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Die Suspendierung von Walter Eith, dem früheren katholischen Pfarrer auf Mallorca, ist für viele deutsche Residenten auf der Insel ein Schock: Seine Diözese ermittelt gegen den Seelsorger, weil sie neue Erkenntnisse in ihr bereits altbekannten Missbrauchsvorwürfen hat.

Die Verdächtigungen beziehen sich nicht auf das Wirken des Priesters auf Mallorca – aber Zweifel an der Integrität dieses Mannes und der Vertrauenswürdigkeit der Kirchenführer, die bereits vor etlichen Jahren zumindest von einigen dunklen Vorkommnissen wussten, werden sicher auch hierzulande aufkommen. Obwohl nichts bekannt ist über Verfehlungen auf der Insel, macht der „Fall Eith“ die Menschen hier naturgemäß nachdenklich und unsicher – und manche Eltern sicher auch sauer.

Hat man da einfach ein schwarzes Schaf aus den eigenen Reihen ins Ausland geschickt – nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn? Oder war Pfarrer Eith nach psychologischer Betreuung in Deutschland geheilt und keine Gefahr mehr für die jungen Leute in seiner Obhut? Hätte man nicht auch dann wenigstens – nicht zuletzt aus Respekt vor den möglichen Opfern – eine Aufgabe finden können, in der der „Hirte“ nicht so leicht in Versuchung geraten kann, auf Abwege zu geraten? Da muss sicher in nächster Zeit noch manches aufgeklärt werden.

Überhaupt, Aufklärung: Dass der Fall des Pfarrers Eith nun an die Öffentlichkeit kam, ist der Aufklärungskampagne der letzten Wochen und Monate zu verdanken, die in Deutschland immer mehr Opfer animiert, noch nach Jahrzehnten ihre Pein zu „beichten”. Erst allmählich wird die Dimension des Problems deutlich.

Und dabei ist erst die Spitze eines Eisbergs zu sehen: Man darf gespannt sein, wann die Aufklärung von sexuellem Missbrauch auf alle gesellschaftlichen Bereiche ausgedehnt wird. In den Familien, den Freundeskreisen, der Nachbarschaft schlummern sicher noch viele unentdeckte Vergehen, deren Opfer den Mund halten. Bislang.