Diesen Rekord macht den Inselbewohnern so
schnell niemand streitig: An kaum einem anderen Ort der Welt wird
so viel Müll produziert wie auf Mallorca. Rund 700.000 Tonnen sind
es jährlich, pro Kopf macht das fast eine Tonne. Zum Vergleich: Im
EU-Durchschnitt liegt die Quote bei der Hälfte. Dazu kommt, dass
Mallorca – wie ganz Spanien – beim Recyceln weit zurückliegt. Die
Wiederverwertungsquote liegt hierzulande gerade einmal bei 14
Prozent (in Deutschland: 48 Prozent).
Zugegeben: Mallorcas Müllberge sind nicht nur hausgemacht. Da
Jahr für Jahr Millionen Touristen auf die Insel strömen, schnellt
die Abfallproduktion im Sommer drastisch in die Höhe. Klar ist aber
auch: Für die Müllvermeidung wird viel zu wenig getan. Erst seit
ein paar Monaten etwa gibt es Supermärkte, die keine
Gratis-Plastiktüten mehr an ihre Kunden verteilen. „Wir fordern,
dass die Politik eine klare Strategie der Müllvermeidung und des
Recycelns verfolgt”, sagt Jaume Canals von der Umweltschutzgruppe
GOB. Tatsächlich gibt es keinen solchen „Masterplan”. Denn der
Inselrat ist zwar für das Thema Abfallentsorgung zuständig, hat
aber die wichtigen Entscheidungen an die einzelnen Gemeinden
delegiert. Diese sind es also, die darüber wachen, ob ihre Bürger
den Müll trennen oder nicht. Das System hat zwar Vorteile, führt
allerdings auch dazu, dass ausgerechnet die einwohnerstärkste
Inselgemeinde – Palma – die niedrigste Recyclingquote hat. Es gibt
hier schlicht und einfach kein umfassendes Konzept zur
Abfallentsorgung.
Auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Notwendigkeit
von Müllvermeidung und Abfalltrennung lässt laut Experten zu
wünschen übrig – obwohl das Thema mittlerweile auch an Mallorcas
Schulen Bestandteil des Lehrplans ist. Es müsse viel mehr sinnvolle
Informationskampagnen geben, fordert Umweltschützer Jaume Canals:
„Auch hier muss investiert werden.” Allerdings sei das Problem auch
so nicht zu lösen. Denn der eigentliche Fehler liege im System: Der
Abfall aus Mallorcas Gemeinden landet früher oder später in der
Müllverwertungsanlage Son Reus, die vom Unternehmen Tirme betrieben
wird. Dort ist kürzlich ein viele Millionen Euro teurer zweiter
Verbrennungsofen eingeweiht worden. Die hier entstehende Wärme wird
in Energie umgewandelt. „Damit die Verbrennungsanlage rentabel ist,
muss sie ständig in Betrieb sein”, erklärt Canals. Deshalb werde
auch Abfall verbrannt, der eigentlich wiederverwertet werden
könnte. Es bestehe also aus wirtschaftlichen Gründen gar kein
Interesse daran, die Recycling-Quote zu erhöhen.
Eine positive Nachricht aber gibt es doch. So ist die Müllmenge
auf Mallorca im vergangenen Jahr laut Statistik des Inselrats
gesunken – und zwar um rund sechs Prozent. Dies allerdings ist noch
kein Anzeichen für eine Veränderung der klassischen
Verhaltensmuster. Vielmehr dürfte die gesunkene Abfallmenge der
allgemeinen Wirtschaftskrise geschuldet sein. „In Krisenzeiten wird
stets weniger Müll produziert”, so Joan Mateu, Sprecher des
Entsorgungsunternehmens Tirme.
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