Seit 1870 wird auf Mallorca Kompaktkarton
produziert. Das sind feste, stabile Kartonagen, wie sie etwa für
Buchdeckel, Aktenordner, Dokumentenschatullen oder stoßfeste
Hutschachteln verwendet werden. Abnehmer sind auch die Schuh- und
Lederindustrie: Schnittmodelle werden aus stabiler Pappe gefertigt,
in Schuhen kommt Pappe zum Teil als Einlage zum Einsatz.
„Wir produzieren starken, verdichteten Karton. Achtung: Der ist
nicht zu verwechseln mit leichtem, ondulierten Karton, aus dem die
vielen braunen Pappschachteln gefertigt werden, etwa für
Weinflaschen, Seifen, Supermarktartikel oder als
Umzugskartons...”
Auf das Produkt aus seinem Familienbetrieb lässt Francisco
„Paco” Margarit nichts kommen. Bereits in fünfter Generation wird
nach traditionellem Verfahren in Palma Kompaktkarton gefertigt,
auch wenn die technischen Abläufe heute mit modernen Maschinen
ausgeführt werden. Das Verfahren, das ursprünglich schon die alten
Ägypter entwickelt hatten, ist im Prinzip dasselbe wie jenes, das
sich Paco Margarits Ur-Urgroßonkel Juan Trias Bordoy einst im
Baskenland abgeschaut hatte.
Der war damals als junger Soldat während der Karlistenkriege
dort stationiert. In seiner Freizeit half er in einer
Kartonmanufaktur aus, erlernte dort das Handwerk und kehrte mit dem
erworbenen Wissen nach Mallorca zurück, wo er gemeinsam mit seinem
Bruder in Esporles den ersten Betrieb für Kompaktkarton eröffnete.
Über ein Jahrhundert war die Firma dort beheimatet, 1974 erfolgte
der Umzug ins Gewerbegebiet von Palma, Son Castelló.
Nach dem Boom, den die Branche in den Jahren von 1940 bis 1970
erlebte, finden sich nur noch drei Firmen in Spanien: „Juan Trias e
Hijos S.A.” auf Mallorca sowie zwei Mitbewerber auf dem
Festland.
Die Fabrik in Palma produziert jährlich über 1000 Tonnen
Kompaktkarton. Das sind pro Werktag im 24-Stunden-Betrieb bis zu
vier Tonnen Pappe.
Auf nur wenigen Quadratmetern wird die komplette Herstellung
bewältigt. Altpapier aus Betrieben, Behörden und Buchverlagen wird
zerhäckselt und befeuchtet. Wie in einer Ölmühle zermahlen
Mühlräder aus Stein das Material zu Brei; hinzu kommen Wasser und
Farbstoffe. Über Bänder und Walzen wird die Paste in Form gezogen,
gepresst, entwässert und geschnitten.
Es folgt die Trocknung. Früher wurden dazu in Esporles die
Pappbögen wie steife Leintücher im Freien aufgehängt. Heute erfolgt
das Trocknen maschinell, gleichzeitig werden die Bögen geplättet,
graviert und auf Wunsch sogar mit einer Farbschicht lackiert.
„Gerade mit dem Farbanstrich haben wir gegen alle Krisentrends neue
Kunden gewinnen, Absatzgebiete erobern und unseren Umsatz steigern
können”, sagt Paco Margarit. Seine Kartonagen, ganz „producte
balear”, werden bis nach Frankreich, Tschechien und in die Slowakei
exportiert.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.