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Der erste „Welt-Eseltag” ist emblematisch: Die Welt entdeckt den Esel. Ein Wunder sei das nicht, findet zumindest Initiator Alexander Aretz, der zu diesem historischen Ereignis am 8. Mai in Jalon – einem Dorf zwischen Dénia und Calpe – mit 2000 bis 3000 Besuchern rechnet: Kein Tier habe „in der menschlichen Evolution eine so große Rolle gespielt wie der Esel”.

Der Deutsche, der 1985 nach Spanien auswanderte, gründete hier eine „Eselnothilfe”, die heute 68 Esel beherbergt und die er sich zur Lebensaufgabe gemacht hat. Esel, sagt er, gehören schließlich als Zug-, Trag-, Last- und Reittiere zu den ältesten vierbeinigen Helfern des Menschen überhaupt, die schon vor 7000 Jahren domestiziert wurden. Da ihre Milch der menschlichen Muttermilch ähnelt, half man sich im Notfall damit aus: „Eselsmilch ist somit der erste Milchersatz für Neugeborene.” Sei es da überraschend – aber den meisten wie so vieles unbekannt –, dass es allein in Deutschland rund „40 Eselsdenkmäler gibt, mal abgesehen von den Bremer Stadtmusikanten?” Alexander Aretz ist mit seiner Begeisterung nicht allein: In Deutschland gibt es schon seit 22 Jahren die „Interessengemeinschaft für Esel- und Mulifreunde” (IGEM), dem heute rund 1200 eingetragene Mitglieder und 3500 registrierte Esel, Mulis und Maulesel angehören. Das 22. „IGEM-Esel- und Mulitreffen” findet in diesem Jahr am 14. und 15. August in Berlin statt. Die jährlichen Treffen der Eselhalter, so heißt es, diene dem „Erfahrungsaustausch untereinander und der Information der interessierten Öffentlichkeit”.

Und Informationsbedarf scheint es tatsächlich zu geben, finden auch die von MM befragten Eselhalter auf Mallorca, wo sich die Langohren ebenfalls zunehmender Beliebtheit erfreuen. „Esel gehören zum mallorquinischen Landleben einfach dazu”, findet nicht nur Axel Lange, inzwischen stolzer Besitzer von gleich vier Prachtexemplaren. Auch wenn die Einheimischen selbst oftmals noch recht unbedacht – gelinde gesagt – mit ihnen umgingen: Unter den deutschen Tierfreunden besteht ein zunehmendes Interesse, bestehende Wissenslücken und Vorurteile gegen Esel und Co. auszuräumen. So sei ihre viel zitierte „störrische” Seite nichts anderes als ein Beweis ihrer Intelligenz: Sie weigern sich schlicht, eine einmal gemachte schlechte Erfahrung zu wiederholen. Tierfreundin Petra Düfel-Noll, die auf ihrer Finca bei Ses Salines zwei Esel hält, möchte darüber sogar ein „witzig bebildertes Buch” herausgeben: „Esel-Aufklärung mit Spaßfaktor”.

Und in der Tat gibt es viel Interessantes über diese alten Helfer auf vier Beinen zu berichten, deren Einsatz als Arbeitstier auch auf Mallorca gerade wieder entdeckt wird: In schwer zugänglichen Arealen des Tramuntana-Gebirges setzte man Meister Langohr vor Kurzem zum Tragen von schwerem Arbeitsgerät ein, weil kein anderes modernes Transportmittel dort hingelangen konnte. „El retorno a la edad del burro”: Die Rückkehr des Esel-Zeitalters, titelte eine hiesige Lokalzeitung. Sieht ganz danach aus: Auch wenn er mindestens 300, eher 1000 Euro, in der Anschaffung kostet (besondere französische Riesenesel werden sogar mit 30.000 Euro gehandelt): Wie schon jahrtausendelang ist er in der Haltung sehr anspruchslos. Auf etwas indes sollte man unbedingt achten, da sind sich alle Halter einig: Der Esel braucht Ansprache und Gesellschaft: „Sonst wird er komisch.”