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Schuhe, Jacken, Taschen. Das ist fast schon alles, was Mallorca-Urlauber mit der „Lederstadt” Inca verbinden. Wenn sie dort überhaupt einen Stopp einlegen, denn anheimelnd wirkt der Ort in der Inselmitte auf den ersten Blick nicht. Erst recht nicht, wenn man ihn auf der Autobahn links liegen lässt, oder lediglich auf der breiten Hauptstraße die gigantischen Schuh-, Mode- und Möbelhäusern passiert.

Inca und Kunst? Auf diesen Gedanken kommen nicht einmal unbedingt jene Mallorca-Kenner, die immerhin die vor wenigen Jahren eingerichtete Fußgänger- und Einkaufsstraße in der drittgrößten Stadt der Insel zu schätzen wissen. Doch damit allein wird man dem Handelszentrum im Herzen Mallorcas nicht gerecht. Denn Inca mausert sich seit vier Jahren zu einem Geheimtipp in Sachen Kunst: An diesem Freitag, 14. Mai, steigt in Inca zum vierten Mal die „Incart”, eine Nacht der Kunst wie die „Nit de l'Art” etwa in Palma, und diesmal werden in Inca Werke von rund 130 Kreativen zu sehen und auch zu kaufen sein. Hierzu verwandeln sich in der Altstadt 17 Orte wie Galerien, Kulturzentren, historische Herrenhäuser, Klosterinnenhöfe, Cafés, Bars und Freiluftplätze in Ausstellungsräume. Präsentiert werden Malerei, Skulpturen, Fotografien, Performance, Videoinstallationen und Kunsthandwerk.

Organisator der Nit de l'Art in Inca ist der Verein Inquietart – der Name ist ein Wortspiel aus Inca, unruhig („inquieto”) und Kunst („art”). Es handelt sich um einen losen Zusammenschluss von Kreativen, die den Verein erst 2008 gründeten, nachdem die ursprünglich als Kunst-Experiment gedachte erste Nacht der Kunst immer mehr Besucher und Teilnehmer anzog und einen deutlichen Mehraufwand an Organisation erforderte. (Die erste Nit de l'Art 2007 hatte lediglich acht Ausstellungslokale und knapp 30 Kreative vereint.) „Aber das Ziel war immer, Kunst und Kultur zu fördern und junge Initiativen zu unterstützen”, sagt Antoni Garreta, Präsident von Inquietart und selbst Künstler aus Inca.

Schon von Anfang an sollte sich die Kunstnacht nicht ausschließlich auf die Kreativen der Lederstadt beschränken, sondern ihren Kollegen auf der ganzen Insel als Forum und Zusammenkunft dienen. In diesem Jahr sind mit Isabel Bacardit und Toni Florit Nin sogar zwei Kunstschaffende aus Barcelona beziehungsweise Menorca mit dabei.

Neben vielen jungen Künstlern beteiligen sich auch bekannte Namen der Inselszene an der Incart 2010. Möglich macht dies das Engagement der Hilfsvereins „Projecte Home”, der sich der Bekämpfung der Drogensucht verschrieben hat. Unter dem Motto „Art per la Vida” spenden namhafte Künstler ihre Werke, deren Erlös wiederum dem Verein zugute kommt. Die Arbeiten etwa von Marian Moratinos, Pep Guerreo, Rafael Bestard und Ramon Company sind dazu im Kreuzgang des Klosters Santo Domingo ausgestellt.

Die beiden Kunstgalerien in Inca, Can Janer und Nuu wiederum zeigen Arbeiten von Menéndez Rojas, Lluis Maraver, Joan Bennassar, Riera Ferrari, Horacio Sampere, Pep Guerrero und Joan Lacomba.

Das Besondere an der diesjährigen Nit de l'Art ist, dass erstmals Besitzer von historischen Privathäusern ihre Anwesen der Kunst öffnen. So haben die Besucher die seltene Gelegenheit, ihren Fuß hinter die steinernen Schwellen zu setzen. Die großzügigen Eingangshallen oder die lauschigen Innenhöfe bilden dann den Präsentationsrahmen für Malerei, Skulpturen, handgefertigten Schmuck und Performances; und das bis tief in die Nacht.