Liegt er oder steht er? Eine Frage, mit deren Erörterung sich gerade die jüngere Generation an einem langen Tag am Strand oft so gut unterhalten fühlt, als handle es sich dabei um die süffisanten Storys eines Sommertaschenbuches. Und nicht um den Busen umliegender Beach-Schönheiten, die sich oben ohne in der Sonne räkeln. Heiß wird diskutiert, ob die Brüste im Liegen nach oben ragen, statt sich zu den Seiten zu neigen – ein meist untrügliches Zeichen für eine Oberweiten-OP. Die sind mit über 500.000 Eingriffen jährlich die in Spanien häufigste Schönheitsoperation – in keinem anderen EU-Land legen sich Frauen häufiger freiwillig unters Messer. Kein Wunder, dass der Körperkult auch am Strand zelebriert wird: und zwar topless. Oder ganz nackt – an Stränden wie dem Es Trenc sind die Grenzen zum FKK-Bereich schon lange fließend.
Waren in den 80er Jahren nach den Repressalien und strenger Prüderie der Francozeit noch lange die Touristinnen ob ihrer Freizügigkeit verschrien, ist das barbusige Sonnenbad auch für viele Spanierinnen heutzutage fast obligatorisch. Erst recht, weil nur dann die nahtlose Bräune garantiert ist, die bei den heißen Temperaturen und der leichten Bekleidung hierzulande nun mal einen wichtigeren Stellenwert hat als in kälteren Gefilden.
Allerdings: Einigen scheint die nackte Haut am Meer auch ein Dorn im Auge zu sein. Die erzkonservative Bürgerbewegung „Hazte oír“ (Verschaff Dir Gehör) reichte vor wenigen Tagen bei der Balearen-Regierung ein Gesuch ein, man möge doch bitte jegliche Art von Nudismus an Familienstränden verbieten lassen. Auch Kinder sollen ab dem Alter von drei Jahren immer Badeanzug- und Hose tragen. Rund 700 Familien unterstützen die Forderung „Wir wollen wieder echte Familienstrände.“ Reine FKK-Strände gibt es auf der Insel nicht. Wenngleich es durchaus Abschnitte gibt, die sich als solche eingebürgert haben: Es Trenc, Cala Torta, Cala del Monjo oder etwa die Playa del Mago. Dass sich FKK-Fans und Topless-Sonnenanbeter gerne zusammenschließen, hat vor allem psychologische Gründe: Wenn alle oder die Mehrzahl nackt sind, spielt es keine so große Rolle mehr, ob man einen perfekten Körper zur Schau stellen kann.
Rein theoretisch könnten laut Gesetzeslage an jedem Strand der Insel die Hüllen fallen. Denn sich unbekleidet in der Öffentlichkeit zu zeigen, ist seit einer Modifizierung des Strafgesetzbuches 1989 nicht mehr „Erregung öffentlichen Ärgernisses“, wie es etwa in Deutschland der Fall wäre. Die Rechtssprechung geht sogar noch weiter: Seit 1995 ist öffentliche Nacktheit nur dann ein Verstoß, wenn es mit eindeutiger sexueller oder exhibitionistischer Intention geschieht.
Allerdings: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wenn er sich in Parks oder nicht angestammten Nacktbadestränden völlig entblättern will, dem rät der balearische Nudistenverein, immer einen Ausdruck des Gesetzestextes parat zu haben. Erfahrungsgemäß seien Polizeibeamte über die Regelung nicht immer informiert. Unter www.natu rismo.org/legal.html kann ein entsprechendes Dokument ausgedruckt werden, um zu verhindern, dass sich Nackedeis bei Polizeikontrollen warm anziehen müssen.
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