Fünf Wochen nach ihrer ersten Ankündigung
hat die Bundesregierung die Höhe der geplanten Luftverkehrsabgabe
konkretisiert: Tritt sie in Kraft, dann sollen von 2011 an Flüge
nach Mallorca um 13 Euro teurer werden. Kassiert wird die neue
Steuer von den deutschen Airports, auf denen der Fluggast zu seiner
Reise startet. Die 13 Euro Ticketabgabe pro Passagier und Strecke
werden auch fällig bei Flügen innerhalb Deutschlands sowie auf
Mittelstrecken in Europa und nach Nordafrika.
Das bedeutet, dass Flüge ab Deutschland auch zu anderen
Badedestinationen rund ums Mittelmeer sich um 13 Euro verteuern
werden. Für Flüge auf Fernstrecken muss der Steuerzahler noch
tiefer in die Tasche greifen: Hier sollen von Jahresbeginn an 26
Euro fällig werden. So sieht es zumindest ein Gesetzentwurf des
Bundesfinanzministeriums vor, der am Donnerstag vergangener Woche
bekannt geworden war.
Bis dahin war für die Mittelstrecke nur vage von einer
"ökologischen Luftverkehrsabgabe" von zehn bis 15 Euro die Rede
gewesen. Nach Einschätzung der Bundesregierung würde der Staat auf
diese Weise allein 2011 rund eine Milliarde Euro einnehmen. Die
Maßnahme ist gedacht als Teil des Sparpakets zur Sanierung der
Staatsfinanzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hofft, bis zum
Jahre 2014 die Schuldenlast des Bundesetats um rund 80 Milliarden
Euro zu senken.
Wie schon bei der ersten Ankündigung Anfang Juni sparten die
Fluggesellschaften und Reiseveranstalter nicht mit Kritik an der
geplanten Steuer. Die Abgabe sei nichts anderes als ein
"Arbeitsplatzexportprogramm", warnte der Geschäftsführer des
Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), Michael
Engel. Wer aber Arbeitsplätze und Wertschöpfung exportiere, der
werde am Ende nicht mehr, sondern weniger Steuereinnahmen in der
Kasse haben. "Diese Steuer wird zu einem Minusgeschäft für Bund,
Länder und Kommunen", prognostizierte Engel.
Gemeinsam mit den Airlines und den Reisekonzernen wehren sich
auch die Flughafenbetreiber, Gewerkschaften und Betriebsräte der
deutschen Luftverkehrswirtschaft gegen die geplante Steuer. In
einer gemeinsamen Resolution, die bereits am 9. Juli verabschiedet
wurde, warnten sie vor Wettbewerbsnachteilen mit gravierenden
Auswirkungen für deutsche Unternehmen und ihre Mitarbeiter. "Die
Luftverkehrsbranche befürchtet eine Verlagerung von fünf Millionen
Passagieren ins Ausland und den Verlust von 10.000 Arbeitsplätzen",
heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Der Präsident des Deutschen Reise-Verbands (DRV), Klaus Laepple
sprach von gravierenden Folgen. "Zum einen wird das Fliegen spürbar
teurer. Zum anderen sind Zehntausende von Arbeitsplätzen in
Deutschland in Gefahr." Auch auf Mallorca sind Airliner und
Touristiker über die geplante Abgabe alles andere als erbaut. "Das
ist für die Insel sehr besorgniserregend", sagte der
Air-Berlin-Direktor für Spanien und Portugal, Álvaro Middelmann
gegenüber MM. Die Einführung der Luftverkehrsabgabe komme
fast einer eigenen "Mallorca-Steuer" gleich. "Das betrifft uns ganz
besonders. Denn wir sind Inseln. Und auf diese gelangt man in der
Regel per Flugzeug." Middelmann nannte zudem ,widersinnig', dass
Umsteigepassagiere und Frachtflüge von der Steuer ausgenommen
werden sollen. Gerade Frachtflugzeuge seien in der Regel älter und
stießen mehr Emissionen aus. Der angeblich ökologische Ansatz der
geplanten Steuer werde dadurch vollkommen ausgehebelt.
Carsten Sasse, Marketing-Manager der Condor für Spanien, nannte
das Vorhaben der Regierung eine katastrophale Entscheidung.
"Sollten die allgemeinen Prognosen von bis zu fünf Prozent weniger
Passagiere wahr werden, dann würde das bedeuten, dass allein Condor
50.000 Urlauber weniger nach Mallorca befördern würde." Die Abgabe
rufe zudem Wettbewerbsverzerrungen unter den deutschen Airlines
hervor. Eine Kritik, die schon Air-Berlin-Boss Joachim Hunold
vorgebracht hatte. Indirekte Rückendeckung erhielt Hunold von
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), der sich
seinerseits von dem Gesetzentwurf aus dem Hause seines Kollegen,
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), distanziert hatte. Brüderle
sieht die Kurzstrecken gegenüber den Langstrecken
benachteiligt.
Zum Hintergrund: Fernstrecken werden viel häufiger von der
Lufthansa bedient, Kurz- und Mittelstrecken dagegen von Air Berlin.
Auch in Sachen Frachtverkehr hat Lufthansa die Nase weit vorn. Im
Wettbewerb der Airlines um Marktanteile würde der Schwarze Peter
somit bei Air Berlin hängen bleiben. Analysten der Luftfahrtbranche
geben die Prognose ab, dass das Tauziehen um die endgültige
Ausformulierung der Abgabe zu einem regelrechten Kampf der
Lobbyisten ausarten wird.
Hoffnung, dass die umstrittene Luftverkehrsabgabe sich
verhindern lasse, hat Álvaro Middelmann kaum. Mit Blick auf die
Politiker in Deutschland bezweifele er, "ob da wirklich gesunder
Menschenverstand zum Tragen kommt".
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