Um 10.30 Uhr war sie endlich da: Gemeinsam
mit ihrer Tochter Sasha (9) landete Michelle Obama am Mittwoch mit
einer Sondermaschine auf dem Airport von Málaga. Nachdem ein
schwarzer Geländewagen sie ins Luxusquartier „Villa Padierna” im
Nobelbadeort Benahavís gebracht hatte, wurden die beiden von
Hotelier Ricardo Arranz und seiner Frau sehr persönlich begrüßt –
und ganz in spanischer Manier: mit zwei Küsschen links und
rechts.
Die „Costa del Sol” machte ihrem Namen ausgerechnet an diesem
Morgen allerdings wenig Ehre: Ein zugezogener Himmel und später
stärkerer Nebel durchzug sorgten sogar dafür, dass die First Lady
ein geplantes Tennismatch am Nachmittag cancelte. Obgleich sie
vorab keinerlei Sonderwünsche angemeldet hatte, bat die
Präsidentengattin, wie die Zeitung „El Mundo” berichtete, den mit
dem Hotel kooperierenden „Puro Beach-Club”, von dem es auch auf
Mallorca einen Ableger gibt, für sich und ihre mitgereisten Freunde
schließen zu lassen: Etwas Privatsphäre muss sein.
Und das trotz der rund 300 Journalisten, die die Ankunft der
ersten Frau Amerikas rund um den Eingangsbereich des Hotels
erwarteten – was ein nicht weniger imposantes Aufgebot an
Sicherheitskräften bedeutete. Der Alltagsbetrieb in der „Villa
Padierna” ging trotzdem weiter: „Todo como siempre”.
Schließlich wurde im Vorfeld mehrfach betont, dass es sich um
einen „ganz privaten Mutter-Tochter-Trip” unter Ausschluss der
Öffentlichkeit handeln sollte. Und vielleicht gerade deshalb: Was
für ein Hype. In Zeiten verstärkter Sicherheitsvorkehrungen – auch
auf Mallorca ist die spanische Königsfamilie dieses Jahr deutlich
weniger präsent als in den Jahren zuvor – , blieb auch die genaue
Ankunftszeit der First Lady und Tochter Sasha (die ältere
Obama-Tochter Malia, 12, ist derzeit in einem US-Sommercamp) bis
zuletzt geheim.
War im Vorfeld noch spekuliert worden, ob der US-Präsident, der
am 4. August seinen 49. Geburtstag feierte, seine Frau begleiten
würde, stand bald fest: Barack verbringt seinen Ehrentag mit
Freunden in seiner Heimatstadt Chicago. Vor ihrer Abreise verfasste
Michelle noch eine interaktive elektronische „birthday-card” für
ihren Gatten, auf der sie neben sich – „Me, Malia, Sasha, and Bo”
(so heißt der Hund der Familie, die Red. ) – auch alle Freunde des
Präsidenten einlädt, ihm per Unterschrift zu gratulieren.
Sinn für zielgerichtete Kommunikation zeichnet Michelle Obama
eben aus – weshalb die Sympathieträgerin gern auch die Einladung
des spanischen Königspaares angenommen hat: Sonntag wird sie –
vermutlich per Hubschrauber – am Militärflughafen von Son Sant Joan
zu einer Stippvisite im Marivent-Palast in Palma einfliegen.
Bis dahin logiert sie in einem der luxuriösesten Hotels
Spaniens: In der Fünf-Sterne-Herberge „Villa Padierna” des
Unternehmers Ricardo Arranz, das zwischen Marbella und Estepona
liegt, hat die Obama-Reisetruppe 60 Zimmer reserviert
(Sicherheitskräfte sind zum Teil auch in Hotels der Umgebung
untergebracht). Das Luxushotel, das zur amerikanischen Gruppe Ritz
Carlton gehört und erst vor fünf Jahren gebaut wurde, wartet mit
drei Golfplätzen – ein Lieblingssport der Obamas – 129 Zimmern plus
fünf separaten Villen, einem Amphitheater und edlen Spa-Angeboten
auf.
Die Tourismusbranche an der Costa del Sol – eine Region, die in
den vergangenen Jahren eher mit Korruptionsskandalen und Bausünden
von sich reden machte – feiert den hohen Besuch wie einen Sechser
im Lotto: „Eine bessere Werbung hätten wir uns gar nicht vorstellen
können”, so der Reisebüroverband Aedav. Für die Zukunft hofft die
Region nun verstärkt auf Touristen aus den USA, die vom sicheren
Geschmack ihrer „First Lady” auch bei der Wahl des Reisezieles
überzeugt sind.
Das Rathaus von Marbella will daher seinen Ehrengast auch mit
einem Werk der französischen Künstlerin Muriel Moreau beglücken,
die den nationalen Kunstpreis 2009 („Premio Nacional del Grabado”)
erhalten hat – und mit einem historischen Werk über die Geschichte
der Stadt. Schließlich, so Marbellas Bürgermeisterin Ángeles Muñoz
vollmundig, handle es sich um die Gelegenheit („una ocasión
idónea”), den „Knoten” zwischen Michelle und Marbella weiter zu
festigen.
Fest stehr: Der PR-Effekt ist gewaltig. Gemäß einer aktuellen
Studie eines großen US-Marktforschungsunternehmens (Oak Power
Communication/OPC) wird der Gesamtwerbewert des Besuchs auf rund
800 Millionen Euro geschätzt. Laut OPC werden weltweit rund 600
TV-Sender, 2500 Zeitungen, 2100 Onlinedienste, 900 Radiostationen,
950 Zeitschriften und weitere 900 „Yellow-Press”-Blätter das Thema
„Michelle in Marbella” transportieren
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