„Ich habe immer nur gesammelt, was Lust in mir erweckt hat,
oder, was mich bis unter die Haut schmerzte, was mich freute, aber
auch wütend machte. Wie könnte Lust entstehen ohne den Rausch der
Farben, wie könnte etwas Gefühls- und Denkanstöße vermitteln, das
nicht auch anstößig ist?“ Das sagte Henri Nannen (1919 bis 1996),
Chefredakteur des „Stern“, den er in 33 Berufsjahren zum zeitweilig
größten Magazin der Welt machte, über seine Leidenschaft, Kunst zu
sammeln.
Die Planungen für ein eigenes Museum in seiner Geburtsstadt
Emden begannen im Jahr 1983. Nannen stellte dafür sein gesamtes
Vermögen zur Verfügung, stiftete seine Sammlung, die vor allem aus
Bildern und Skulpturen aus der Zeit des Expressionismus und der
Klassischen Moderne bestand: Maler der „Brücke“ wie Kirchner,
Heckel, Pechstein, Schmidt-Rottluff, Nolde; Maler des „Blauen
Reiter“ wie Jawlensky, Münter, Marc, Macke; sowie Arbeiten von
Beckmann, Feininger, Kokoschka, Hofer.
Im Oktober 1986 wurde die Kunsthalle vom damaligen
Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker eröffnet.
Der Münchner Galerist und Sammler Otto van de Loo brachte im Jahr
2000 seine Sammlung ein mit 200 Werken aus der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts: Arbeiten der Künstlergruppen CoBrA und SPUR,
sowie Meister des Informel wie Tàpies, Saura, Schumacher. Das
machte Erweiterungsarbeiten des Museums nötig, die 2007
abgeschlossen waren.
Im vergangenen Jahr bekam die Kunsthalle Emden ein weiteres
„millionenschweres Kunstgeschenk“. Ein Sammler, der anonym bleiben
will, übergab dem Museum 21 Werke von Baselitz, Lüpertz,
Immendorff, Penck, Kirkeby. Durch die Schenkung kann das Museum
zeigen, was jüngere Künstler von älteren lernten und wie sie deren
Angang weiterführen.
Neben dem Fundus zeigt die Kunsthalle Emden ständig wechselnde
Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, zurzeit „Realismus – das
Abenteuer der Wirklichkeit“, 180 Kunstwerke aus den Bereichen
Malerei, Fotografie, Skulptur, Video und Grafik mit 100
internationalen Künstlern. (G.K.)
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