Nicht nur die drei jungen Frauen in luftigen
Kleidchen und Flipflops samt Strandtasche unterm Arm lassen im Bus
nach Calamajor erkennen: Auf Mallorca hat die Badesaison begonnen,
an den Stränden herrscht wieder sommerliche Leichtigkeit.
Mit den ersten warmen Wochenenden, die sich bereits zu Pfingsten
auf den Balearischen Inseln eingestellt hatten, kehrte die
Sonneninsel Mallorca zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurück: „Sol
y Playa”, Sonne und Strand, heißt das Zauberwort, auf dem vor über
einem halben Jahrhundert ein ganzer touristischer Industriezweig
gegründet wurde, und der der Insel letztlich Reichtum und Millionen
Besucher zuführte.
Mag das Geschäft in der vergangenen Saison aufgrund der weltweit
schwächelnden Wirtschaftskonjunktur nicht so rund gelaufen sein wie
es die Balearen-Gefilde normalerweise gewöhnt sind – eines kann die
Krise dennoch nicht: Die Lust der Menschen zu mindern, an einem
heißen Tag den nächsten Strand aufzusuchen und sich in die Fluten
zu stürzen.
Die rund 200 Strände und Badebuchten auf Mallorca sind viel mehr
als ein reiner Freizeit- und Urlaubsfaktor. An den sandigen
Streifen zwischen Meer und Eiland hängen zahlreiche Jobs. Da gibt
es zuvorderst die Strandliegenverleiher und Kioskbetreiber, die
Tretbootvermieter und Strandwächter, ferner die Männer, die den
Strand von Tonnen von Abfällen freiräumen, sowohl von Land als auch
von See aus, mit Spezialbooten, die den im Meer treibenden
Plastikmüll abfischen.
Es folgen eine weitere Reihe von Arbeitsplätzen, die in erster
Linie von den Playas direkt gesichert werden: Das sind die
Angestellten des balearischen Gesundheitsamts, die dort regelmäßig
Wasser- und Sandproben ziehen, aber auch Mitarbeiter von Behörden,
die darüber wachen, dass die gesetzlichen Auflagen rund um die
Playas eingehalten werden. Denn an den Stränden überschneiden sich
die Kompetenzen vieler Ministerien aus Madrid und Palma, sowie des
Küstenamtes, des Inselrates und der jeweiligen Rathäuser.
Spanische Politiker bemühen gerne das Bild, dass ihre an
Bodenschätzen arme Heimat aus den Stränden so viel Geld fördert wie
andere Staaten Devisen aus ihren Erdölvorkommen erwirtschaften.
Dementsprechend sind diese „Fördergebiete” bei den Verwaltungen
begehrt wie anno dazumal die Goldclaims am Klondike.
In der Regel versteigern die Rathäuser nach Vorgaben des
Küstenamtes die Konzessionen zur Bewirtschaftung der Playas mit
Strandliegen und Kiosken. Interessierte Unternehmer müssen viel
Geld zahlen, um an die gefragten Lizenzen zu kommen, die je nach
Gemeinde mal jährlich, mal für längere Zeiträume vergeben werden.
In Langzeitkonzessionen wird zusätzlich eine jährliche Pacht
(„canon”) fällig.
Allein am Es-Trenc-Strand rechnet das Rathaus von Campos 2010
mit Einnahmen von einer Million Euro, die die Konzessionäre mit dem
Vermieten von Strandliegen, Sonnenschirmen und belegten Broten
erwirtschaften müssen, neben dem Geld für das eigene Auskommen. Die
Mindestgebote für eine der drei Strandbars betragen je nach Lage
106.000 bis 172.000 Euro, für die Lizenz der vier
Strandliegen-Kontingente werden 60.000 bis 87.000 Euro fällig. Auf
Mallorca ist so manches Unternehmen wahrlich auf Sand gebaut.
Die schönsten Playas: Ab der nächsten Ausgabe stellt MM
jede Woche drei Inselstrände vor.
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