattert Absperrband. „Es ist schon hart”, sagt Mercadal, während
er über den sandigen Boden stapft: „Da hast du alle Genehmigungen
beisammen und dann sagen sie trotzdem nein.”
Bau- und Betriebslizenz, Umweltgutachten und mehrere
Gerichtsurteile zu ihren Gunsten – die Bauträgergesellschaft sieht
sich im Recht. Etwa acht Millionen Euro seien bisher in das Projekt
investiert worden, sagt Mercadal. „Was hier passiert, ist ein
schlechtes Signal an Investoren.” Es gebe keine
Rechtssicherheit.
Bei der Umweltschutzgruppe GOB hat man andere Bedenken. Hier
sorgt man sich um das Sumpfknabenkraut, eine seltene Orchideenart,
und den Bienenfresser, einen bunt gefiederten Vogel. Beide kommen
in Son Bosc vor. Ziel der Umweltschützer: Das Gelände soll genauso
unter Schutz gestellt werden, wie der angrenzende
Albufera-Nationalpark, das wichtigste Vogelreservat Mallorcas.
Dessen Direktor plädiert seit Langem für eine Ausweitung der
Schutzzone, zum Wohle der gefährdeten Tierarten.
Trotz aller Hindernisse glaubt Mercadal weiter daran, dass einst
gepflegtes Grün sprießen wird, wo jetzt karge Kräuter vegetieren.
„Das wäre ein Gewinn für die gesamte Zone”, sagt er. „Hier dauert
die Urlaubssaison nur von Mai bis Oktober. Der Golfplatz könnte das
Geschäft in den Wintermonaten beleben.” Früher hätten auf der Finca
illegale Motorradrennen stattgefunden. „Da hat sich auch niemand um
den Naturschutz gekümmert.” Außerdem sei das Ausgangsprojekt
mittlerweile mehrfach angepasst worden, Loch acht und neun werden
um die Orchideenpopulation herumgebaut.
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