Fast flüchtig ("fugáz"), so die
Lokalpresse, sei ihr Besuch bei den spanischen Royals in ihrem
Feriendomizil in Calamajor am letzten Tag ihres Mittelmeerurlaubs
ausgefallen. Aber immerhin: Michelle Obama war da. Waren doch im
Vorfeld noch Gerüchte aufgekommen, das spanisch-amerikanische
Treffen werde aus Sicherheitsgründen womöglich nicht auf Mallorca
stattfinden. Und weil sie so kurz ausfiel, war die
Insel-Stippvisite der First Lady am Sonntag umso präziser
getimt.
11.51 Uhr: Mit der Regierungsmaschine "Air Force Two"
(eine Boeing 757) landet die amerikanische Präsidentengattin mit
Tochter Sasha (9) und weiteren Begleitpersonen auf dem
Militärflughafen von Son Sant Joan. Zwischen 11.15 und 11.45 Uhr
sind zuvor bereits gepanzerte Fahrzeuge eingetroffen, die später
den Konvoi zum Marivent Palast in Calamajor bilden werden. Die
imposanten Panzer-Chevrolets, die zum Equipment des
US-Sicherheitsdienstes gehören, waren bereits am Samstag mit einer
US-Sondermaschine (C17) nach Palma eingeflogen worden.
Offiziell in Empfang genommen wird der hohe Besuch aus den USA
vom balearischen Ministerpräsidenten Francesc Antich, Alan Solomon
(US-Botschafter in Spanien), Jorge Dezcallar (sein spanischer
Amtskollege in Washington) sowie Ramon Socías, dem Vertreter der
spanischen Zentralregierung auf Mallorca. Tempo, Tempo auch auf der
Vía de Cintura (Anfahrt nicht über Paseo Marítimo): Mit hoher
Geschwindigkeit bringt ein Konvoi von sieben gepanzerten
Security-Fahrzeugen und drei Wagen der Guardia Civil die First Lady
nach Calamajor, wo neben der Königsfamilie rund 50 Fotografen auf
sie warten.
12.30 Uhr: König Juan Carlos und Königin Sofía begrüßen
Michelle Obama und Tochter Sasha vor dem Marivent Palast, in
"zweiter Linie" wartet Kronprinzessin Letizia (Felipe ist nicht
anwesend, weil er zur Amtseinführung des neuen Präsidenten nach
Kolumbien geflogen ist). Auf den Eingangstreppen wird auch das
offizielle Foto gemacht - zunächst ohne Sasha, die von einem Helfer
zur Seite geführt wird, aber schnell wieder zurückläuft, was zur
Erheiterung nicht nur der Fotografen beiträgt. Ansonsten werden die
recht schnell abgespeist: Nur fünf Minuten, dann ist Schluss.
14.00 Uhr: Kurz darauf ist auch der rasche "Brunch" schon
beendet, der erst im Salon stattfinden soll, dann aber - wegen der
schönen Aussicht auf Palma - auf die Terrasse verlegt wird. Es gibt
Gazpacho "andalúz", gegrillten Steinbutt, Kalbsschnitzel, den
typisch mallorquinischen Gemüse-Kartoffelauflauf "Tumbet", Eis mit
Früchten zum Nachtisch. Als Geschenke überreicht Königin Sofía
ihren Gästen mallorquinisches Kunsthandwerk (Armbänder,
Halsketten), König Juan Carlos schenkt Pflanzensamen heimischer
Agrarprodukte für den Biogarten der Familie Obama in Washington.
Sasha hat für die Infantinnen Leonor und Sofía Stofftiere
mitgebracht; Letizia verspricht ihr, sie an ihre Töchter
weiterzureichen.
Weil sich ihr Flieger verspätet hat, kommen Infantin Elena und
ihre Kinder erst nach dem Mittag-essen zum Kaffee dazu, Sasha
spielt mit Froilán und Federica im Garten des Königspalast.
Atmosphäre unterm Strich: Kurz, aber herzlich. Zeit für einen
kurzen Besuch Palmas, etwa der Kathedrale, ist nicht. Kurz nach 14
Uhr verlässt der Fahrzeug-Tross den Marivent-Palast schon wieder
Richtung Militärflugplatz Son Sant Juan, wo die Regierungsmaschine
auf die Obamas wartet. "Die intensivsten 120 Minuten im Marivent
Palast in den vergangenen Jahren", fasst die Lokalpresse die
Stippvisite zusammen.
14.33 Uhr: Abflug der "Air Force Two" Richtung
Washington. Spätestens dort dürfte die Urlaubslaune der First Lady
schnell gedämpft worden sein. Ihr fünftägiger Spanien-Luxus-Trip
ist schon längst zum Politikum geworden: "Falsches Signal zur
falschen Zeit", so die Meinung besonders in oppositionsnahen
US-Medien. In Zeiten von Krise, hoher Arbeitslosigkeit und einer
von der Ölpest gebeutelten Südküste am Golf von Mexiko sei der
Aufenthalt in einer Luxusherberge (in Marbella), in der eine
Übernachtung mindestens 300 Dollar bis 6500 Dollar für die teuerste
Suite kostet, ein "Desaster". Die Boulevardzeitung "New York Daily
News" nennt die Präsidentengattin gar "Material Girl" und "moderne
Marie Antoinette".
Fakt ist, dass Michelle Obama alle privaten Kosten selbst
getragen hat, explizite Security-Maßnahmen ausgeschlossen. Ihr
Freizeitprogramm - Besuche in der Altstadt von Marbella, Granada
oder Ronda - war unspektakulär und "bodenständig", erforderte
dennoch ein gewaltiges Sicherheitsaufgebot. Das war bei ihrem
"flüchtigen" Mallorca-Trip nicht anders. Ob es sich "gelohnt" hat?
Das muss Michelle Obama nun vor allem selbst beurteilen.
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