Adriaan Geuze nimmt kein Blatt vor den Mund. "Die Playa de Palma
ist banal, vulgär, die Hölle auf Erden. Sie mögen darüber lachen,
wenn ich das so sage, aber die Sache ist auch schmerzhaft",
verkündet der niederländische Landschaftsarchitekt zum Auftakt
seines Vortrages am Freitag vergangener Woche in der balearischen
Architektenkammer.
Geuze ist das Gehirn, das den Masterplan zur Sanierung der Playa
de Palma erdacht hat. Der Visionär aus Rotterdam, preisgekrönt und
weltweit renommiert, wurde 2008 beauftragt, den Wandel für die
heruntergekommene Tourismusmeile vorauszudenken. Jetzt gab sich
Geuze in Palma "optimistisch", die Umsetzung seines städtebaulichen
Raumordnungsplans verwirklicht zu sehen. "Die politischen
Verhältnisse hier sind undurchschaubar. Aber anders als bei uns, wo
am Ende stets halbe Kompromisse herauskommen, werden hier einmal
getroffene Entscheidungen rasch umgesetzt." Zuversichtlich stimme
ihn, dass alle politischen Instanzen tatsächlich eingebunden seien
in ein städtebauliches Konsortium.
Eine Sprecherin des Konsortiums hatte Wochen zuvor die
offizielle Präsentation des Masterplans für Mai oder Juni
angekündigt. Konkrete Termine sind aber nach wie vor nicht bekannt.
Ungeachtet aller Sparpläne will die öffentliche Hand bis 2020 rund
1'39 Milliarden Euro in die Erneuerung der Playa de Palma
investieren (siehe MM 19/2010).
Bevor der Landschaftsplaner über die angestrebte Wiedergeburt
der Playa de Palma referierte, sprach er darüber, wie sein
Architektenbüro "West 8" für Kanadas Millionenmetropole Toronto die
"Waterfront" umgestaltet hatte. Mallorca, 17. Juni – Anschaulich
schilderte Geuze, wie dazu unterschiedliche Sichtweisen in Einklang
gebracht werden mussten. Umgebrochen auf die Playa de Palma lautete
der Ansatz: Wie lassen sich mediterrane Realitäten in Einklang
bringen mit "dem Verrücktsein der Nordwesteuropäer nach Sonne und
Strand?"
Das Übel ist nach Geuzes Worten, dass die heutige Playa de Palma
auf ihrer gesamten Länge zu einheitlich, monoton und langweilig
sei. Hinzu kommt: Das Management von Siedlungsflächen, Wasser,
Energie, Abfall und Verkehr beruhe noch auf Konzepten der 1960er
Jahre. Zudem haben die heutigen gesellschaftlichen Normen, die
weniger restriktiv seien als früher, sowie der Massentourismus an
der Playa gemeinsam "dieses Monster" geschaffen, so Geuze.
Es führe kein Weg daran vorbei, die überholten Konzepte zu
überdenken, um ein neues Image für Mallorca zu kreieren. Geuze und
sein Team wollen die betonierte Monotonie an der Playa aufbrechen,
indem sie von Can Pastilla bis nach Son Verí sieben Unterzentren
schaffen, die sich deutlich voneinander unterscheiden.
Die Promenade könne daher nicht überall gleich sein. In
Sometimes etwa solle sie sich zu einem schmalen Fußpfad wandeln, so
dass die neugestalteten Gärten der Hotels scheinbar fließend in den
Strand übergehen. Die "lausigen Shops" müssten dagegen
verschwinden.
Der gemeinsame Nenner des Wandels basiert auf drei Säulen:
Erstens, der Wiedergewinnung und Nutzung naturnaher Flächen wie
Feuchtgebiete, Steinbrüche, Torrents, Kiefernwälder. Zweitens, die
Sanierung des öffentliche Raumes, seine Straßen und Plätze.
Drittens, die Konzentration auf ein öffentliches Verkehrssystem mit
leiser Straßenbahn samt Rad- und Fußgängerwegen, mit viel mehr Grün
und Schatten spendenden Bäumen.
Weiter sieht das Konzept den Einsatz erneuerbarer Energien vor.
Eine Fotomontage zeigt einen großen Solarpark an der Autobahn
(Foto). "Warum nicht ein völlig neues Aushängeschild für die Playa
schaffen? Ein klimaneutrales Urlaubsgebiet wäre das beste
Verkaufsargument für die Zielgruppe der Nordwest-Europäer."
Geuze betonte, dass die genannten Anstöße vor alle den
öffentlichen Raum betreffen und sich im Prinzip relativ rasch
umsetzen ließen. Wann die Pläne aber tatsächlich Realität sein
werden, diese Frage wusste auch der Visionär nicht zu
beantworten.
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