Walter Eith, ehemaliger Pfarrer der katholischen Gemeinde auf
Mallorca, wird in Deutschland des sexuellen Kindesmissbrauchs
beschuldigt. Damit weitet sich der seit Wochen in der
Bundesrepublik diskutierte Skandal über Fälle von Kindesmissbrauch
durch katholische Geistliche auch nach Mallorca aus.
Walter Eith wurde am Dienstag durch seinen Vorgesetzten, den
Rottenburger Bischof Gebhard Fürst, angewiesen, seine Amtsgeschäfte
mit sofortiger Wirkung bis zur abschließenden Klärung der gegen ihn
erhobenen Vorwürfe ruhen zu lassen.
Der neueste Verdachtsfall gegen einen Pfarrer in Deutschland war
am Dienstagabend durch einen Vorabbericht der „Stuttgarter Zeitung”
bekannt geworden. Die katholische Kirche weiß demnach seit mehr als
fünf Jahren von Missbrauchs-Vorwürfen gegen den Priester.
Laut Diözese Rottenburg-Stuttgart hat der Geistliche Anfang 2005
sexuelle Übergriffe in einem Fall eingeräumt. Die Verfehlungen, die
sich auf den Zeitraum zwischen Ende der 70er und Ende der 80er
Jahre beziehen, seien damals allerdings straf- und kirchenrechtlich
schon verjährt gewesen.
Der Priester habe zu jener Zeit eine „ultimative Ermahnung”
erhalten. Erneuten Handlungsbedarf sieht die Diözese jetzt nach
jüngsten Gesprächen mit zwei Opfern. Medienberichten zufolge
ermittelt auch die Staatsanwaltschaft. Eith war zuletzt Seelsorger
im baden-württembergischen
Sulz.
Auf Mallorca stand Eith der deutschsprachigen katholischen
Kirchengemeinde von 2007 bis 2009 vor. Im Oktober wurde er wegen
interner Querelen in der Gemeinde vorzeitig abgelöst und war seit
November 2009 wieder in seiner alten Heimatgemeinde Sulz-Dornhan
tätig.
Eiths Nachfolger in der katholischen Seelsorge auf Mallorca, Dr.
Peter Wehr, erfuhr nach eigenen Angaben am Mittwoch das erste Mal
von den Vorwürfen gegen seinen Amtskollegen. „Ich habe keinerlei
Kenntnisse von den Vorwürfen gegen Pfarrer Eith gehabt”, sagt Peter
Wehr.
Auch das katholische Auslandssekretariat der deutschen
Bischofskonferenz in Bonn, welches die Auslandspfarrer entsendet,
war nach offiziellen Angaben ahnunglos. „Es war von den Vorwürfen
nichts bekannt, als Pfarrer Eith nach Mallorca ging”, sagte die
Pressesprecherin der deutschen Bischofskonferenz gegenüber MM.
Andere Personen im engeren Umfeld der katholischen
Seelsorge zeigten sich nicht überrascht über die jüngsten
Meldungen. Ob dort die früheren Verfehlungen aus Deutschland schon
bekannt waren und ob der Streit innerhalb der katholischen
Seelsorge im vergangenen Jahr mit den jetzt publik gewordenen
Vorwürfen zusammenhing, darüber wollte sich niemand äußern.
Sichtlich erstaunt über die Missbrauchsvorwürfe gegen Walter
Eith zeigte sich sein evangelischer Amtskollege auf Mallorca,
Pfarrer Klaus-Peter Weinhold. „Ich höre heute zum ersten Mal von
diesen Geschichten, und es betrübt mich, dass diese Fälle scheinbar
kein Ende nehmen.”
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