Terminal am Flughafen in Palma besichtigt.
Noch vor Beginn der Hochsaison sollen dort die Hub-Flüge
abgewickelt werden (MM 16/2010). Vor der Presse erklärte Hunold,
dass Air Berlin erwäge, bald auch Mailand und Rom in das
Palma-Drehkreuz einzubinden. Hauptthema am Freitag war
erwartungsgemäß jedoch das erst wenige Tage zurückliegende
Asche-Chaos. MM sprach mit Hunold am Rande der
Pressekonferenz:
Mallorca Magazin: Sie reihten sich schon früh in die Reihe
der Kritiker der Luftraumsperrung ein. War sie ein Fehler?
?
Joachim Hunold: Man kann, wenn man über die Sicherheit diskutiert,
nicht von einem Fehler sprechen. Nach den ersten Erkenntnissen war
die Sperrung nicht zu beanstanden. Aber in einem zweiten Schritt
wäre es richtig gewesen, praktische Erkenntnisse in die
Entscheidungsfindung mit einfließen zu lassen. Wir waren bereit,
sie zu erbringen.
MM: Und wie urteilen Sie mit dem heutigen
Kenntnisstand?
Hunold: Es scheint, dass die Kontaminierung weit unter dem lag, was
eine Gefahrenlage heraufbeschworen hätte.
MM: Hat die Politik schnell genug reagiert?
Hunold: Dass sich die europäischen Verkehrsminister erst am Montag,
vier Tage nach Beginn des Problems, zusammengesetzt haben, ist
kritikwürdig. Die Bundesregierung würde ich von dieser Kritik
ausschließen; hier gab es durchaus einen engen Dialog mit der
Flugsicherung, tagtäglich, stündlich.
MM: Welche Forderungen ergeben sich aus den
Chaostagen?
Hunold: Das werden wir in den kommenden Wochen mit einem runden
Tisch mit den entsprechenden Behörden ausarbeiten. Wir müssen für
das nächste Mal besser gerüstet sein.
MM: Und Ihre Forderung nach einer europäischen
Flugsicherung?
Hunold: Die ist mit den Ereignissen unterstrichen worden. Wenn wir
eine einheitliche europäische Flugsicherung gehabt hätten, wäre es
nicht zu so unterschiedlichen Regelungen von Land zu Land gekommen.
Die Vereinheitlichung ist im Übrigen auch aus ökologischen Gründen
geboten.
MM: Allen Problemen zum Trotz, viele Airlines und
Reiseveranstalter haben mit ihrem Krisenmanagement - Stichwort
Rückholaktionen - einen starken Eindruck hinterlassen. Lässt sich
also auch noch etwas Positives aus dem Asche-Chaos ziehen?
?
Hunold: Wir haben immer gesagt: Unsere Industrie kann
Überdurchschnittliches leisten. Das hat sich an jenem Wochenende
auf besonders eindrucksvolle Weise gezeigt, besonders in der
Versorgung der gestrandeten Passagiere. Gerade auf Mallorca lief
das beispielhaft.
MM: Wie sieht die Schadensbilanz der Air Berlin aus?
Hunold: Für eine Bilanz ist es noch zu früh. Nur so viel: Es waren
rund 330.000 Air-Berlin-Passagiere von den Ausfällen betroffen.
MM: Müssen wir aufgrund der Vorkommnisse möglicherweise mit
höheren Ticketpreisen rechnen? ?
Hunold: Auch für eine solche Aussage ist es noch zu früh. Wir haben
aber unser Ticket-Pricing, das sich am Markt orientiert, und das
werden wir auch nicht ändern.
MM: Wegen der Durchführung der kontrollierten Sichtflüge
mussten Sie von der Pilotenvereinigung Cockpit herbe Kritik
einstecken. Wirtschaftliche Erwägungen stünden über denen der
Sicherheit.?
Hunold: An die Vereinigung Cockpit gerichtet: Man sollte sich
zuerst sachkundig machen, bevor man mit solchen Äußerungen
rausgeht. Der von Ihnen erwähnte Vorwurf ist absurd. Wir würden nie
etwas machen, was nicht absolut sicher und nicht genehmigt ist. Und
ein Verkehrsminister würde keine Genehmigung geben, wenn die
Sicherheit nicht gewährleistet wäre.
MM: Der eigentliche Anlass Ihres Besuches ist der neue
Hub-Terminal in Palma. Ihr erster Eindruck??
Hunold: Das wird ein hervorragender Terminal. Großzügig,
architektonisch ansprechend.
MM: Was hat der Passagier konkret davon?
Hunold: Er hat wesentlich kürzere Umsteigezeiten, weil die Wege
kürzer sind - alles befindet sich in einem einzigen kompakten
Bereich. Dadurch entstehen auch neue Kapazitäten. So erwägen wir,
Italien in das Drehkreuz Palma einzubinden, konkret Mailand und
Rom.
MM: Die Luftbrücke Deutschland-Mallorca der Air Berlin bleibt
auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bestehen??
Hunold: Mallorca ist und bleibt unser wichtigstes Auslandsziel. Die
Luftbrücke steht!
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