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Nach einem fulminanten Ausstellungsstart in den Frühling - mit einer Werkschau von Maria Carbonero im Casal Solleric und einer Ausstellung mit neuen Arbeiten von Jason Martin - gab es in etlichen Galerien der Stadt Neueröffnungen. So etwa in der Galerie Altair mit neuen Arbeiten von Horacio Sapere (Buenos Aires 1951).

Der argentinische Künstler mit Wohnsitz auf Mallorca ist international hoch gelobt. Er hatte Ausstellungen in renommierten Galerien und Museen in Holland, Südamerika, Deutschland, Österreich, Kanada, Teilnahmen an Kunstmessen ebenfalls. Auch auf Mallorca waren die Arbeiten von Horacio Sapere mehrfach zu sehen, vor allem bei Joanna Kunstmann in Santanyí. "Pianos en la montaña" (Klaviere im Gebirge) heißt ein Kernstück der Ausstellung, die wie immer zwischen Surrealismus und Poesie angesiedelt ist. Seit jeher hat sich Sapere den Dichtern zugehörig gefühlt: Robert Graves, Tristan Tzara, Antonin Artaud, Blai Bonet, José Luis Borges, Emily Dickinson, der Achmatowa oder Goethe. Das Wort ist ihm wichtig. Seine Installation "Poet's Room" wurde bereits mit großem Erfolg im Museum MEIAC in Badájoz und in Lissabon gezeigt.

Mallorca tut Sapere gut. Hier, so sagt er, finde er Ruhe für seine Kunst bei gleichzeitiger Anbindung an die Welt. Sapere pflegte stets Kontakte zu anderen Künstlern. In den 70er und 80er Jahren waren Saperes Arbeiten von Pop-Art, Comic und Werbung inspiriert. Später verwarf er alle figurative Darstellung, nutzte Collagetechnik. Heute unterstützt er wieder das Figurative durch das Abstrakte.

Verena Guther (Darmstadt, 1957) setzt sich seit einigen Jahren als Fotografin mit dem Thema "Stadt" auseinander. Wesentliche Aspekte ihrer Arbeiten sind die städtebaulichen und sozialen Strukturen, die Dichte und Vielschichtigkeit einer Stadt, der Prozess der ständigen Veränderung, und die daraus resultierenden Umbrüche und Wunden. Im Zeitalter der Globalisierung werden Stadtgebilde, urbane Strukturen, zunehmend austauschbar. Guthers Augenmerk richtet sich deshalb auf das Charakteristische und den jeweiligen Rhythmus der Stadt.

In ihrem neuen Werkzyklus "Un sueño de Shanghai" zeigt sie die Problematik Shanghais, einer sich rasant entwickelnden asiatischen Großstadt. Auf dem Hintergrund ihrer Erfahrungen während eines Arbeitsaufenthaltes in Shanghai verbirgt sich hinter der künstlerischen Abstrahierung poetischer Bildcollagen die architektonische Entseelung einer Wirtschaftsmetropole. Wuchernde Betonwüsten, mehrschichtige Stadtautobahnen und flimmernde Konsumangebote, durch Addition und Überlagerung noch gesteigert, degradieren den Mensch zum bloßen Ornament.

Ein junges Talent präsentiert die Sala Pelaires. "All now with wings" heißt die Werkschau von Guillermo Rubí (Palma 1971). Die Ausstellung stürzt den Betrachter in Verwirrung. Sind es Fotos oder Bilder oder eine Mischtechnik? Es sind Bilder, die auf eigenen, computerbearbeiteten Fotos beruhen, meist Porträts, die auf den ersten Blick verschwommen wirken. Kneift man die Augen zusammen, werden Einzelheiten, Hintergründe klar.

Diesen optischen Effekt erreicht der junge Künstler durch eine ganz bestimmte Technik, deren wichtigstes Element die Mehrschichtigkeit ist. Er trägt auf Methacryl oder Aluminium mehrere Lagen auf, die unterschiedlich voneinander abgegrenzt sind. Und er spielt auf witzige Weise mit den Titeln seiner Bilder: "I can no longer be still" heißt ein Porträt mit aufgerissenen Augen; "And then I just get tired" scheint ein höchst gelangweilter Mann zu sagen. "Ich kann selbst meinen Stil nicht definieren", sagt Guillermo Rubí. "Was mich inspiriert, ist Design, Architektur, Illustration. Und vor allem die Musik. Wenn es Einflüsse auf meine Arbeit gibt, dann die der New Yorker Band Sonic Youth."